Offene Tür in der Kläranlage So wird das Bad Godesberger Abwasser wieder sauber

Hochkreuz · 300 Besucher sind zur offenen Tür der Kläranlage in Bad Godesberg gekommen. Was dort gemacht wird, stieß auf großes Interesse. Doch Auszubildende zu finden, ist schwer.

Timo hatte gut aufgepasst. „Das geht jetzt direkt in die Kläranlage, oder?“, fragte er seinen Vater Thomas Petzold, nachdem er in der Kläranlage Bad Godesberg auf der Toilette war. Die bot am Samstag einen Tag der offenen Tür an, bei dem sich mehr als 300 Besucher die Abläufe anschauten. „Es ist erstaunlich, wie dreckig das Wasser reinkommt und wie sauber es in den Rhein fließt“, sagte Petzold.

Vater und Sohn hatten die Führung mitgemacht und sich alles angeschaut, von der Förderschnecke, die das Abwasser in die Anlage transportiert, über den Fettschaber bis hin zu den Klärbecken, in denen die Mikroorganismen das Wasser reinigen.

Familie Meyer-Sebastian war fasziniert, was mit dem Klärschlamm passiert, „zum Beispiel, dass der Schlamm sieben Kilometer unterirdisch transportiert wird“, sagte Papa André.

„Man fährt ja auch oft mit dem Rad vorbei und riecht es auch“, sagte Mutter Katrin zur Anlage in der Rheinaue. Die Kinder Julian (9) und Janna (5) waren von den großen Maschinen beeindruckt. „Man nimmt das alles als gegeben hin“, sagte André Meyer-Sebastian. „Es ist spannend, das mal erklärt zu bekommen.“

Gereinigtes Abwasser fließt in den Rhein

„Die Anlage reinigt das Wasser von knapp 110 000 Einwohnern, das aus der Kanalisation dort ankommt in den Rheinauen“, erklärte Abwassermeister Karl-Heinz Isenbeck. Pro Sekunde können 375 Liter behandelt werden.

„Es wird gehoben, mechanisch gereinigt über Rechenanlage, Sandfang und Trockenbecken.“ Dann folgt die biologische Reinigung in mehreren Becken. „Die Organismen, die das Abwasser fressen und damit von Schmutzstoffen reinigen, werden im Nachklärbecken wieder von dem gereinigten Wasser abgetrennt. Der Organismenschlamm wird zurückgeführt in das erste biologische Becken. Wir haben also einen Kreislauf.“

Das gereinigte Abwasser geht in den Rhein, der Schlamm kommt erst in einen Zwischenspeicher und wird dann unterirdisch den Fluss entlang zur Anlage Salierweg gepumpt. Dort wird er ausgefault und danach verbrannt.

„Allerdings ist die Anlage in die Jahre gekommen. Wir denken über einen Ersatz nach“, so Isenbeck. Darüber gibt es weiterhin kontroverse Diskussionen (der GA berichtete). Die Kläranlage ist nur tagsüber in Betrieb, sollte es nachts Störungen geben, wird eine Rufbereitschaft benachrichtigt.

Auf der Suche nach Auszubildenden

Die Anlage ist auch Ausbildungsbetrieb, aber die Suche nach Azubis läuft laut Achim Höcherl, Sachgebietsleiter Abwasserbehandlung und damit Chef der vier Bonner Kläranlagen, schleppend. „Wir haben nicht so ein gutes Image“, sagte er.

Dabei sei das ein abwechslungsreicher umwelttechnischer Beruf, der neben der Wartung der Anlage auch den Einsatz in der Zentralwarte, an Messstationen und im Labor mit sich bringt. Bewerben kann man sich jetzt bei der Stadt für 2020, das Ausbildungsjahr beginnt im September, die Ausbildung dauert drei Jahre.

„Es ist sehr interessant, was es hier für Technik gibt“, sagte Katharina von der Haar, die mit ihren Kindern zu Besuch war. Es sei sinnvoll, sich die Abläufe in der Kläranlage mal anzuschauen, „damit man einfach mal sieht, wie Abwasser gereinigt wird.“

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