35. Ausgabe des Nikolausschwimmens Schnelle Zeiten und stolze Eltern

BAD GODESBERG · Im Wortsinn randvoll war gestern das Kurfürstenbad. Etwa 200 Schwimmer, nicht älter als zehn Jahre und aus elf Vereinen, trafen sich samt Familienanhang zum Nikolaus-Schwimmen der Sportgemeinschaft Wachtberg/Godesberg (Wago). Zwischen 11 und 16.30 Uhr standen insgesamt 658 Wettkämpfe an.

 Auch der Nikolaus versucht sich, ins Wasser zu stürzen. Am Ende traut er sich aber dann doch nicht.

Auch der Nikolaus versucht sich, ins Wasser zu stürzen. Am Ende traut er sich aber dann doch nicht.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Die Bänke an den Fenstern sind schon beim ersten Rennen bis auf den letzten Platz besetzt. Wer gerade nicht schwimmt, nutzt die Zeit zwischen den Starts für eine kleine Stärkung in Form von Äpfelchen und Knoppers (die Kinder) oder Kaffee (ihre Eltern). Ein schriller Pfiff ertönt, und fünf junge Schwimmer stürzen sich ins Wasser. Am Beckenrand tummeln sich ihre Teamkameraden und Angehörigen und feuern sie mit Sprechchören an. "Weiter, weiter, weiter!", hallt es durch das Bad und motiviert die Schwimmer, auf den letzten Metern noch einmal alles zu geben. Etwa 90 Teilnehmer stammen aus den drei Bonner Schwimmvereinen SG Wago, SC Hardtberg und SSF Bonn, die restlichen Schwimmer stellen der Brühler Schwimmklub, der Troisdorfer SV, der 1. Koblenzer Schwimmverein 03, der ASV Sankt Augustin, der SV Rhenania Köln 1919, der Hennefer TV, die SG Rhein-Erft-Köln und die SG Neunkirchen-Much. Die zehnjährige Frederike Birgel vom SC Hardtberg geht am Sonntag fünf Mal an den Start. Jeweils 50 Meter Schmetterling, Brust, Rücken, Kraulen und 100 Meter Lagenschwimmen schafft die Kleine mit links. "Das ist eigentlich ganz schön, wenn die anderen einen anfeuern. Dann ist man auch ganz aufgeregt", erzählt sie nach der ersten Runde strahlend.

Mama Ingrid und Papa Peter sind stolz auf ihre Tochter. "Wir sind natürlich hochmotiviert, sechs Stunden an einem Sonntag in einem Schwimmbad mit Kaffee und Kuchen zu verbringen", sagt er mit einem Augenzwinkern. Angela Wöhrle und ihre Tochter Paula haben sich schon lange auf den Tag gefreut, auch wenn sich bei Paula "ein bisschen Bauchweh und Übelkeit" in die Vorfreude gemischt haben. Sie ist erst sieben, aber "schwimmt schon allen davon", erzählt ihre Mutter. Ihr älterer Bruder Julius ist auch im Schwimmverein, nimmt heute aber nicht teil. "Ich finde es toll, dass sie gut schwimmt und dass sie besser ist als ihre Freundinnen", lacht er.

Der Wettbewerb ist vor allem für Kinder gedacht, die über wenig Wettkampferfahrung verfügen, erzählt Andreas Neußer, Geschäftsführer des ISV Bad Godesberg. Er selbst ist vor 30 Jahren hier angetreten und kann daher von der langen Tradition des Nikolausschwimmens aus eigener Erfahrung berichten. Vor 35 Jahren ins Leben gerufen, ist die Veranstaltung in Bonn mittlerweile fest etabliert. Zeitweise lautete ihr Name dem Sponsor entsprechend McDonald?s Nikolausschwimmen. "Aber das ist schon lange her", sagt Neußer grinsend.

Seinen Namen trägt der Wettkampf nicht nur, weil er um den 6. Dezember herum stattfindet. In der Pause kommt ein leibhaftiger Nikolaus vorbei und versüßt den Kindern den Tag - mit Schokoversionen von sich selbst. Große Kinderaugen und strahlendes Zahnlückenlächeln garantiert.

Wegen der drohenden Schließung des Kurfürstenbades ist die Zukunft der Veranstaltung und des Vereins unsicher. Nach einem Beschluss des Stadtrats vom November ist das Thema auf politischer Ebene zwar bis 2016 vom Tisch, eine alternative Sparmöglichkeit habe sich aber noch nicht gefunden. Die SG Wago hat der Stadt angeboten, den Schwimmbadbetrieb zu übernehmen, um so Kosten zu sparen, bisher hat die Stadt den Vorschlag aber nicht angenommen (der General-Anzeiger berichtete).

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