König-Fahad-Akademie in Bad Godesberg Saudis schließen ihre Schule

Bonn · Die König-Fahad-Akademie in Bad Godesberg, an der derzeit etwa 150 Schüler unterrichtet werden, wird zum Ende des Jahres geschlossen. Politiker diskutieren, wie das Gebäude danach genutzt werden kann.

Die 1995 gegründete König-Fahad-Akademie (KFA) in Lannesdorf wird nach GA-Informationen bis zum Ende des Jahres geschlossen. Die saudi-arabische Botschaft als Vertreter des Schulträgers, des saudi-arabischen Staates, reagierte am Sonntagnachmittag nicht auf eine Anfrage. Wie der "Tagesspiegel" schreibt, ist auch der Aufbau einer gleichnamigen saudischen Schule in Berlin-Charlottenburg gestoppt worden. Das würde bedeuten, dass sich Saudi-Arabien - eine absolute Monarchie, wo ein ultrakonservativer Islam, der Wahhabismus, eine große Rolle spielt - als Schulträger aus der Landschaft internationaler Schulen in Deutschland zurückzieht.

Offiziell steht die Entscheidung nach Angaben saudischer Diplomaten im Zusammenhang mit dem vor allem von Vizekronprinz Mohammed bin Salman vorangetriebenen Reformprozess zum Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Der saudischen Jugend solle die bestmögliche Ausbildung und Erziehung zugutekommen. Weil aber Deutschland über "eines der weltweit besten Bildungssysteme" verfüge und Saudi-Arabien von diesem lernen könne, sehe die Regierung in Riad keine Notwendigkeit mehr für eine saudische Schule in Deutschland.

Aber auch die Wirtschaftskrise in Saudi-Arabien könnte Grund für die Schließung der Schule sein, an der zurzeit nach eigenen Angaben etwa 150 arabische Schüler - vor allem Kinder von Medizintouristen, Diplomaten und arabischen Geschäftsleuten - unterrichtet werden. Möglicherweise könnte die Schließung auch mit personellen Unstimmigkeiten auf der Schulleitungsebene zu tun haben, erfuhr der GA.

Akademie geriet 2003 in die Schlagzeilen

Die Akademie mit Moschee an der Mallwitzstraße war 2003 wegen islamistischer Umtriebe in die Schlagzeilen geraten, sodass ihr gar die Schließung drohte: Nicht nur dass sie als Anziehungspunkt für radikale Muslime aus ganz Deutschland galt, unter denen auch El-Kaida-Sympathisanten anzutreffen waren. Auch einige Lehrer vertraten islamistische Ideen, ein Lehrer hatte gar zum Dschihad, zum heiligen Krieg, aufgerufen. Dann wurden bei einem Verdächtigen aus dem Umfeld der Schule auch noch Utensilien gefunden, die für die Herstellung von Bomben geeignet sein sollten.

Außerdem stellten Bezirksregierung und Schulamt der Stadt Bonn fest, dass ein Großteil der Schüler keine Berechtigung für den Schulunterricht hatte. Denn unterrichtet werden dürfen in dieser Ergänzungsschule nur ausländische Kinder, die sich vorübergehend in Deutschland aufhalten. Viele der Schüler lebten aber dauerhaft in Bonn. Nachdem die Bezirksregierung mit der Schließung der Schule gedroht hatte, zeigte sich der saudische Staat kooperativ.

Doch schon ein Jahr später geriet die Akademie wieder in die Schlagzeilen - dieses Mal, weil die Schulaufsicht in Schulbüchern fundamentalistische Passagen entdeckt hatte, die Christen und Juden abwerteten. Erneut stand eine Schließung zur Debatte, woraufhin sich die Schule nicht nur ein weiteres Mal einsichtig zeigte, sondern sich auch zunehmend dem Dialog öffnete.

Politiker diskutieren Nachnutzung

Die Stadt Bonn reagierte am Sonntag auf die Nachricht der Schließung nüchtern: "Trotz der in den letzten Jahren erfolgten Öffnung der König-Fahad-Akademie und der punktuellen Zusammenarbeit mit der Stadt Bonn - beispielsweise im Rahmen von Käpt'n Book - begrüßen wir den Hinweis Saudi-Arabiens auf die Qualität des deutschen Bildungssystems, mit dem die Schließung begründet wird", sagte Stadtsprecherin Monika Hörig. Man werde sich jetzt rasch mit der Frage der weiteren Beschulung der Schüler beschäftigen. "Zur künftigen Nutzung des Gebäudes wird die Stadt das Gesprächsangebot des Botschafters von Saudi-Arabien gerne annehmen." Das Grundstück gehört der Stadt, die es in Erbpacht dem saudischen Staat überlassen hat.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg kam am Sonntag schon mit ersten Ideen: "Die Fahad-Akademie könnte eine Art Wissenschaftszentrum werden, wo der saudi-arabische Staat Tagungen und Veranstaltungen zu den Themen Wüstenbildungen und Wasserversorgung im Nahen Osten anbietet." Oder aber ein Dialogforum, wo man sich mit dem Islam auseinandersetzt. Ein muslimischer Dachverband - und keine einzelne Gruppierung - könnte ein solches Forum einrichten, so von Grünberg. Joachim Stamp, Landtagsabgeordneter der FDP, gab unumwunden zu, dass er die Schließung der KFA "nicht bedauert. Wir bekommen jetzt die Chance für eine innovative Nachnutzung, die nichts mit Wahhabismus zu tun haben darf."

Bad Godesbergs Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke (CDU) sagte: "Ich bin überrascht, dass die Fahad-Akademie mit uns nicht gesprochen hat, obwohl wir seit mehreren Jahren einen äußerst konstruktiven Dialog aufgebaut haben." Sie bedauere eine mögliche Schließung, da die Akademie die Schullandschaft bereichere. "Trotz aller Friktionen in der Vergangenheit ist sie fester Bestandteil unseres gesellschaftlichen und kulturellen Lebens."

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