Rein in den Ruhestand Reinigung Martini schließt letzte Filiale

PENNENFELD · Nach fast acht Jahrzehnten in Godesberg und mehr als 30 Jahren am Standort Pennenfeld schließt an diesem Freitag die letzte Filiale der Reinigungskette Martini.

 Viele ältere Godesberger werden sich noch gut an die VW-Busse der Reinigung erinnern.

Viele ältere Godesberger werden sich noch gut an die VW-Busse der Reinigung erinnern.

Foto: Privat

„Mit 73 Jahren muss ich kein schlechtes Gewissen haben“, meint Erika Martini. Dennoch fällt ihr der Abschied schwer. „Es waren Jahre mit Höhen und Tiefen“, so die Inhaberin. In den 60er und 70er Jahren hatten Reinigungen Hochkonjunktur, da viele Kleidungsstücke nicht selbst gewaschen werden konnten. „Das hat gebrummt, kein Vergleich mehr zu heute“, berichtet Martini, die mit ihrem Ehemann vor 35 Jahren den 1939 von ihren Schwiegereltern gegründeten Betrieb mit Reinigung und Färberei übernommen hatte. Zu den Hochzeiten zählte das Unternehmen 30 Mitarbeiter, sieben Filialen im Godesberger Stadtgebiet und knapp 20 Annahmestellen, die bis hinauf ins Drachenfelser Ländchen von den firmeneigenen rot-weißen VW-Bussen zweimal wöchentlich beliefert wurden.

Der erste Tiefschlag erfolgte 1976, als der zentrale Reinigungsbetrieb zwangsläufig aufgrund von Sanierungsmaßnahmen aus der Innenstadt wegziehen musste. „Das war schlimm“, erinnert sich Erika Martini. Zum Verlust des zentralen Standorts kam der aufwendige Umzug, bei dem das tonnenschwere Inventar in die neu gebaute Halle in der Pennenfelder Galileistraße gebracht wurde. Als die Nachfrage aufgrund der zunehmend waschbaren Kleidungsstücke merklich zurückging und immer mehr Filialen geschlossen wurden, zog man schließlich 1986 samt Reinigungsmaschine von der Galilei- in die Max-Planck-Straße.

Vier Jahre später traf Erika Martini der nächste Schicksalsschlag, als ihr Mann plötzlich verstarb und sie den Betrieb alleine weiterführen musste. Hinzu kamen Umsatzrückgänge aufgrund des Wegzugs der Botschaften nach Berlin, ein Explosionsschaden durch das Nachbargebäude und körperliche Folgeschäden nach einer Knie-OP. Erika Martini machte dennoch weiter. „Zum Glück hatte ich immer viele Stammkunden“, sagt sie.

Ende Juni läuft ihr Mietvertrag aus. Eine Nachfolge gibt es nicht. Tochter Astrid wird ihr Änderungsatelier in Lannesdorf weiterführen. „Ein bisschen freue ich mich auch auf den Ruhestand“, räumt Martini ein, „aber erst muss alles abgewickelt werden, und das kostet ziemlich viel Kraft und Nerven.“ Wer in die Geschäftsräume einzieht, ist noch offen.

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