Bild in der Muffendorfer Kirche Rätsel um Dachbodenfund in Bad Godesberg gelöst

Bad Godesberg · Der Vater von Künstler Robert Böninger stiftete das Bild „Auferweckung des Lazarus“ der Muffendorfer Kirche. Obwohl der in London geboren wurde, gibt es eine Verbindung nach Godesberg, Mehlem und Muffendorf.

Der spektakuläre Dachbodenfund aus Muffendorf ist erst wenige Tage bekannt, da sind offene Fragen zu Künstler Robert Böninger (1869-1935) und zu seiner Beziehung zu Muffendorf beantwortet: Der Maler ist – wie seine Eltern Moritz und Eugenie Böninger – auf dem Muffendorfer Friedhof begraben. Wie sein wichtiges Werk „Auferweckung des Lazarus“ in die Kirche und später ins Pfarrhaus kam, war zunächst völlig unklar. Doch jetzt steht fest: Der Vater hat das Erstlingswerk seines Sohnes der Muffendorfer Kirche gestiftet.

Günter Daniel aus Röttgen hat nach den GA-Berichten in der Familienchronik geblättert – seine Mutter ist eine geborene Böninger. Er gab den entscheidenden Hinweis. 1930 veröffentlichte Walter Ring die „Geschichte der Duisburger Familie Böninger“. Es ist ein sehr aufschlussreiches Buch, wenn man versucht, eine Verbindung zwischen dem in England geborenen Künstler der Düsseldorfer Malschule und dem alten rheinischen Weinort Muffendorf herzustellen.

Die Geschichte beginnt mit Roberts Vater Moritz Böninger, 1833 in Duisburg geboren. Er sollte auf Wunsch des Vaters Kaufmann werden, obwohl er lieber Jura studiert hätte. Der Vater bewilligte nach der Ausbildung ein Jahr Studium an der Universität Bonn: Geschichte bei Ernst Moritz Arndt, das Werk Goethes und Vorlesungen in Chemie interessierten den jungen Mann. Bereits mit 24 Jahren gründete Moritz Böninger seine eigene Reederei, musste diese auf Druck der Familie aber aufgeben. Am 8. Oktober 1861 heiratete Moritz seine Cousine Eugenie vom Rath, laut Familienchronik eine Frau mit großer künstlerischer Begabung, die „entzückende Aquarellbilder von vollendeter Technik“ malte und eine „herrliche, in Italien geschulte Sopranstimme“ besaß.

Als Baumwollhändler von London ins Rheinland

Die Böningers zogen nach London, wo Moritz ein „überseeisches Bank- und Kommissionsgeschäft“ gründete. „Schröder und Böninger“ handelten vor allem mit Baumwolle. Nach geschäftlichen Schwierigkeiten und wegen eines Magenleidens trat Moritz 1876 aus der Firma aus und zog auf Wunsch seiner Frau mit der Familie zurück nach Deutschland. „Schon 1873 hatte er in Muffendorf bei Godesberg ein schön gelegenes Grundstück erworben und darauf ein Haus errichten lassen. Von hier aus konnte seine Frau ihre Verwandten schnell erreichen. Wohnten doch vom Raths den Winter über in Köln, den Sommer in Godesberg oder Mehlem“, schrieb der Chronist 1939. Ein weiterer Grund: Der älteste Sohn Oswald habe gerade in Muffendorf weniger als anderswo unter seinen asthmatischen Beschwerden zu leiden gehabt. Geschäftlich zog es Moritz Böninger zwar nach Berlin, doch die rheinische Sommerfrische wollte er weiter genießen – typisch Bankiers und Industrielle seiner Zeit.

Künstler war im Ersten Weltkrieg Sanitäter

Robert Böninger wurde als viertes von fünf Kindern am 29. Januar 1869 in London geboren. Er war sieben Jahre alt, als die Familie zurück nach Deutschland ging. Die Chronik ist bei seiner Geschichte nicht so ausführlich wie bei der seines Vaters. Man erfährt, dass er nach dem Abitur die Düsseldorfer Kunstakademie besuchte und 1909 nach München zog. Dort ließ er sich laut Münchner Quellen von Architekt Paul Ludwig Troost ein großzügiges Haus mit Atelier bauen. Die Chronik berichtet, dass Robert am Ersten Weltkrieg als Sanitäter teilnahm, nachdem er sich vergeblich zur Truppe gemeldet hatte. Anfang 1917 wurde er wegen eines rheumatischen Leidens entlassen, so die Chronik.

Robert Böninger war seit 1893 mit Marie Antonie Dübbers verheiratet, mit der er die Töchter Dorothea, genannt Hertha, und Anita hatte. Er starb 1935, fünf Jahre nach Erscheinen der Familienchronik. Es gibt deshalb keinen Bericht über seine Beerdigung. Ein Stein auf dem Muffendorfer Friedhof ergänzt die aufwendig gestaltete Grabplatte seiner Eltern. „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“, steht dort – ein Zitat aus dem Brief des Paulus an die Römer.

Es scheint kein Zufall zu sein, dass Robert Böningers erstes großes Werk ein religiöses Thema hatte. Die Familie besuchte regelmäßig Gottesdienste, die Kinder wurden „im kirchlichen Geiste“ erzogen. Moritz Böninger war letztlich der Stifter: „Seines Sohnes Robert Erstlingswerk, ein die Auferweckung des Lazarus darstellendes Gemälde, stiftete er für die Muffendorfer Kirche“, schreibt Chronist Walter Ring.

Eine letzte Frage ist noch offen: Gibt es die Villa Böninger noch? Wer sie auf dem Foto erkennt, meldet sich bitte unter 02 28/3 50 52 40 oder per E-Mail an godesberg@ga.de.

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