Aloisiuskolleg Provinzial stellt sich hinter Ex-Rektor

BONN · Die Diskussion um die Verantwortlichkeit im Missbrauchsskandal am Bad Godesberger Aloisiuskolleg (Ako) nimmt nach Herausgabe des Buchs "Unheilige Macht" (der GA berichtete) im Blog der jesuitischen Herausgeber weiter Fahrt auf. Die Ako-Betroffenengruppe Eckiger Tisch fordert die Ordensspitze auf, "endlich die Verantwortung des ehemaligen Ako-Rektors Pater Theo Schneider an den Fakten zu messen und unmissverständlich öffentlich einzuordnen". Das Buch dokumentiert mehrfach, dass Schneider der Mitwisserschaft verdächtigt wird.

Schneider trat 2010 zurück und fungiert heute als Jesuiten-Superior in Göttingen. Provinzial Stefan Kiechle stellt sich wiederum auf GA-Anfrage ausdrücklich hinter Pater Schneider. Er habe ihm sein Vertrauen ausgesprochen und ihn mit einer neuen Aufgabe betraut. "Der Provinzial sieht keinen Anlass, dies in Frage zu stellen", sagte Sprecher Thomas Busch. "Die Ordensleitung weist den Vorwurf zurück, Mitwisser zu schützen."

Die Ordensspitze und nicht nur die jesuitischen Buchautoren müssten Pater Schneiders Verantwortlichkeit für das ebenfalls von Missbrauchsfällen heimgesuchte Ako-pro-Seminar einräumen und Versäumnisse lückenlos benennen, legt der Eckige Tisch nach.

Die Rolle des dahinterstehenden Systems "als Nährboden für Missbrauchstaten" müsse grundsätzlich untersucht werden. Weder die Publikation "Unheilige Macht" noch die Beiträge im Blog gäben Anlass, die Verantwortung von Pater Schneider neu zu bewerten, widerspricht Provinzial Kiechle.

Er selbst habe schon Anfang 2012 eingeräumt, "dass Pater Schneider als Verantwortungsträger im Ako mehrfach nicht adäquat reagiert hat. Er hat dieses Versagen öffentlich anerkannt und um Entschuldigung gebeten", so Provinzial Kiechle.

Was mögliche Versäumnisse im Kontext von Missbrauchsfällen im Ako-pro-Seminar sowie die Frage nach einem dahinterstehenden System betreffe, erwartet der oberste Jesuit neue Antworten aus dem noch ausstehenden Ako-Untersuchungsbericht von Professor Arnfried Bintig.

Die Opfergruppe Eckiger Tisch hinterfragt jedoch auch die Rolle Pater Schneiders bei einer möglichen "Vertuschung und Vernichtung von Beweismitteln". Man erwarte trotz etwaiger Verjährung eine juristische Prüfung aller Fragen eventuell "unterlassener Hilfeleistung und Fahrlässigkeit".

Darauf antwortet Jesuitensprecher Busch, dem Orden lägen "keine Erkenntnisse über eine mögliche strafrechtlich relevante Vertuschung und Vernichtung von Beweismitteln durch Pater Theo Schneider vor, die zu einer juristischen Untersuchung und Klärung Anlass geben könnten". Ein Grundsatz bei der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen sei, dass der Orden nicht in eigener Sache ermittle.

Blog der Jesuiten: http://unheiligemacht.wordpress.com/

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