Aktion "Mütter für Rentengerechtigkeit" Protestantinnen wehren sich gegen Ungleichbehandlung

BAD GODESBERG · Unter Applaus der ehrenamtlich aktiven Frauen hat die Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland, Adelheid Wawrzinek, am Dienstag der Sprecherin der Aktionsgruppe "Mütter für Rentengerechtigkeit", Ulrike Adler, 3359 Unterschriften überreicht, die in den letzten Wochen in Bonn und Umgebung gesammelt wurden.

 Evangelische Frauen überreichen Vertreterinnen des Aktionsbündnisses Unterschriftenlisten.

Evangelische Frauen überreichen Vertreterinnen des Aktionsbündnisses Unterschriftenlisten.

Foto: Jana Hambitzer

Damit unterstützen sie die Forderung der Gruppe, gleiche Rentenleistung für jedes Kind, egal wann geboren, und somit für Gerechtigkeit bei der Erziehungsrente zu sorgen.

"Es gehört zu unseren Aufgaben, das gesellschaftliche Leben aus Frauenperspektive zu betrachten und auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen", sagte Dagmar Müller, Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland.

"Unser Ziel ist es, Frauen zu stärken und ihren Lebensalltag zu erleichtern." Auch das Aktionsbündnis "Mütter für Rentengerechtigkeit", das sich aus einer Gruppe unabhängiger Betroffener zusammensetzt, will etwas an der herrschenden Ungerechtigkeit ändern.

Mit ihrer Forderung bezieht sie sich auf die derzeitige Rentenpolitik: Mütter, die ihre Kinder vor 1992 geboren haben, kriegen pro Kind und dessen Erziehung ein Jahr als Rentenentgeltpunkt angerechnet. Müttern, die hingegen ab dem Jahr 1992 Kinder geboren haben, werden drei Jahre als Rentenentgeltpunkt angerechnet.

Somit kriegen diese eine höhere monatliche Rente, Erstere sind finanziell benachteiligt. Die Angaben beziehen sich auf Westdeutschland, aufgrund vieler Zuschriften werden jetzt aber auch die Mütter im Osten in die Aktionen und Forderungen der Gruppe mit einbezogen. "Rund 9,5 Millionen Frauen sind betroffen", sagte Ulrike Adler, Mitglied der Aktionsgruppe.

Seit Anfang des Jahres macht die Gruppe mit ihrer Webseite und Demonstrationen auf diese wirtschaftliche und gesellschaftliche Diskriminierung aufmerksam. "Wir gehen zum Beispiel auf die Straße und sprechen Leute an", erzählte Ulrike Kahlert. "Besonders junge Menschen, denn diese müssen ihre Eltern nicht selten finanziell unterstützen", fügte Adler hinzu.

Die Ungerechtigkeit wiege umso schwerer, da sie durch das damalige Sozialsystem noch verschärft werde, wie Adler darstellte: Wegen der Geburt ihrer Kinder mussten viele Mütter, aber auch Väter, ihren Beruf aufgeben oder für lange Zeit aussetzten, da sie weder einen Anspruch auf Elterngeld hatten, noch auf Unterstützung durch Betreuungsangebote rechnen konnten. Entsprechend schmal fällt die Rente heute aus. "Das ist auch der Grund, warum viele Frauen trotz hohen Alters noch arbeiten müssen", sagte Adler.

Bis jetzt hat die Gruppe viel Zustimmung erhalten. Die ersten 8000 Unterschriften wurden bereits an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen weitergeleitet.

Mit den Unterschriften der Evangelischen Frauenhilfe kommt die Gruppe nun auf insgesamt rund 15.000 Unterschriften, die am heute in den Parteizentralen von CDU, SPD, Bündnis '90/Die Grünen und FDP übergeben werden.

"Mit Blick auf die bevorstehende Wahl wollen wir die Parteien fragen, wie sie zur ungleichen Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten stehen und was ihre Absichten in diesem Punkt sind", so Adler. Zudem wird die Aktionsgruppe am Samstag, 31. August, mit einer Kundgebung am Brandenburger Tor um weitere Unterstützung werben.

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