Musik und Literatur im Amos Gymnasium Prokofjew, Adorno und Shakespeare

BAD GODESBERG · Das Internet-Musikportal Youtube hat Schülerin Henriette Löschner auf die Idee eines von ihr gestalteten Konzerts, verbunden mit einer Lesung, in der Aula des Amos-Comenius-Gymnasiums gebracht.

 Henriette Löschner spielt am Flügel in der Aula des Amos-Comenius-Gymnasiums die Musik von Sergej Prokofjew zu "Romeo und Julia". Konstantin von Gemmingen (links) und Vincent Pfau (rechts) lesen dazu den von ihr verfassten Briefwechsel zwischen Theodor Adorno und Prokofjew.

Henriette Löschner spielt am Flügel in der Aula des Amos-Comenius-Gymnasiums die Musik von Sergej Prokofjew zu "Romeo und Julia". Konstantin von Gemmingen (links) und Vincent Pfau (rechts) lesen dazu den von ihr verfassten Briefwechsel zwischen Theodor Adorno und Prokofjew.

Foto: Ronald Friese

Denn dort fand sie die Klaviermusik zu Shakespeares Drama "Romeo und Julia" von Sergej Prokofjew. Die Jungstudentin der Kölner Hochschule für Musik und Tanz befragte eine ihrer Professorinnen zu dem Thema und entwickelte so die Idee, über Prokofjew, seine Musik und sein Leben eine Arbeit zu verfassen, die als "Besondere Lernleistung" im Zuge ihres bald anstehenden Abiturs einfließt. Die 16-jährige Schülerin fragte ihren Deutschlehrer Heinzwerner Katernberg, ob sie die Arbeit bei ihm machen dürfe. Eine "Besondere Lernleistung" umfasst unter anderem eine 30-seitige Arbeit und eine Aufführung, deren Bewertung dann in den Abiturschnitt einfließt. Ihr Deutschlehrer ermutigte sie, in der Arbeit Prokofjew und Adorno zu verbinden, auch wenn die in der Geschichte eigentlich nichts miteinander zu tun hatten. "Wir haben so die Verbindung zum Fach Deutsch hergestellt", sagt die 16-Jährige. "Es war toll, dass Henriette so offen für die Idee war", sagt Katernberg.

Arbeit und Aufführung thematisieren Prokofjews Umgang als Komponist mit der Diktatur in der Sowjetunion. In die selbstverfassten fiktiven Briefe an Theodor Adorno brachte Löschner nicht nur ein, wie schwierig es zu dieser Zeit war, kritisches Gedankengut zu veröffentlichen, sondern auch, wie das für Prokofjew zu persönlichen Lebenskrisen führte. Immer wenn die Briefe auf seine Musik zu sprechen kamen, spielte sie am Flügel die passenden Stücke. Zwei ihrer Mitschüler übernahmen währenddessen die Rollen Prokofjews und Adornos und lasen auf der Bühne der Schulaula an Schreibtischen die Briefe vor. Bereits seit den Sommerferien hatte Henriette Löschner die zehn Stücke geprobt, die sie in dem etwa einstündigen und beeindruckenden Konzert spielte. Die etwa 45 Zuschauer und die drei Akteure wirkten sehr auf die anspruchsvolle Materie konzentriert.

Deutschlehrer Heinzwerner Katernberg lobt seine Schülerin: "Es ist schön für die Schule, wenn die Schüler ihre Talente einbringen. Diese Veranstaltung ist allein Henriettes Werk."

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