Julia Emmi Limpke entwirft Kinderskulpturen Porzellanfiguren, die zu Herzen gehen

MEHLEM · "Mama, wenn ich einmal groß bin, werde ich Kindern helfen" - diese Worte ihres einzigen, früh verstorbenen Sohnes berührten Julia Emmi Limpke tief und wurden ihr zu einem dauerhaften Anliegen. Der Ton, als besonderes und schmiegsames Material, half ihr, das Leid zu ertragen.

 Alles Handarbeit: In ihrem Mehlemer Studio formt Julia Emmi Limpke die Rohlinge aus Ton. Produziert werden die Porzellanfiguren von der Firma Roeder in der Pfalz.

Alles Handarbeit: In ihrem Mehlemer Studio formt Julia Emmi Limpke die Rohlinge aus Ton. Produziert werden die Porzellanfiguren von der Firma Roeder in der Pfalz.

Foto: Barbara Frommann

Dem Wunsch ihres Sohnes entsprechend Kindern zu helfen, ermöglichte ihr in den letzten 28 Jahren die Firma Goebel Porzellan aus Rödental, die Ende der 80er Jahre auf die Designerin und Künstlerin durch ihre Bücher aufmerksam geworden war. Für die Porzellanmanufaktur kreierte Limpke die so genannte Nina & Marco-Serie, die 1992 erstmals auf der Frankfurter "Ambiente"-Messe, einer Fachmesse für Kunsthandwerk, vorgestellt wurde. "Ohne dass ich es wollte, habe ich damit einen Riesenerfolg gehabt", erzählt sie.

Benannt wurde die Serie nach ihrem verstorbenen Sohn Marco und den Töchtern Nina, Pia, Lisa und dessen Freunden Bill und Tommy. Dank der Popularität dieser liebevoll, kunsthandwerklich gefertigten Porzellanfiguren, konnten in den vergangenen Jahren nicht nur elf SOS-Kinderdörfer errichtet werden, sondern auch 500 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Aus Altersgründen will Limpke nun kürzer treten. Die aus der Steiermark stammende Künstlerin kam als junges Mädchen nach Bottrop, erst seit 15 Jahren lebt sie in Bad Godesberg. "Im Ruhrgebiet bin ich bekannt wie ein bunter Hund", lacht sie, insbesondere in Bottrop stehen viele ihrer Bronzeskulpturen im öffentlichen Raum. Die Mutter von vier Kindern leitete ehrenamtlich Töpferkurse für Mütter und Kinder in Kindergärten, modellierte mit dem Nachwuchs und stellte beispielsweise auf der "Krippana", einer europaweit bekannten Schau von Kirchenkrippen, ihre Kinderkrippen aus.

In ihrem Keller zeigt sie auf eine: "Diese Krippe zum Beispiel war der absolute Renner", sagt sie. Bis in die USA verschlug es sie, um ihre Produkte aus Bronze, Ton und Porzellan zu präsentieren. In den USA war es eine Puppenbörse, wo sie ihre Arbeiten präsentierte. "Ich bin ein Kriegskind", sagt sie, "schon als Kind habe ich meine Puppen selber gemacht." Apropos Keller. Dort standen bis vor wenigen Tagen rund 1000 ihrer Kinder- und Krippenfiguren - die Belegexemplare, die sie nach Versand ihrer Rohlinge und der sich anschließenden Produktion von Goebel Porzellan im Laufe der Jahre erhalten hatte.

Für diese Exemplare, "meine Kinder", wie Limpke sie liebevoll nennt, stehen jetzt erst einmal zwei Umzüge an. Mitarbeiter der Firma Goebel nahmen die Figuren jetzt mit auf eine kleine Reise in die Oberpfalz, wo sie im Mai im Museum Mitterteich präsentiert werden. Zu Beginn des nächsten Jahres erhalten sie dann ihren endgültigen Standort: in einem von der Firma Goebel eigens für sie gebauten Museum in Bad Staffelstein in der Nähe von Coburg. "Ich habe Glück gehabt", sagt die gläubige Künstlerin, zu deren Werken auch viel Sakrales gehört. Und: "Mir ist vor allem wichtig, dass meine Figuren auf diese Weise zusammen bleiben können und gut aufgehoben sind. Es ist irgendwie ein befreiendes Gefühl, da ich weiß, dass sie dann ein Zuhause haben."

Aber auch ein Zuhause für traumatisierte und notleidende Kinder ist ihr weiterhin ein Herzensanliegen. "Ich werde weiterhin die SOS-Kinderdörfer unterstützen. Ich bin ja schon satt." Für ihr langjähriges Engagement für die Kinderdörfer verlieh ihr die Organisation vor drei Jahren das Ehrenzeichen. Mehr als 1,2 Millionen Euro kamen bis heute durch den Verkauf der von ihr entworfenen Nina&Marco-Figuren für die SOS-Kinderdörfer zusammen.

So wurden ihre Porzellanfiguren auch zu einem Zeichen der Hoffnung für viele Kinder auf der ganzen Welt, so, wie es sich ihr Sohn gewünscht hatte.

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