Zukunft der Kurfürstlichen Zeile Politik spricht sich für Hochschule in Bad Godesberg aus

BAD GODESBERG · Bei der künftigen Nutzung der Kurfürstlichen Zeile sind zwei Favoriten im Gespräch: Erste Option ist eine Ansiedlung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, zweite Option ein Teilverkauf an die städtische Wohnungsbaugesellschaft Vebowag.

Über die Zukunft der Kurfürstlichen Zeile wird seit Jahren diskutiert. Ein internationaler Campus war ebenso im Gespräch wie die Ansiedlung eines Facharztzentrums. Geschehen ist indes noch nichts. Derzeit steht im Zuge des Leitbildprozesses auch die Zeile wieder im Fokus. Bis der Prozess abgeschlossen ist, möchte sich die Stadt nicht detailliert zu dem Thema äußern. Die Politik spricht sich mehrheitlich dafür aus, die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg an der Kurfürstenallee anzusiedeln. Und auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Vebowag wäre nicht abgeneigt, in die repräsentativen kurfürstlichen Häuser zu ziehen.

Man könne sich „grundsätzlich vorstellen, Teile der Kurfürstlichen Zeile zu erwerben und zu sanieren“, sagt Vebowag-Chef Michael Kleine-Hartlage. Dort könnte auf Dauer die Zentrale der Gesellschaft untergebracht werden, genau wie Dienstleistungsangebote des Bezirks. Allerdings würden derzeit „andere Nutzungsmöglichkeiten geprüft, insofern sind die Liegenschaften aktuell für uns kein Thema“. Bei den „anderen Nutzungsmöglichkeiten“ handelt es sich vornehmlich um eine Ansiedlung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die Standorte in Hennef, Rheinbach und Sankt Augustin hat. Dort allerdings hält man sich zurück. Man habe weiterhin Interesse, sagt Sprecherin Eva Tritschler. „Leider können wir zu Details derzeit keine Auskunft geben.“

Seit 2015 arbeite man dafür, „eine akademische Einrichtung in die kurfürstliche Meile zu integrieren“, sagt Wolfgang Heedt (FDP). Das Ziel der Liberalen: 2000 Studienplätze in Godesberg anzusiedeln. Dafür könnten die Gebäude bis zum Kurfürstenbad oder gar bis zum Landesvermessungsamt genutzt werden, so Heedt. Derzeit liefen Gespräche. „Bis alles geklärt ist, soll das Ensemble frei gehalten werden.“ Die Ansiedlung der Vebowag sei der Plan B.

Dass das Ende der „konkreten Diskussionen auf oberster Ebene“ abgewartet werden sollte, meint auch Monika Heinzel (Grüne). Die Zeile als Hochschulstandort sei umwerfend. „Das würde neuen Wind und Aktivitäten, vielleicht auch studentisches Wohnen in den Stadtbezirk bringen.“ Die Vebowag zu installieren „wäre auch ausgezeichnet, aber der zweite Schritt“. Auch die Verwaltung könnte in der Zeile bleiben – und nicht in das Sparkassen-Gebäude an der Rheinallee umziehen.

Kein Verkauf – das liegt Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn am Herzen. Die Forderung des BBB: Die Bürgerdienste sollen wieder dezentralisiert werden und im Rathaus bleiben – genau wie das Standesamt. Stadtbibliothek und Volkshochschule, aber auch Verwaltungsteile, die in angemieteten Liegenschaften untergekommen sind, sollten nach einer Sanierung im Rathaus-Neubau installiert werden, so Schmitt. „Denkbar wäre auch ein Abriss und der Bau eines neuen Hallenbads an dieser Stelle.“ Musikschulgebäude und Kurfürstenbad sollten das bleiben, was sie sind oder waren. Als zweite Möglichkeit käme die Ansiedlung der Hochschule in Betracht.

„Eine Hochschulnutzung der Kurfürstlichen Zeile wäre erste Wahl und besonders wertvoll für die Zukunft von Bad Godesberg“, so Philipp Lerch (CDU). Er verspricht sich davon Synergien mit anderen Bereichen wie Wohnen, Kultur oder Gastronomie. „Aber auch eine Nutzung der Gebäude durch die Vebowag ist denkbar.“ Bei der Bewertung sollte „der Leitbildprozess eine Richtschnur geben“. Auf jeden Fall sei wichtig, die Verwaltung auch dauerhaft im Stadtbezirk zu belassen.

Die Zeile sollte öffentlich genutzt werden, so dass sie Menschen anzieht, sagt Hillevi Burmester (SPD). Dies sei zum Beispiel bei Musikschule oder Dienstleistungszentrum der Fall. „Die Rathauszeile und die dahinterliegende Bebauung ist ein guter Ort für eine Hochschulnutzung.“ Auch das Kurfürstenbad sei wichtig: Die SPD wünsche sich einen Neubau an zentraler Stelle. „Das trifft auf den jetzigen Standort zu.“ In diesem Punkt sei aber nach wie vor keine Entscheidung gefallen. Solange dies der Fall sei, „kann nicht über eine andere Nutzung nachgedacht werden“.

„Als Linke stellen wir uns gegen den Privatisierungswahn und präferieren den Erhalt öffentlichen Eigentums“, betont Ralf Jochen Ehresmann. Die Verwaltung dort zu belassen, sei somit erste Wahl. Aber auch die Nutzung als Hochschule sei denkbar, setze aber „deren Staatlichkeit“ voraus.

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