Diskussion über die Zukunft von Bad Godesberg Plädoyer gegen Zentralismus in Bonn

Bad Godesberg · Der sechste Baukultur-Salon tritt für den Erhalt von Oper, des Schauspielhaus und der Godesberger Stadthalle ein. Sie seien wichtig für die Bonner Identität.

Der Abend werde „vom Kleinen ins Große“ führen, so hatte der Kunsthistoriker Alexander Kleinschrodt den sechsten Salon der Werkstatt Baukultur eingeleitet. „Die Stadthalle und andere Baustellen“ lautete diesmal das Motto. Eingeladen hatten für Montagabend die Werkstatt Baukultur und der Verein „Bürger.Bad.Godesberg“. Konkret ging es zunächst um den Schauplatz der Veranstaltung, den 1969 errichteten Trinkpavillon und die Stadthalle. Dann spannte sich der thematische Bogen zum Umgang mit schützenswerten Gebäuden im städtischen Eigentum.

„Wenn Sie noch nicht hier gewesen sind“, so Kleinschrodt zu den rund 50 Besuchern , „sehen Sie jetzt, dass dies ein Ort ist, der völlig zu Unrecht ziemlich lange vergessen gewesen ist.“ Zuvor noch hatte seine Kollegin Daniela Bennewitz einen kurzen kunsthistorischen Ausflug in die Welt der Pavillons gemacht.

Sie begann im 18. Jahrhundert mit dem Leibniztempel, der ursprünglich als ein malerischer „Point de vue“, ein offener Aussichtspunkt auf einem Hügel des heutigen Waterlooplatzes in Hannover, errichtet wurde, um dann über die Pavillon-Architektur von Le Corbusier und Mies van der Rohes Nationalgalerie in Berlin nachvollziehbare kunsthistorische Parallelen zum Trinkpavillon in Bad Godesberg zu ziehen, der ohne das Engagement des Bürger.Bad.Godesberg-Vereins ein dem Verfall überlassenes Juwel im Stadtpark geblieben wäre.

Unterzeichner fordern Weiterentwicklung der Vielfalt

Joachim Schäfer, Vorsitzender des Vereins, entwickelte im Gespräch mit Kleinschrodt seine Visionen einer Zukunft für Bad Godesberg, in der er die Bedeutung der Kurfürstlichen Zeile, von Stadthalle und Stadtpark hervorhob. Er zeigte die Simulation einer äußerst attraktiven Erweiterung des Kurfürstenbads. Seine Überzeugung: Es lasse sich auch im Bestand Neues schaffen. Eine Bürgerin bedankte sich nach den Vorträgen sowohl für das Engagement des Vereins, wie auch für die Arbeit der Werkstatt Baukultur, die ihr den Blick für ihren Stadtteil geschärft hätten.

Kurz zuvor sprach auch Kleinschrodt noch davon, dass man versuchen sollte, sich von seinen Vorurteilen zu befreien, um mit einem „zweiten Blick“ auf die Bauten der Nachkriegsarchitektur die vorhandenen Werte zu erkennen. Er konnte damit auch der oft geschmähten Architektur des Bonner Stadthauses als Zeitzeugen der Bundeshauptstadt Bonn etwas abgewinnen.

Vor allem aber nutzte Kleinschrodt den Abend dazu, die gemeinsame Stellungnahme von Regionalverband Bonn/Rhein-Sieg/Ahr des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege, des Bürger.Bad.Godesberg-Vereins, des Vereins Rettet die Amerikanische Siedlung Plittersdorf und der Werkstatt Baukultur öffentlich zu machen – ein Manifest, in dem sie den Erhalt und die Sanierung von Schauspielhaus und Oper fordern.

Damit, so ihre Auffassung, sei dann auch „der Weg frei für die Instandsetzung und Aufwertung des Baudenkmals Stadthalle Bad Godesberg.“ Die Sanierung von stadtbildprägenden und denkmalgeschützten Bauwerken sei nie nur ein technischer Vorgang, sondern trage auch zur Stärkung einer Bonner Identität bei. Schließlich müsse beispielsweise der Architektur und hochwertigen Ausstattung des Opernhauses mit Lichtinstallationen des „weltbekannten Künstlers Otto Piene“ erst einmal etwas Gleichwertiges entgegengesetzt werden können. Die Unterzeichner sind überzeugt: In der Weiterentwicklung von Vorhandenem könne mehr Vielfalt und Qualität stecken, als auf den „großen Wurf“ eines Neubaus zu hoffen.

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