Predigen in Friesdorf Pfarrer Eckert feiert silbernes Ordinationsjubiläum

FRIESDORF · Eigentlich wollte Pfarrer Siegfried Eckert dieses Tag geräuschlos passieren lassen, wegen eines Zufalls begeht er sein Jubiläum nun doch öffentlich.

 Siegfried Eckert vor der Pauluskirche in Friesdorf.

Siegfried Eckert vor der Pauluskirche in Friesdorf.

Foto: Sebastian Tews

2019 ist für Pfarrer Siegfried Eckert ein besonderes Jahr. Denn am 4. Februar 1994, vor 25 Jahren, wurde der heute 55-Jährige in Pech ordiniert. Allerdings wollte Eckert diesen Tag und damit sein silbernes Ordinationsjubiläum geräuschlos passieren lassen – befindet er sich doch zu dieser Zeit nicht in Bonn, sondern auf Kur auf der Insel Föhr. Doch dann änderte ein Zufall seine Pläne. Am 1. Januar habe er nachgeschaut, worüber im Gottesdienst am 20. Januar – seinem letzten vor der Kur – gepredigt wird. Als Vorschlag habe im Kalender „Römer 12,9-16“ gestanden. Der Predigttext seiner Einführung in Bonn. „Deshalb habe ich mich entschlossen, mein Ordinationsjubiläum öffentlich zu begehen“, so Eckert. Und das natürlich in seiner Pauluskirche.

„Ich bin ein Kind der Gemeinde“, sagt Eckert, der im Oktober 1963 in München geboren wurde. Seiner Mutter sei es zu verdanken, dass die Gustav-Adolf-Kirche „zur wesentlichen Prägeanstalt meines Glaubens wurde“.

Jazznächte und kabarettistische Glaubenswochen

Neben der gemeindlichen Prägung kam er mit zwölf Jahren in Kontakt zur charismatischen Szene Oberbayerns, der er bis zum Alter von 17 treu blieb. „Im Nachhinein war es schon Hardcore“, beschreibt Eckert. Ein „inhaltlicher Bruch“ ließ ihn sich von der „freikirchlich fundamentalistischen Szene“, so der 55-Jährige, distanzieren. „Aus dieser Zeit habe ich wohl mitgenommen, dass mich Menschen, die nur eine Wahrheit sehen, unruhig werden lassen.“

So zog es ihn zur ökumenischen Gemeinschaft von Taizé hin. Dort fand er bis heute eine Heimat. Nach dem Studium, unter anderem in Bonn und Tübingen, verbrachte er sein Vikariat in Wachtberg, in Pech wurde Eckert schließlich ordiniert. Der Stelle als Hilfspfarrer in Villip und Villiprott folgte das erste Pfarramt in Essen-Steel-Horst. 2005 ging es dann samt Frau und drei Kindern zurück nach Bonn.

Auch Tanzen und Lachen gehört in eine Kirche

Was ist das Besondere an seiner Arbeit? „Meine Herzensangelegenheit ist nach wir vor das Feiern des Gottesdienstes und das Predigen“, sagt Eckert. „Außerdem, und das mag merkwürdig klingen, beerdige ich gerne.“ Während der Trauerfeiern werde deutlich, dass es um den Menschen gehe. Und nirgendwo sonst zeige sich, wie wichtig es sei, dass es Pfarrer gebe. Darüber hinaus versuche er, in unserer „säkular ambivalenten Zeit sprachfähig zu sein und zu bleiben“. Und: Das Interreligiöse, Diskursfähige treibe ihn immer an. „Weil es um die Sache Jesu geht.“

Doch auch außerhalb der „normalen“ Gemeindearbeit ist Eckerts Engagementliste lang: Er hat unter anderem das Forum Reformation mit gegründet, ist bei Kirchentagen aktiv, hat die Reformationsgala vorbereitet und schreibt Bücher und Artikel. Außerdem geht er andere Wege. So holte er zum Beispiel bei den kabarettistischen Glaubenswochen das Kabarett in die Kirche, lud und lädt zu Jazznächten ein und organisierte das Festival der Begegnungen. Womit man wieder bei seinem Predigttext vom 20. Januar ist. Denn der Vers, auf den er hinauslaufe, sei zum Motto seines Dienstes in Friesdorf geworden: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden“. Ob Geburt oder Sterben, Tanzen oder Sitzen, Lachen oder Weinen – alles habe seinen Platz in der Kirche. Dies spiegele sich auch bei seiner Arbeit, in seinem Dienst wider.

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