Partnerschaft neu beleben Partnerschaft neu beleben

BAD GODESBERG/KORTRIJK · Bad Godesberg und Kortrijk feiern Goldhochzeit. Wirtschaft soll Kulturaustausch ergänzen

 Christian Schäfer von der Bezirksverwaltung und Simone Stein-Lücke.

Christian Schäfer von der Bezirksverwaltung und Simone Stein-Lücke.

Foto: Mónica Perne

Ihr 50. Jubiläum feiert in diesem Jahr die Städtepartnerschaft zwischen Bad Godesberg und der belgischen Stadt Kortrijk. In die vergangenen Jahre fielen bereits alle anderen Goldenen Hochzeiten der Partnerschaften Godesbergs, die alle um 1960 entstanden und dem Wunsch nach Einheit und Frieden, nach Ausgleich und Aussöhnung entsprachen. Mittlerweile sind diese Ziele Alltäglichkeit. Doch weiterhin aktuell sind das Gefühl der Verbundenheit und der Wunsch nach Freundschaft.

"Kulturelle Begegnungen sind wunderbar, ich möchte aber noch einen Schritt weitergehen in Richtung Wirtschaftsförderung", erklärt Simone Stein-Lücke, Bezirksbürgermeisterin von Bad Godesberg. "Die Städtepartnerschaften liegen mir ganz besonders am Herzen. Dies geht auch auf meine zahlreichen Auslandsaufenthalte zurück. Darunter auch Brüssel, wo ich ein sechsmonatiges Praktikum im Europaparlament absolviert habe."

Aus Anlass des Jubiläums mit Kortrijk haben bereits im April das Blasorchester "Koninglijke Harmonie Sint Cecilia" aus Kortrijk und das Godesberger Ensemble "R(h)einbläser" in der Christuskirche in Plittersdorf gemeinsam ein Konzert gegeben. Dieses erfolgreiche Ereignis soll Ausgangspunkt für eine beständige musikalische Partnerschaft sein.

Ein weiterer Höhepunkt sei das Internationale Jugendsportfest der Partnerstädte, das in zweijährigem Turnus ausgerichtet wird, so Christian Schäfer, in der Bezirksverwaltung Bad Godesberg für die Betreuung der Städtepartnerschaften zuständig. Glücklicherweise sei 2014 Bad Godesberg Gastgeberin, wodurch sich die Gelegenheit für eine besondere Feierstunde zur Würdigung des 50-jährigen Jubiläums der Partnerschaft mit Kortrijk biete.

Der an sich sehr rege künstlerische Austausch zwischen den Partnerstädten sieht für dieses Jahr kein besonderes Ereignis vor. Man steckt mitten in den Vorbereitungen für eine gemeinsame Gedenkausstellung Anfang 2015 in Kortrijk, die an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erinnern soll. Die Teilnahme von Künstlern aus allen Partnerstädten ist geplant - darunter auch fünf aus Bad Godesberg. Für Clotilde Lafont-König, in Bad Godesberg lebende Künstlerin mit Pariser Wurzeln und treibende Kraft der künstlerischen Treffen und Kooperationen, ist das Ziel von Städtepartnerschaften, "dass sich die Menschen treffen, begegnen, Klischees überwinden und die gegenseitige Neugierde geweckt und befriedigt wird".

Die gegenseitigen Besuche von Organisationen, Vereinen, Schülern, Behörden als wichtiger Bestandteil des gelebten Inhalts einer Städtepartnerschaft sind im Laufe der Jahrzehnte zurückgegangen. War damals eine Reise ins Ausland, auch ins benachbarte Ausland, etwas Besonderes, so ist sie heute Alltag. Somit ist die Absicht der Bezirksbürgermeisterin, das Bewährte der Städtepartnerschaften durch neue Dimensionen zu ergänzen, eine interessante Perspektive. "Ich werde mir in den nächsten Monaten Anregungen von anderen Städten holen, um diese Partnerschaften mit neuem Geist zu füllen. Dabei denke ich besonders an eine wirtschaftliche Dimension", sagt Stein-Lücke.

Für die Stadtväter war es vor 50 Jahren nicht leicht, für Bonn als vorläufigem Regierungssitz Partnerstädte zu gewinnen. Die Hauptstädte der in Frage kommenden Länder waren stets größer und bedeutender. Deshalb beschloss man, geeignete Partner für die damals selbstständigen Nachbarstädte, die heutigen Bonner Stadtbezirke, zu suchen. Unter "geeignet" verstand man Städte mit ähnlichen Merkmalen, auch geografischer Art, wie Saint-Cloud bei Paris (1957), Frascati nahe Rom (1960) und Windsor-Maidenhead in unmittelbarer Nähe zu London (1960). Kortrijk liegt 60 Kilometer von Brüssel entfernt. Die Zahl der Einwohner ist vergleichbar mit der Bad Godesbergs: knapp über 70 000.

Im Falle Kortrijks "menschelte" es bei der Entscheidung. 1963 beschlossen der damalige Bezirksbürgermeister Bad Godesbergs, Heinrich Hopmann, und der in der Kommende in Muffendorf residierende Belgische Botschafter Remi Baert, dessen Name nun der Platz vor der damaligen Botschafterresidenz trägt, für Godesberg eine belgische Partnerstadt zu finden. Botschafter Baert entstammte einer alteingesessenen Bauernfamilie aus der Nähe Kortrijks, dessen damaliger Bürgermeister wiederum sein Jugendfreund war. Man kannte sich, man verstand sich: die Verhandlungen zwischen Godesberg und Kortrijk wurden aufgenommen, der Schlusstext schließlich in das Goldene Buch eingetragen und am 28. August 1964 im Beethovensaal der Redoute feierlich unterzeichnet.

Wer privat in die Partnerstadt Kortrijk reisen möchte, findet Infos auf www.toerismekortrijk.be.

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