Podiumsdiskussion in Bad Godesberg Pächter der Stadthalle empfiehlt den Abriss

Bad Godesberg · In einer Podiumsdiskussion im Trinkpavillon vor etwa 80 Besuchern wurde darüber debattiert, ob die Bad Godesberger Stadthalle erhalten werden oder besser abgerissen werden soll. Der Verein "Bürger.Bad.Godesberg" hatte eingeladen.

Thomas Weiermann ist ehrlich: Als er vor 42 Jahren als Geschäftsführer in der Bad Godesberger Stadthalle begann, „hatte ich mich in keinster Weise darin verliebt“. Er war dabei, als Arafat, Kohl und Brandt zu Gast waren. „Glanz und Gloria sind weg“, sagt er heute. Und: „Ich würde die Stadthalle abreißen und neu bauen.“

Mit diesem Satz überraschte Weiermann die etwa 80 Besucher der Podiumsdiskussion „Stadthalle - Oper - Kammerspiele - Abriss - Neubau - Schließung usw.“ am Mittwochabend, zu der der Verein Bürger.Bad.Godesberg in den Trinkpavillon im Kurpark eingeladen hatte. Er ist nun seit 22 Jahren Pächter des Hauses und erklärte Moderatorin Ebba Hagenberg-Miliu auch, warum: „Seit 20 Jahren wird nichts mehr investiert.“ Die Küche sei zu klein und der Zuschnitt der Räume so schlecht, dass es schwierig sei, die Veranstaltungen organisatorisch zu stemmen. Für die Stadthalle, die seit 2012 unter Denkmalschutz steht, werde es nach der Sanierung ab Mitte 2020 wohl keine Verbesserung geben.

Warnungen vor Ausverkauf Bad Godesbergs

Viel drehte sich wieder um den sogenannten „Ausverkauf von Bad Godesberg“ mit der Schließung des Kurfürstenbads und der Aufgabe der Bürgerdienste im Rathaus. So warnten auch Teile des Publikums vor dem Abriss der Stadthalle – flankiert durch Videoclips der von Bürger.Bad.Godesberg professionell vorbereiteten Veranstaltung. Wie berichtet, wird geprüft, ob anstelle der Halle ein Zweispartenhaus mit Oper und Theater unter einem Dach entstehen könnte.

Etwas Neues befürchtet da Achim Haag, Freunde der Kammerspiele: Bei einem Neubau „wäre der Kurpark weg“ – wobei es zur Ausdehnung bislang keine Pläne gibt. Michael Schlößer vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Bonn sieht das Zweispartenhaus persönlich als Chance für eine Aufwertung Bad Godesbergs. „Die Hoteliers hier sagen aber, dass es gut ist, wie es ist. Er selbst wisse durch sein Hotel an der

Kennedybrücke, dass Operngäste in der Regel nicht in Bonn übernachten. Schlößer wünscht sich ein Hallenkonzept für Bonn. Die Stadt hatte wegen einer anderen Veranstaltung keinen Vertreter geschickt, so dass Hagenberg-Miliu selbst die bislang veranschlagten Millionen für die Sanierung aller Theaterstätten in Bonn auf weit über 100 Millionen Euro zusammenzählte. Einige warnten, dass ein Neubau in Godesberg angesichts der Kostensteigerungen bei der Elbphilharmonie in Hamburg und der Oper in Köln wohl auch nicht in einem veranschlagten Kostenrahmen bliebe.

Der ehemalige Bonner Bürgermeister Jürgen Endemann warnte davor, identitätsstiftende Gebäude aufzugeben. Er würde den Bonnern bei ihrer Oper nicht reinreden, „umgekehrt sollen es die Bonner hier auch nicht“. Martin Bredenbeck, Geschäftsführer beim Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in Köln, räumte ein, dass man den Denkmalschutz der Halle auf der NRW-Ministerebene zwar aufheben könne, „das soll aber gar nicht passieren und wird es auch nicht“. Er warb für die Architektur der 1950er Jahre und bezeichnete die Stadthalle als eine „luftig, leichte Erlebnislandschaft“. Man müsse mal mit offenen Augen schauen und sich die Patina wegdenken.

Jeweils drei Minuten Rederecht

Die Vertreter der sieben politischen Parteien bekamen je drei Minuten Rederecht, stellten ihre bekannten Positionen vor: FDP und SPD können noch nicht entscheiden, Grüne, Bürger Bund Bonn und die Godesberger wollen die Halle erhalten, und die CDU will ein Dreispartenhaus mit Mehrzweckräumen für Tagungen und Veranstaltungen.

So blieb wenig Zeit für die Diskussion mit den Bürgern: Da war ein Wunsch, erst einmal den Leitbildprozess zur Stadtentwicklung abzuwarten. Senioren fürchten bei einer Hallensanierung um ihren kostengünstigen Mittagstisch im Restaurant

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