Bad Godesberg und Yalova Neues Kapitel im Freundschaftsbuch

BAD GODESBERG · Einer unter vielen zu sein, das wäre nichts für Ulli Hauschild. Er lässt nicht locker, ist Motor für Projekte - wie etwa Städtepartnerschaft.

 Historisches Foto aus Yalova: 1969 unterzeichneten die Bürgermeister Franz Linz (links) und Rahmi Üstel die Partnerschaftsurkunde.

Historisches Foto aus Yalova: 1969 unterzeichneten die Bürgermeister Franz Linz (links) und Rahmi Üstel die Partnerschaftsurkunde.

Foto: Hauschild

Eine besteht mit der türkischen Küstenstadt Yalova, die wiederum mit 18 weiteren Städten freundschaftlich verbunden ist. Also ist Bad Godesberg eine unter vielen - könnte man meinen. "Es ist unsere erste Partnerstadt", sagt Yalovas Bürgermeister Vefa Salman.

Damit hat er zum einen faktisch Recht: Seit 1969 sind Yalova und Bad Godesberg offiziell Partner - eine der ersten deutsch-türkischen Partnerschaften überhaupt. Salman meint das aber auch im übertragenen Sinn: Die Freundschaft lebt. Oder genauer gesagt: Sie lebt wieder. Vor allem dank des Freundeskreises Yalova, dem Ulli Hauschild vorsteht.

"Bis in die 80er Jahre war der Kontakt eingeschlafen; heute ist der Kontakt so intensiv wie nie zuvor", sagt Hauschild. Dabei ist der Anlass, der Yalova und Bad Godesberg eng miteinander verbindet und der Partnerschaft neue Energie gab, ein dramatischer: Am 17. August 1999 bebte im Norden der Türkei die Erde. Yalova gehörte zu den heftigst betroffenen Städten. Offiziell verloren 2504 der 100.000 Einwohner an diesem Tag ihr Leben.

Eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft ging vom Rheinland aus. Hauschild, damals Bürgermeister von Bad Godesberg, reiste selbst in die Region, übergab Sach- und Geldspenden und sah "Bilder, die ich nie mehr vergessen werde. Es war damals kaum vorstellbar, dass die Stadt heute wieder eine Touristenhochburg sein würde."

Eine Hochburg, die offensiv den Namen ihrer Bonner Partnerstadt bewirbt: durch den zentral gelegenen Bad Godesberg Park. "Godesberg kennt hier wirklich jeder, nicht nur durch den Park, die Menschen wissen genau, was dahinter steckt", erzählt Mert Hakalmaz. Der schlug letztes Jahr ein neues Kapitel im Freundschaftsbuch der beiden Kommunen auf. Als erster Bad Godesberger nahm er an einem Austauschprogramm teil, das ihn für ein Semester an die Universität von Yalova führte.

"Die Entscheidung habe ich bewusst getroffen. Die Kooperation mit Yalova war ganz neu und deshalb spannend. In Istanbul gibt es 35 Unis, da geht man leicht unter. In Yalova war ich der einzige Deutsche", erzählt der Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter.

Fünf Monate lebte der Godesberger unter einem Dach mit zwei Slowaken und einer italienischen Austauschstudentin und erkundete die Kurstadt. "Läden mit 20 unterschiedlichen Käsearten, die Thermalquellen, schöne Cafés entlang der Strandpromenade, das Wasser direkt vor der Haustür - die Stadt ist echt süß, aber auch recht klein. Nach fünf Monaten kennt man jede Ecke", so Hakalmaz' Fazit.

Schon bevor er sich im September 2014 auf den Weg machte, hatte der 21-Jährige aktiv an den Beziehungen zu Yalova mitgewirkt. Regelmäßig stehen er und seine Eltern als Gastfamilie zur Verfügung, wenn Jugendliche aus der Türkei in Bad Godesberg zu Gast sind.

Diese regelmäßigen Besuche sind Teil der Partnerschaft geworden, gleiches soll bald für den Studenten-Austausch im Rahmen des Erasmus-Programms gelten. Und gerade erst waren Hauschild und weitere Godesberger wieder in der Türkei, um alte Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen.

"Die Gastfreundschaft ist sagenhaft, da werden wir uns 2019 anstrengen müssen", sagt Hauschild. Denn dann wollen Bad Godesberg und Yalova mit einem großen Fest den 50. Geburtstag ihrer Freundschaft feiern. Eine Freundschaft, die eben keine von vielen sein soll.

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