Elisabeth-Selbert-Gesamtschule "Net-Piloten" schulen ihre jüngeren Mitschüler

BAD GODESBERG · "Wer war heute schon auf WhatsApp?", fragt ein Schüler der 10. Klasse in die etwa 25-köpfige Runde von Siebtklässlern vormittags gegen elf Uhr. Antwort: Alle! "Und wer war gestern auf You tube?" Antwort: Fast alle. Das Frage-Antwort-Spiel wird variiert mit Fragen nach Facebook, Instagramm, Namen von Computerspielen und weiteren medialen Angeboten, die insbesondere auf Jugendliche eine hohe Anziehungskraft ausüben.

 Mit einem Rollenspiel werden die künftigen "Net-Piloten" der Gesamtschule auf ihre Aufgabe vorbereitet.

Mit einem Rollenspiel werden die künftigen "Net-Piloten" der Gesamtschule auf ihre Aufgabe vorbereitet.

Foto: Ronald Friese

Für die meisten Jugendlichen spielen Computer und Internet im Alltag eine extrem wichtige Rolle. Ob sie mit Freunden chatten, das neueste Computerspiel ausprobieren, einen Stream schauen oder einfach nur ein paar Hausaufgaben damit machen - irgendwie ist der Computer immer mit dabei. Nach Informationen von update, der Bonner Fachstelle für Suchtprävention, sind aktuell 94 Prozent der zwölf- bis 19-jährigen Mädchen und Jungen jeden Tag oder mehrmals pro Woche online. Im Durchschnitt verbringen Jugendliche heute 192 Minuten täglich im Netz - das entspricht rund vier Schulstunden.

Eine besondere Schulstunde erlebten jetzt besagte Schüler der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule, betreut von ihrem Lehrer Christoph Steinwede sowie Andreas Pauly von update, die im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die deutschlandweite Präventionskampagne "Ins Netz gehen - Online sein mit Maß und Spaß" an der Gesamtschule startete.

In Bad Godesberg bildet update seit Begin dieser Woche an der Gesamtschule so genannte Net-Piloten aus. Net-Piloten sind Mädchen und Jungen der neunten und zehnten Jahrgangsstufe, die speziell geschult werden, um ihren Mitschülern Informationen rund um Computerspiele und Internetangebote, deren Risiken und Wirkung sowie Infos zum verantwortungsvollen Umgang zu vermitteln. "Die Betroffenen haben einen anderen Blick, und 16-Jährige sind bei den Jüngeren eher akzeptiert als Lehrer oder Eltern", erläutert Pauly das Konzept der "Peers". Die neuen "Net-Piloten" an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule gingen jetzt nach rund 20 Ausbildungsstunden zum ersten Mal in andere Klassen, um dort als "Peers" ihre Mitschüler zu informieren.

An jedem der drei künftigen Projekt-Standorte in Bonn, Berlin und Rosenheim werden auf diese Weise rund 1000 Schülerinnen und Schüler aus sechsten und siebten Klassen erreicht. Ziel des Projekts ist die systematische und frühzeitige Förderung einer medienkritischen Haltung bei Kindern und Jugendlichen. Aber auch Eltern werden von den Net-Piloten in Informationsabenden angesprochen. Nach einer zweijährigen Pilotphase an den drei Standorten ist eine bundesweite Ausweitung des Projekts geplant.

Die Kampagne richtet sich an Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren, um sie vor exzessivem Computerspiel- und Internetgebrauch zu schützen. "In den nächsten zwei Jahren werden wir in Bonn fünf Schulen und bundesweit 15 Schulen betreuen. Insgesamt wollen wir dabei etwa 400 Schüler ausbilden", berichtete Projektbetreuer Andreas Pauly.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort