Wohnen am Arndtplatz Nach fünf Jahren immer noch Baustelle

Bad Godesberg · Eigentlich hätte schon längst der Park angelegt sein sollen. Doch die Bewohner einer Edel-Immobilie im Villenviertel leben immer noch mitten auf einer Baustelle. Der Projektentwickler spricht von Schwierigkeiten mit einzelnen Handwerkern - und bestreitet Liquiditätsprobleme.

 Wo ein gepflegter Garten sein sollte, liegen immer noch Steine und anderes Baumaterial: Die exklusive Wohnanlage vom Arndtplatz aus gesehen.

Wo ein gepflegter Garten sein sollte, liegen immer noch Steine und anderes Baumaterial: Die exklusive Wohnanlage vom Arndtplatz aus gesehen.

Foto: Benjamin Westhoff

Dieses Angebot ist etwas für solvente Mieter: „Luxuswohnung im Villenviertel“, 200 Quadratmeter für rund 2500 Euro kalt. Die Edel-Immobilie liege nicht nur in Rheinnähe, lockt der Vermieter im Internet, sondern habe auch einen schönen Blick in einen „parkähnlichen“ Garten.

Der sieht im Moment allerdings noch schwer nach Baustelle aus: kein Grün, dafür Schotter und Erde, herumliegende Rohre, Paletten mit Steinen. Dabei sollte der Umbau der früheren bulgarischen Residenz am Arndtplatz, gestartet 2012, längst erledigt sein. Die Godesberger Firmengruppe „7 x 7“ hat in der Villa von 1920 sowie im benachbarten „Bulgaren-Block“ an der Herderstraße insgesamt 20 Wohnungen hergerichtet und die meisten schon vor Jahren verkauft. Doch es gab immer wieder Baustopps und Verzögerungen. „Wir leben seit Frühjahr 2015 auf einer Baustelle“, klagt einer der Eigentümer. In seiner Wohnung gebe es noch immer Mängel, deren Beseitigung mit rund 10.000 Euro zu veranschlagen seien.

„Wir liegen etwa zwei Jahre hinter dem Plan“, räumt Andreas Mankel ein, Geschäftsführer der „7 x 7“-Gruppe, die Anlegergeld für Investitionen in Sachwerte einsammelt. Mit dem Umbauprojekt im Villenviertel war sie offenbar überfordert: Es sei ein Fehler gewesen, so Mankel, auf einen Generalunternehmer zu verzichten und Aufträge direkt an einzelne Firmen zu vergeben. Die hätten teilweise ausländische Subunternehmer auf die Baustelle geschickt, mit denen es Probleme gegeben habe. Mankel nennt auch lange Bearbeitungszeiten bei den Behörden, Nachbarschaftsbeschwerden und Sonderwünsche der Käufer als Gründe.

Vor allem scheint es aber bei der Baustellenkoordination gehakt zu haben. „Wir mussten mehrfach abrücken, weil andere Gewerke mit ihrer Vorleistung nicht fertig waren“, berichtet Christoph Weigand aus Bergneustadt, der mit seiner Firma die Dächer gedeckt und Holzarbeiten ausgeführt hat. Er streite sich mit „7 x 7“ bis heute um rund 60.000 Euro. „Die haben uns eine Mängelliste vorgelegt, die an den Haaren herbeigezogen ist“, sagt Weigand.

Mängel wurden nicht behoben

Mankel dagegen wirft dem Dachdecker vor, Mängel nicht behoben zu haben – kein ungewöhnlicher Vorgang bei Bauprojekten. Keineswegs stimmten Mutmaßungen der Wohnungseigentümer, „7 x 7“ habe Liquiditätspro-bleme, versichert der Geschäftsführer. „Wenn wir Handwerker nicht voll bezahlt haben, dann nur, um Mängelbeseitigung durchzusetzen.“ Er hoffe, dass das Projekt bis zum Sommer abgeschlossen sei – einschließlich statischer Ertüchtigung der Tiefgarage. „7 x 7“ hat am Arndtplatz laut Mankel mehr als zehn Millionen Euro investiert. „Wir machen dort ein Minusgeschäft“, zieht der Geschäftsführer Bilanz. „Das ist eine schmerzhafte, teure Erfahrung und ein enormer Imageschaden.“

Dass Creditreform die Bonität der Firmengruppe mit „sehr schwach“ bewertet, begründet Mankel so: Wegen einer anderthalbjährigen Betriebsprüfung durch das Finanzamt habe man in dieser Zeit keine Geschäftsberichte veröffentlichen können – das führe zu einer schlechten Creditreform-Wertung. Jetzt sei „7 x 7“ mit der Wirtschaftsauskunftei im Gespräch. Noch schreibt die Gruppe insgesamt rote Zahlen. Es sei normal, dass Investments erst nach einer gewissen Zeit profitabel würden, argumentiert Mankel. Er wolle bis 2021 mit der Gruppe in die Gewinnzone.

Nach eigenen Angaben verwaltet „7 x 7“ rund 40 Millionen Euro, die zum Beispiel in Solarparks und Einkaufsmärkten stecken. Die Anleger investieren unter anderem in Nachrangdarlehen: mit vier Prozent Rendite – aber auch einem Totalverlustrisiko.

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