Nach tödlicher Attacke in Bad Godesberg Mutmaßlicher zweiter Täter im Fall Niklas P. gefasst

Bad Godesberg · Der mutmaßliche zweite Täter im Fall Niklas P. ist gefasst und sitzt hinter Gittern. Zeugen identifizierten den 21-jährigen Deutschen "mit sehr hoher Sicherheit" als Täter.

Wie Bonns Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilten, hat die Mordkommission am Montag einen 21-jährigen Deutschen festgenommen, der an dem tödlichen Angriff auf Niklas P. beteiligt gewesen sein soll. Ein Ermittlungsrichter erließ noch am selben Tag Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Totschlags. Damit sitzt neben dem 20-jährigen mutmaßlichen Haupttäter Walid S. ein weiterer Verdächtiger in Untersuchungshaft. Die Fahndung nach dem dritten Mann, der ebenfalls unmittelbar an der Tat beteiligt gewesen sein soll, laufe weiter auf Hochtouren, so die Polizei. „Wir ermitteln gegen mehrere Personen“, teilte ein Sprecher auf GA-Anfrage mit.

Zunächst waren die Ermittler davon ausgegangen, dass der 21-Jährige die Freunde von Niklas P., die in der Nacht zum 7. Mai mit dem 17-Jährigen an der Rheinallee unterwegs gewesen sind, geschlagen hatte. Laut Staatsanwaltschaft stellte sich bei Zeugenvernehmungen jedoch heraus, dass der 21-Jährige auch die Absicht gehabt haben soll, Niklas P. zu attackieren, als der bereits reglos am Boden lag. Daher gehe man „derzeit von einer gemeinschaftlichen Tatbegehung aus“, so Oberstaatsanwalt Robin Faßbender. Weitere Angaben machte er mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht.

Fahndungserfolg nach Zeugenhinweis

Zeugen brachten die Polizei auf die Spur des 21-Jährigen. Sie hatten eine Männergruppe in Tatortnähe gesehen – Minuten nach dem Angriff auf Niklas P. Die Ermittler gingen davon aus, dass diese Männer die Attacke zumindest beobachtet hatten. Unter ihnen war auch der nun verhaftete 21-Jährige, der aus Bad Godesberg stammt. Da er den Ermittlern zufolge in seiner Vernehmung jegliche Angaben verweigerte, „ergab sich der Verdacht, dass er das Geschehen nicht nur beobachtet hatte, sondern an diesem beteiligt war“. Zwei Zeugen hätten ihn auf Fotos „mit sehr hoher Sicherheit“ als Tatbeteiligten erkannt.

Haupttäter Walid S. bestreitet die Tat

Seit Mitte Mai sitzt der mutmaßliche Haupttäter, der 20-jährige Walid S., in Untersuchungshaft, eine Jacke mit Blut des Opfers wurde bei ihm gefunden. Er bestreitet die Tat. Die Ermittler fahndeten mit Hochdruck nach zwei weiteren Männern, die an der Tat beteiligt gewesen sein sollen. Einer von ihnen soll nun gefasst sein: Am Montag nahm die Mordkommission einen 21-jährigen Bad Godesberger fest, ein Richter erließ auf Antrag von Staatsanwalt Florian Geßler am selben Tag Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Totschlags.

Nach dem dritten Verdächtigen wird nach Angaben der Polizei weiterhin intensiv gesucht. „Wir ermitteln gegen mehrere Personen, nicht nur gegen die bereits Inhaftierten“, sagte Polizeisprecher Robert Scholten. Der 21-Jährige soll derjenige sein, der am Tattag eine weiße Hose und einen weißen Pullover trug. Bislang war die Mordkommission davon ausgegangen, dass er „nur“ die Freunde von Niklas P. geschlagen hatte. Im Zuge der weiteren Ermittlungen aber stellte sich, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, aber nun heraus, dass er auch Niklas P. attackieren wollte, als dieser bereits am Boden lag.

Staatsanwalt verweist auf laufende Ermittlungen

Wörtlich heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft, „dass diese Person Anstalten getroffen haben soll, auf Niklas P. körperlich einzuwirken, als dieser reglos am Boden lag“. Ob der Verdächtige ihn schlagen oder treten wollte oder dies sogar tat – dazu schwieg Oberstaatsanwalt Robin Faßbender am Dienstag. Dabei handele es sich um Täterwissen, sagte er und verwies auf die laufenden Ermittlungen. Er teilte nur soviel mit: Zeugen brachten die Mordkommission auf die Spur des 21-Jährigen.

Sie hatten in der Nacht zum 7. Mai eine Männergruppe in Tatortnähe beobachtet – nur Minuten, nachdem Niklas P. niedergeschlagen worden war. Diese Männer sollen die brutale Attacke wenigstens beobachtet haben. Der 21-Jährige als Teil der Gruppe wurde vernommen – und verweigerte den Ermittlern zufolge „jegliche Angaben“. Es entstand der Verdacht, dass er die Tat nicht „nur“ beobachtet hatte, sondern daran beteiligt gewesen war. Den Ermittlern zufolge identifizierten ihn schließlich zwei Zeugen auf einem Foto „mit sehr hoher Sicherheit“ als Tatbeteiligten. Der 21-Jährige, der nach GA-Informationen zuvor nicht als Verdächtiger in den Akten stand, schweigt weiter zu den Vorwürfen.

Polizei verstärkt Kontrollen in Bad Godesberg

Damit sitzt nun neben dem 20-jährigen mutmaßlichen Haupttäter Walid S., der bereits am 17. Mai in U-Haft kam, der zweite mutmaßliche Täter in Haft. Dessen Anwalt Martin Kretschmer erklärte gegenüber dem GA: „Ich bin heute Morgen von der Nachricht überrascht worden und hatte noch keine Gelegenheit, mit meinem Mandanten darüber zu reden.“ Das will er nun so schnell wie möglich tun.

Derweil hat die Polizei ihre Kontrollen in Bad Godesberg verstärkt. So waren am Dienstagabend Beamte im Kurpark unterwegs. Laut Polizeisprecher Scholten hatten und haben die Beamten neuralgische Punkte wie die Rheinallee im Blick. Wann und wo die Kontrollen stattfinden werden, verriet er nicht. Er sagte nur soviel: „Wir haben guten Grund, in Bad Godesberg aktiv zu sein.“

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