Panoramabad Rüngsdorf Multikulti mit Panoramablick

Bad Godesberg · Die Stimmung im Rüngsdorfer Freibad ist am Dienstagnachmittag friedlich. 3000 Gäste sind gekommen, auch am frühen Abend zieht es noch viele Nachzügler ans und ins Wasser. Es herrscht ein harmonisches Nebeneinander.

 Die Hauptattraktion des Rüngsdorfer Freibades ist der frisch sanierte Sprungturm. Für den Sprung ins erfrischende Wasser müssen die Besucher aber auch mal länger Schlange stehen.

Die Hauptattraktion des Rüngsdorfer Freibades ist der frisch sanierte Sprungturm. Für den Sprung ins erfrischende Wasser müssen die Besucher aber auch mal länger Schlange stehen.

Foto: Andreas Dyck

Das Thermometer kratzt an der 30-Grad-Marke. Am Himmel ist kaum eine Wolke zu sehen. Zur rechten Seite des frisch sanierten Sprungturms im Rüngsdorfer Panoramabad schiebt sich gemächlich der Rhein am Petersberg vorbei. Zur seiner linken Seite schiebt sich ebenso gemächlich die Reihe der Wartenden in Richtung der Sprungbretter – darunter auch der achtjährige Sven. „Ich liebe Wasser, Schwimmen und Ferien“, ruft er, die Fäuste unter das Kinn geklemmt. Wenig später geht es mit einem Sprung kopfüber in das kühle Nass.

Tags zuvor hatte eine Besucherin dem General-Anzeiger von einer Gruppe arabischstämmiger Jugendlicher erzählt, die kreuz und quer in ein Schwimmbecken gesprungen und den Anweisungen einer Bademeisterin nicht nachgekommen seien. Die Stimmung sei merkwürdig gewesen.

Medienberichte thematisieren immer wieder Fehlverhalten von Flüchtlingen in Schwimmbädern. In Remagen machte zuletzt ein 18-jähriger Afghane Schlagzeilen, der mehrere Kinder sexuell belästigt haben soll. Gibt es solche Vorfälle auch in Bonn?

Nein, sagt die Stadtverwaltung. Ihr seien keine Fälle sexueller Belästigung in Bonner Bädern bekannt. Die Mitarbeiter würden zudem durch Deeskalationstrainings geschult, das sie auf den manchmal nicht ganz stressfreien Umgang mit unterschiedlichen Besuchern vorbereiten soll. Zudem setze die Stadt seit vielen Jahren Securtiy als Unterstützung der Aufsicht in Freibädern ein, die vom jeweiligen Badpersonal nach Bedarf angefordert werden kann. Das Geld dafür komme aus dem Bäderetat. Zu den Kosten dafür will sich die Stadt aber nicht äußern, weil es sich um eine Vertragsangelegenheit handle.

Zurück im Rüngsdorfer Freibad: Am Becken für Nichtschwimmer planscht die 27-jährige Alessia Balzano mit ihrem dreijährigen Sohn Julian. „Es ist hier schon ziemlich voll, finde ich“ sagt die Rüngsdorferin. Das sei kein Wunder bei dem heißen Wetter. „Es geht hier aber ziemlich friedlich und entspannt zu“, sagt sie. Nur wenige Meter entfernt spielt Maryam Altaamimi aus Jordanien mit ihren zwei Cousins am Beckenrand. Mit Hose, Hemd und Kopftuch bekleidet geht die 16-Jährige nicht ins Wasser. „Ich finde das voll schade, aber mit Kleidung darf ich nicht reingehen“, sagt sie. „Aber die Kinder finden es toll.“ Als Ausgleich liefert sie sich eine Wasserschlacht mit ihren Freunden.

Eine unsichtbare Linie trennt das Freibad in Ost und West. Auf der einen Seite liegen Familien mit Kindern im Schatten der Bäume, auf der anderen Seite suchen vornehmlich Jugendliche einen Platz in der Sonne. Kleinere Männergruppen rauchen Shisha oder spielen Volleyball. Dazwischen liegen Linda und Emilia. Die jungen Frauen aus der Innenstadt und aus Zülpich hat ebenfalls das heiße Wetter ins Freibad gezogen. Warum Rüngsdorf? „Wir sind hier, weil das Bad direkt am Rhein liegt, das ist eine schöne Location“, sagt Linda. Rangeleien, Belästigungen, Anzüglichkeiten – so etwas hätten sie hier noch nicht mitbekommen. Es rieche zwar die ganze Zeit nach Cannabis, ansonsten sei es aber sehr entspannt hier.

Die hohen Temperaturen sind ein Segen für die Bonner Freibäder. Nach durchwachsenen Wochen suchen die Besucher nun Abkühlung. Jede Brise wird in der stehenden Hitze dankbar mit „Ahs“ und „Ohs“ begrüßt. Seit Beginn der Saison haben bis Ende letzter Woche rund 32 000 Menschen die Freibäder in Bad Godesberg besucht. Abkühlung sucht auch Toby Hedger mit ihrem zweijährigen Sohn Lincoln. Die 35-Jährige aus Washington lebt seit Februar in Plittersdorf. Der Sohnemann läuft Slalom durch die Wasserfontänen am Babybecken. „Wo ich herkomme, gibt es nichts Vergleichbares“, sagt Hedger sichtlich begeistert. „Es ist für jeden etwas da und für alle erschwinglich, ich denke wir kommen morgen wieder.“

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