Hicog-Siedlung Muffendorfer Mieter fühlen sich „völlig alleingelassen“

Bad Godesberg · Hohe Nebenkostennachzahlungen von bis zu 530 Euro belasten Mieter der Hicog-Siedlung Muffendorf, die der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gehört. Sie fühlen sich von ihrem Vermieter und der Hausverwaltung "völlig alleingelassen".

 Das Hochhaus an der Röntgenstraße ist das auffälligste Gebäude der Hicog-Siedlung Muffendorf. Hier starten auch die Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals.

Das Hochhaus an der Röntgenstraße ist das auffälligste Gebäude der Hicog-Siedlung Muffendorf. Hier starten auch die Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals.

Foto: Friese

Von 2013 bis 2016 hätten sich die Betriebskosten verdreifacht, vor allem die Kosten für Gartenpflege und Hausmeister seien gestiegen, berichtet Munirae Gharezi, Juristin beim Bonner Mieterbund. Auf Nachfrage des GA bestätigen verschiedene Mieter, dass die Beiträge für den Hausmeister von rund 17.500 Euro (2013) auf rund 84.000 (2016) und die für Gartenarbeit von 57.000 Euro (2013) auf rund 139.000 Euro gestiegen sind.

Die Bima begründet die hohen Nachzahlungen mit allgemeinen Kostensteigerungen, insbesondere im Energiesektor. Hausmeister und Grünpflege wurden 2015 neu ausgeschrieben. Dabei habe die Bima Beschwerden über Umfang und Qualität der bis dahin erbrachten Leistungen berücksichtig, so die Pressestelle, und sich an den Mieterinteressen orientiert. „Gemessen am Leistungsumfang sind die Preise, die bei der Ausschreibung erzielt wurden, marktüblich. Im Übrigen haben die Maßnahmen dazu geführt, dass es weniger Beschwerden gibt und sich das Erscheinungsbild der Wohnsiedlung verbessert hat“, so die Bima.

Das sehen Bewohner und Mieterbund anders. Sie berichten zum Beispiel, dass Büsche radikal beschnitten wurden und frisch gepflanzte Bäume vertrocknet sind. Laut Bima ist es „vertraglich vereinbarte Aufgabe des externen Verwalters, der BauGrund, die ordnungsgemäße Durchführung der infrastrukturellen Serviceleistungen zu überwachen“. Doch genau da hakt es nach dem Eindruck mehrere Mieterinnen und Mieter, die sich vor allem einen besseren Hausmeisterservice wünschen. Anrufe und Schreiben würden nicht beantwortet, es werde nur sehr kurzfristig über Termine informiert – wie kürzlich bei einer Kontrolle der Wasserleitungen. Warmwasser- und Heizungsausfälle im Herbst und Winter seien zur Regelmäßigkeit geworden. „Wir fühlen uns völlig alleingelassen“, schreibt eine Mieterin an den GA. „Seitdem die Verwaltung von der ehemaligen Behörde an eine Firma vergeben wurde, hat die Qualität der Betreuung sehr gelitten“, so ein anderer Mieter. „Wir Mieter wollen hier in Ruhe wohnen und angemessen dafür zahlen aber uns nicht ständig von einer Verwaltungsfirma (die wir auch bezahlen!) ärgern lassen.“

„Der externe Verwalter ist dazu gehalten, Anliegen zeitnah zu bearbeiten. Falls eine Antwort etwas mehr Zeit benötigt, sind Zwischennachrichten vorgesehen“, teilte die Bima mit. Um diesen Standard in der Mieterbetreuung zu gewährleisten, stehe sie in einem regelmäßigen Dialog mit dem Verwalter. „Insgesamt hat sich auf diesem Wege seit Übernahme der Verwaltung durch die BauGrund die Beziehung zwischen Mieter und Verwalter spürbar verbessert“, meint die Bima. Qualitätsstandards seien Gegenstand des Immobilienverwaltungsvertrages. „Diese Standards einzuhalten, ist unter anderem Gegenstand der regelmäßigen Kontrollen.“

Was die Fragen und Widersprüche der Mieter zu Nebenkostenabrechnungen betreffe, hätten zwischenzeitlich alle betreffenden Mieter eine Eingangsbestätigung erhalten. „Eine abschließende Antwort wird ihnen in Kürze zugestellt.“

Der Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg unterstützt seine Mitglieder bei ihren Beschwerden. Juristin Gahrezi sagt, dass die Nebenkostenabrechnungen aller Mieter überprüft werden müssten. „Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob die Hausverwaltung wirtschaftlich arbeitet“, sagt sie. Der Mieterbund geht der Sache weiter nach.

Die besondere Architektur und Geschichte der denkmalgeschützten Siedlung sorgen auch dafür, dass sich Bewohner besonders damit verbunden fühlen. Es hat sich eine rege Mieterinitiative gebildet, die den Austausch untereinander und Führungen organisiert. Gesprächsstoff gibt es zurzeit genug.

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