Heinz Königs "Knollestüffje" Mit Leib und Seele Godesberger

BAD GODESBERG · Pünktlich um 17 Uhr schließt Heinz König seine Kneipe in der Junkerstraße im "Knolleveedel" auf - das macht er seit 20 Jahren jeden Tag, außer mittwochs, da ist Ruhetag.

 Fotos und Straßenschilder erinnern im urigen "Knollestüffje" von Heinz König an das alte Godesberg. Der Wirt setzt auf Atmosphäre, auch bei seinen Konzerten.

Fotos und Straßenschilder erinnern im urigen "Knollestüffje" von Heinz König an das alte Godesberg. Der Wirt setzt auf Atmosphäre, auch bei seinen Konzerten.

Foto: Ronald Friese

König ist nicht nur ein stadtbekannter Wirt, sondern auch ein bekennender Fan seiner Heimat: "Ich bin mit Leib und Seele Godesberger", sagt er. Das erkennt jeder sofort, der das "Knollestüffje" betritt: Gerahmte Schwarz-Weiß-Fotos von Bad Godesberg nicht nur an jeder Ecke, sondern im gesamten Lokal. Es dominieren die 1950er- und 1960er-Jahre, ein Hauch von Heimatmuseum weht durchs Haus.

Im hinteren Teil der Kneipe ist die gesamte Ecke für den bekanntesten Godesberger Schauspieler reserviert: Paul Kemp. Ein großes Filmplakat von "Amphitryon" aus den 1930er-Jahren trägt noch den Stempel der "Reichsprüfstelle". es gibt Porträtfotos, Zeitungsartikel und die Todesanzeige aus dem Jahr 1953. Gleich daneben hübsch aufgereiht die Godesberger Bürgermeister beginnend mit Wilhelm Hugo Franken (1818-1840) bis zu Franz Linz (1963-1969), dem letzten Bürgermeister vor der Eingemeindung nach Bonn.

So etwas wie ehemalige Bezirksvorsteher, heute Bezirksbürgermeister, sind hier nicht wohl gelitten, sie fehlen. Warum das so ist, erkennt der Besucher auf den vielen Fotos, die die Altstadtsanierung dokumentieren, die Ende der 1960er-Jahre die Bevölkerung - teilweise bis heute - spaltete. "Ich habe meine ganze Jugendzeit auf der Burgstraße verbracht", erzählt König. "1969 musste ich zur Bundeswehr, da ging es dann los mit dem Abriss. Und zwar gnadenlos! Ich bin heute noch der festen Überzeugung, dass alle Häuser erhaltenswert waren. Und 1973 haben diese Wahnsinnigen auch noch das Aennchen abgerissen. Aus den Burglichtspielen hätte man ein wunderbares Theater machen können, und aus der Kneipe von Peter Wershofen nebenan den schönsten Biergarten der ganzen Stadt."

König redet sich schnell in Rage, die Wunden scheinen bis heute nicht verheilt. Die ganze Sache mit der Eingemeindung, offiziell kommunale Neuordnung des Bonner Raumes, hält er bis heute für ein Schmierentheater. "Da ist getrickst worden", meint er voller Überzeugung. Bis heute geht er, wenn er Zeit hat, ins Stadtarchiv, um Beweise für seine Theorie zu sammeln. Er sagt: "Die Bonner", so König, "haben seit 1969 immer nur das Nötigste in Godesberg gemacht."

Wie dem auch sei. "Kurioserweise", wie er selbst sagt, wohnt König seit 31 Jahren mit seiner Frau Martha im Altstadtcenter, den heutigen City-Terrassen. "Ich war zwar ein erklärter Gegner dieses Baus, aber nun wohnen wir da. Und mittlerweile finde ich, dass sich das Altstadtcenter beispielsweise positiv abhebt von der Fronhofer Galeria. Aber natürlich hätte ich auch gerne die alte Burgstraße wieder. Jetzt leben wir dort mit Blick auf die Burg."

1986 war der Vater eines 38-jährigen Sohnes Gründungsmitglied der Godesberger Werbegemeinschaft. Bereits ein Jahr später organisierte er mit seiner Truppe das erste Godesberger Oldie-Fest auf dem Theaterplatz. Auf die Jahre als Organisations-Chef der Werbegemeinschaft ist er sichtlich stolz: "1988 sind wir mit dem größten Hefezopf der Welt im Guinessbuch der Rekorde gelandet. Das Ding ging von der Koblenzer Straße bis rein in die Parfümerieabteilung von Hertie, das waren rund 250 Meter. In dieser Zeit haben wir auch den ersten Weihnachtsmarkt in der Innenstadt organisiert und 1991 den ersten verkaufsoffenen Sonntag. Da haben wir lange für gekämpft."

Das Oldie-Fest von 1987 wirkte nachhaltig auf den Liebhaber von Beat und Rock 'n' Roll. 2001 war die Godesberger Formation "The Row" die erste Band, die im "Knollestüffje" ein Konzert gab. "Die Hütte war rappelvoll und wir haben beschlossen, dies noch Mal zu machen", erinnert sich König. Rolf "Rowi" Ditz, Leadsänger der Godesberger Band und zufälligerweise gerade wieder in seinem "Wohnzimmer" namens "Knollestüffje", zu Gast, meint: "Wir sind wirklich froh, dass Heinz hier Live-Konzerte veranstaltet. Wo gibt's so etwas noch in Godesberg?"

Jeden ersten Freitag im Monat, außer im Juli und August, geben sich Bands aus Godesberg und der Region hier die Klinke in die Hand. Die Fans danken es Heinz König mittlerweile auch über Facebook: "Für Euren tollen Liveclub wünschen wir Euch immer tolle Gäste, gute Stimmung und sagen außerdem Danke. Ihr habt viel getan dafür, dass man noch tolle Live-Atmosphäre erleben kann. Rock 'n' Roll will never die", heißt es da. Apropos Facebook. Auf der "Knollestüffje"-Seite steht: "Erst wenn der letzte Club geschlossen und der letzte Künstler abgetreten ist, wirst du erkennen, dass man geile Atmosphäre nicht 'downloaden' kann." Dass das "Knollestüffje" in absehbarer Zeit schließen wird, davon ist nicht auszugehen, auch wenn Heinz König demnächst 65 wird. "Wenn's soweit ist, werde ich schon rechtzeitig Bescheid geben", sagt er vergnügt mit einem Augenzwinkern.

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