Nach Brand in der Gotenstraße Mieter in Bad Godesberg klagen über Vonovia

BAD GODESBERG · Die Bewohner der Gotenstraße 96 in Bad Godesberg fühlen sich von ihrem Vermieter, dem Immobilienunternehmen Vonovia, im Stich gelassen: Seit einem Feuer im Treppenhaus Ende Dezember habe die Firma bis heute wenig unternommen.

„Es hat sich fast nichts getan“, äußert sich Jerzy Gosciniak verärgert. Der 62-Jährige lebt seit mehr als 15 Jahren in dem Vonovia-Haus. Als es brannte, war er bereits auf der Arbeit, seine Frau musste sich jedoch vor den Flammen retten. Zehn Verletzte durch Rauchgas gab es laut Polizei. Die ermittelt, ob es sich um vorsätzliche Brandsetzung gehandelt hatte.

Für Gosciniak war alles ein großes Trauma. Umso schlimmer sei es, dass über sechs Wochen nach dem Brand die Situation in dem Haus immer noch unzumutbar sei. So sei die Elektrik zerstört worden. Flur- und Außenbeleuchtung seien defekt, Waschmaschinen, Trockner, das Internet, Telefon und die Klingel funktionierten gar nicht mehr. „Der Flur ist dreckig und eklig, es hängen Kabel aus der Wand“, schildert er. Er befürchtet Gefahr für die fünf im Haus lebenden Kinder, die mit den freiliegenden Kabeln spielen könnten. Auch sei immer noch Brandgeruch wahrnehmbar.

„Das ist doch kein Zustand“, beklagt sich der Bewohner. Erste Sanierungsarbeiten seien von der Vonovia durchgeführt worden, jedoch nur mangelhaft: „Das Licht im Treppenhaus ist seit der provisorischen Reparatur Tag und Nacht an und kann nicht ausgeschaltet werden. Die Stromkosten müssen die Mieter tragen.“

Giftige und reizende Stoffe

Doch am meisten ärgert ihn die Kommunikation mit der Vonovia: Kontaktversuche der besorgten Mieter mit dem Unternehmen seien wiederholt abgeblockt worden. „Alle Anrufe endeten mit Spott, oder der Hörer wurde aufgelegt“, sagt er. Beschwerden und Sorgen würden von der Vonovia nicht ernstgenommen und mit Sätzen wie „Das passiert eben nicht von heute auf morgen“ abgetan.

Vonovia sei direkt am Tag des Brandes verständigt worden und auch erschienen, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. „Ein paar Tage danach ist noch mal jemand gekommen. Es wurde aber nur sehr oberflächlich gereinigt“, so Gosciniak. Die Reinigung der Treppe sei schließlich von den sechs Mietparteien übernommen worden, nachdem die Vonovia ihnen gesagt habe, dass sie es auch selbst machen könnten. Den Mietern sei von der Feuerwehr mitgeteilt worden, dass die Reinigung der Böden nicht ungefährlich sei.

Marcus Schmitz vom Presseamt der Stadt kann dies bedingt bestätigen: Ruß und angebrannte oder verkohlte Materialien könnten giftige und reizende Stoffe enthalten. Auch wenn Schadstoffe beim Brand freigesetzt wurden, bedeute dies jedoch noch keine unmittelbare Gefährdung. Die notwendigen Reinigungs- und Sanierungsarbeiten könnten von Fachfirmen oder auch von Brandgeschädigten selbst vorgenommen werden, allerdings nur unter der Einhaltung mehrerer Schutzvorkehrungen wie dem Tragen von Einmalanzügen, Schutzhandschuhen und unter Umständen eines Atemschutzes.

„Dass unsere Mieter über Weihnachten in ihren Wohnungen bleiben konnten und in keine Ersatzunterkunft mussten, war erst einmal unser vorrangiges Ziel“ teilt Vonovia-Sprecherin Bettina Benner auf Anfrage des General-Anzeigers mit. Dafür sei die Stromversorgung provisorisch wiederhergestellt worden. „Wir haben einen Zustand des Hauses herstellen können, der die Mindestanforderungen an die Verkehrssicherheit erfüllt“, so Benner. Daher habe die Feuerwehr schließlich auch alle Wohnungen wieder freigegeben. Die Kabel im Treppenhaus seien durch Kabelbinder gesichert und stellten daher keine Gefahr für die Bewohner des Hauses dar, sagte die Sprecherin.

Belastung auf „unvermeidbares Mindestmaß“ reduziert

In den Tagen nach dem Unglück habe es zwei kurzfristige Brandreinigungen durch die Vonovia gegeben. „Die Belastung konnte auf ein unvermeidbares Mindestmaß reduziert werden“, hieß es. Wann die umfassenden Schäden jedoch komplett behoben sein werden, kann Benner nicht sagen: „Ein Fertigstellungstermin kann erst genannt werden, sobald die Freigabe der Maßnahmen durch den Gutachter der Versicherung erfolgt.“

Ihre Kollegen hätten direkt nach dem Brand versucht, alle Hausbewohner zu kontaktieren, was jedoch nicht in allen Fällen erfolgreich gewesen sei. Auch der Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg sei eingeschaltet worden. „Wenn weitere Kommunikation schlecht gelaufen ist, bedauern wir das jedoch“, so Benner.

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