Godesberger Graffiti-Wettbewerb Mehr Farbe fürs Kino

BAD GODESBERG · Die Graffiti-Schmierereien an der Wand bei der Bushaltestelle Moltkestraße waren nichts fürs Auge. "Das war immer ein Ärgernis, besonders nachts, wenn das Laternenlicht die Schmierereien noch mehr hervorhebt", sagte Hartmut Liedtke, Betriebsleiter des Kinopolis. Das ist nun anders: Zusammen mit Profi Benni Sobala verwandelten junge Künstler die Wand in eine farbenfrohe Graffiti-Collage.

 Die Künstler: (vorne v.l.) Chantal, Henrik, Nora und Benni, (hinten) Yanniss, Alexander, Christopher und Aljoscha.

Die Künstler: (vorne v.l.) Chantal, Henrik, Nora und Benni, (hinten) Yanniss, Alexander, Christopher und Aljoscha.

Foto: Ronald Friese

Sie hatten kreative Beiträge für den Wettbewerb "Gesprühte Ideen kommen auf die Wand" von Stadtwerke Bonn Bus und Bahn und dem Kino eingereicht und waren von der Jury als Gewinner ausgewählt worden. Der Preis: Sie durften mit einer Sprühdose an einer Wand stehen, ohne etwas Verbotenes zu tun.

Besonders für den Erstplatzierten Christopher Schultz war das ein gutes Gefühl: Er berichtete, dass er kürzlich am eigenen Leib erleben durfte, wie vehement die Polizei illegalen Sprayern nachstellt. Er wurde mit dem Auto angehalten, die Polizisten fanden im Kofferraum seine Sprühdosen und nahmen ihn fest. "Für die passte ich genau in das Profil von illegalen Graffiti-Sprayern", sagte der 20-Jährige. Dabei sei er nur zur falschen Zeit in der falschen Gegend unterwegs gewesen.

"Ich finde es toll, dass es endlich mal die Möglichkeit gibt, sich und seine Kunst legal zu zeigen", sagte er nach der Preisverleihung am Sonntag im Kinopolis. Mit ihm zusammen wurden Yanniss Bellinghausen (17) als Zweitplatzierter und Henrik Heil (14) von der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Tannenbusch als Dritter für ihre Entwürfe ausgezeichnet, die allesamt eine gute Kenntnis des Graffiti-Stils und der Techniken bewiesen. "Ich male so seit der fünften Klasse", sagte Henrik. "Aber am Wochenende hatte ich zum ersten Mal gesprayt." Alle wollen weitermachen, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen.

Dafür brauchen sie aber Flächen, an denen sie auch sprühen dürfen. Gutes Graffiti sei auch Kunst und außerdem "eine wichtige Ausdrucksform vor allem für junge Menschen", sagte Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann zu Beginn der Preisverleihung. "Ich bin der Meinung, dass wir mehr legale Stellen zur Verfügung stellen müssen."

Nur so könne man Graffiti aus der Illegalität holen und junge Menschen vor den Folgen schützen - Konflikt mit der Polizei, hohe Entschädigungskosten für die beschmierten Wände und einen Eintrag im Führungszeugnis, der sich auf den Lebenslauf negativ auswirkt.

Zwei Sonderpreise wurden ausgelobt: Die Johannes-Rauh-Realschule in Bad Godesberg und die Christophorus-Förderschule in Tannenbusch hatten Motive eingesendet. Chantal und Nora (beide 12) nahmen den Preis für ihre Realschule entgegen. "Wir waren mal in den Straßen unterwegs, da sieht man so was ja oft, und wir wollten das auch mal machen", sagte Chantal.

Die Jury hatte laut Mitglied Sobala bei der Auswahl darauf geachtet, nicht nur optisch sehr gute Werke zu prämieren, die meist von älteren kamen. "Uns war wichtig, auch Leute aus der Zielgruppe dabei zu haben, in der es brenzlig ist." Er hatte im Lauf des Jahres in Bonn zusammen mit Dennis Larbig auch den halbstündigen Film "Legal Streetarts" gedreht, der im Anschluss an die Preisverleihung im Kinosaal gezeigt wurde und Jugendliche eindringlich vor illegalen Graffiti-Aktionen warnt.

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