Jesuitenorden in Bad Godesberg Marco ist jetzt Frater

BAD GODESBERG · Ein überaus kräftiger Händedruck. Dieser junge Mann in Jeans und Sportjacke ist also Frater Marco Hubrig, einer der für 2012 insgesamt sechs Kandidaten aus dem deutschsprachigen Raum, die Anfang September in Nürnberg ihren Eintritt in den Jesuitenorden versprochen haben.

 Ist Jesuit geworden: Marco Hubrig im Aloisiuskolleg.

Ist Jesuit geworden: Marco Hubrig im Aloisiuskolleg.

Foto: Axel Vogel

"Nein, ich bin jetzt nicht der Heroe, der auf der Überholspur in den Orden gesaust ist", witzelt Hubrig. Gerade hat der 31-Jährige seinen Silentiumsschülern des Aloisiuskollegs (Ako) schnell noch mal lateinische Grammatikregeln erklärt. Den Jungen steht eine Lateinarbeit bevor.

Frater Hubrig ist seit drei Wochen in die Ako-Internatsbetreuung eingebunden. Nach dem zweijährigen Noviziat und dem Ordenseintritt beginnt er am Jesuitenkolleg sein ebenfalls zweijähriges Magisterium. "Das heißt, ich wachse jetzt hier nach meiner endgültigen Entscheidung, Gott treu zu sein, mit Jugendarbeit in den Orden hinein." Der auf den ersten Blick so jungenhafte Frater spricht mit fester Stimme.

Das Gekicher seiner Internatsjungen darüber, dass ihr neuer Erzieher an diesem Nachmittag in einem Zeitungsinterview steckt, lächelt er verständnisvoll weg. Welchen Weg ist dieser junge Mann gegangen, sich lebenslang an einen Orden zu binden und Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam zu geloben, anstatt etwa eine Familie zu gründen? Frater Hubrig erzählt von seiner eigenen behüteten Kindheit in einem keineswegs christlich geprägten Elternhaus in der kirchenfeindlichen DDR.

Nur manchmal, wenn Hubrig Persönliches schildert, ist sein Dresdener Dialekt leise herauszuhören. "Irgendwann habe ich dann aber angefangen, existenzielle Fragen zu stellen, die mir die Naturwissenschaften nicht beantworten konnten. Ich habe da also Gott schon unbewusst gesucht", erinnert er sich.

Als Fügung bezeichnet er es, dass er für seinen Zivildienst ein katholisches Internat in Dresden wählte. Über die Stationen Priesterseminar, Lehramts- und Philosophiestudium traf er dann auf den Jesuitenorden - und alsbald stellte Marco Hubrig die Weichen neu. "Ich wusste plötzlich, dass ich mein Leben ganz in die Nachfolge Jesu stellen wollte. Inzwischen weiß ich aber auch, dass ich um diese Beziehung immer kämpfen muss."

Der ernste junge Mann schweigt eine Weile. Ja, sicher, sein Freundeskreis habe sich sofort neu "sortiert". Da gab es gerade in den östlichen Bundesländern diejenigen, die meinten: "Was machst du denn für einen Quatsch?" Aber eben auch echte Freunde, die urteilten: "Marco wird Jesuit - das passt." Nein, verletzt habe er mit seiner Entscheidung, Gott zu seinem Lebensmittelpunkt zu machen, keinen, antwortet er dann auf eine andere Frage nachdenklich. Die Beziehung zu einer Freundin sei schon zuvor beendet gewesen. "Ich habe niemanden in den Wind geschossen."

In der Tat seien die Gebote des Gehorsams, der Armut und der Keuschheit für einen jungen Mann schon "heavy", gibt der Frater auch frank und frei zu. Sie einzuhalten ermögliche aber, sich "frei zu machen für die gesamte Schöpfung". Und trotzdem habe er vor dem Gelübde natürlich einigen "Bammel" gespürt.

Jetzt sei er aber frischen Muts, als Teil dieses weltweiten Ordens zu wirken. Dass 2010 zeitgleich mit seiner neuen Weichenstellung der Missbrauchsskandal gerade über diesem Orden losbrach, habe für seine Entscheidung keine Rolle gespielt. "Und ich denke, gerade die Jesuiten haben ja nach ihren Kräften alle Fakten auf den Tisch gelegt."

Nachwuchs für den Jesuitenorden:

Die Gesellschaft Jesu (Societas Jesu - SJ) ist ein weltweiter Orden der katholischen Kirche. Ihr Auftrag ist der Dienst am Glauben und der Einsatz für Gerechtigkeit: besonders in Schulen, Hochschulen, in Mission, Flüchtlingslagern und Pfarreien.

Die Deutsche Provinz der Jesuiten umfasst auch Dänemark und Schweden. Ihre Zentrale ist in München. Mit Marco Hubrig haben dieses Jahr fünf junge Männer aus Deutschland und der Schweiz das Gelübde für ihren Eintritt in den Jesuitenorden abgelegt.

Der Noviziatsjahrgang von 2010 hat somit vollzählig durchgehalten. 2012 entschieden sich fünf Neue für das vorbereitende Noviziat der deutschsprachigen Provinzen.

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