Sprachkurse für Flüchtlinge Mütter und Kinder lernen gemeinsam Deutsch

BAD GODESBERG · Die evangelische Flüchtlingshilfe bietet Müttern und Kindern ein neues Sprachlernprojekt in der Paul-Klee Grundschule in Bad Godesberg an.

 An der Paul-Klee Schule werden Deutschkurse für Mütter und deren Kinder angeboten.

An der Paul-Klee Schule werden Deutschkurse für Mütter und deren Kinder angeboten.

Foto: Ronald Friese

Die junge Syrerin strebt in der Paul-Klee Grundschule die Treppen hoch in die Offene Ganztagsschule (OGS) „Kleeflitzer“. Auf dem Arm nuckelt Söhnchen Ibrahim. Oben angekommen, gibt die Mutter den Einjährigen in die Obhut von Erzieherin Carlotta Görgen. Ibrahim ist einverstanden, streckt Görgen sogar die Arme entgegen: Der Junge kennt sich schon aus im Kinderbetreuungsraum des Sprachlernprojekts der evangelischen Flüchtlingshilfe Bad Godesberg.

Der Aufenthaltsstatus von Ibrahims Eltern sei noch nicht geklärt. Solange hätten Mutter und Kind noch kein Anrecht auf einen regulären Platz im Integrationskurs und im Kindergarten, erläutert Jessica Hübner-Fekiri, Koordinatorin der Evangelischen Flüchtlingsarbeit. „Wir wollen aber nicht, dass wertvolle Zeit nutzlos verstreicht: Hier lernen die Kinder und die Mütter schon mal soweit Deutsch, dass sie dann leichter in den Kindergarten und den Integrationskurs einsteigen können.“

Initiiert haben das Projekt Ehrenamtliche der Erlöser-Kirchengemeinde. Parallel zur Deutschförderung der Mütter sollen deren Kinder in deutscher Sprache betreut werden, sagt Hübner-Fekiri und streicht der kleinen Simone über die runde Wange. Ihre Mutter sitzt drüben im Kurs von Jana Klewinghaus Baptista und paukt deutsche Redewendungen. Simone wurde nach der Flucht ihrer Eltern in Bad Godesberg geboren. „Also eine echte Bönnsche“, scherzt Regina Uhrig vom Haus der Familie, das die Lehrkräfte im Projekt stellt und honoriert. Im April habe man den ersten Kurs gestartet, der schnell 26 Teilnehmerinnen aus der Nachbarschaft umfasste, berichtet Hübner-Fekiri. Ein Grund für die hohe Nachfrage sei sicher das wochentägliche feste Angebot von 9 bis 10.30 Uhr.

„Das ermöglicht es den Frauen, Deutschlernen fest in ihren Alltag zu verankern, Vertrauen zueinander und zu den Lehrerinnen aufzubauen, sodass eine optimale Lernsituation entsteht“, ergänzt Uhrig. In den Ferien laufen die Kurse in kleinerer Form im Axenfeldhaus und in einer Unterkunft weiter. Nach den Sommerferien geht es wieder zurück in die OGS. Die Kinderbetreuung sei zuerst eine große Herausforderung gewesen, gibt Hübner-Fekiri zu. Mit der Aufteilung der Teilnehmerinnen auf drei Kurse mit paralleler Betreuung und Sprachförderung auch für die Kleinen sei dann Ruhe ins Projekt gekommen. Das evangelische Haus der Familie war mit eingestiegen. Aktuell besuchten etwa zehn Kinder im Alter von drei Monaten bis sechs Jahren die Betreuung.

Parallel dazu gebe es einen Alphabetisierungs- und zwei Anfängerkurse mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräften. „Sie arbeiten professionell, geduldig und sensibel“, so Uhrig, was der Besuch eines Mutterkurses bestätigt. Aufmerksam folgen rund 20 Frauen verschiedener Nationalitäten den Fragen von Angelika Monzel und Sybille Bode. Sie wollten unbedingt in Geschäften, beim Arzt, im Kindergarten und mit den Lehrern Deutsch reden können, haben die Mütter zuvor erklärt.

Über die Verständigung mit Händen und Füßen ist man längst hinweg. „Wie viele Kinder hast du?“, fragt Monzel eine Syrerin. „Ich habe fünf Kinder. Ich habe drei Mädchen und zwei Jungen“, antwortet diese langsam, aber deutlich in kompletten Sätzen. „Was hast du gestern gemacht?“, lautet die nächste Frage. Eine Frau aus dem Irak sucht nach Worten. Dann kommt die Antwort: „Ich habe besucht die Nachbarin.“ Besser wäre noch „Ich habe meine Nachbarin besucht“, meint Bode. Und dann fragt sie eine weitere Frau, was heute wohl für ein besonderer Tag sei. Diese schaut erstaunt. „Mittwoch“, antwortet sie. „Nein, nein, dieser Mittwoch ist ein besonderer“, hakt Bode nach. Jetzt lacht die Syrerin. „Ich habe Geburtstag“, stimmt sie zu. Und dann erschallen in den Räumen der „Kleeflitzer“ Gratulationslieder. Dem „Zum Geburtstag viel Glück“ folgt ein „Happy Birthday“ und danach aus vielen Kehlen das arabische Pendant.

Für die Deutschkurse und Kinderbetreuung werden noch ehrenamtliche Helfer gesucht. Interessenten werden gebeten, sich bei der Evangelischen Flüchtlingsarbeit, Habsburgerstraße 9, unter 02 28/36 29 07 oder per E-Mail an fluechtlingshilfe@evangelisches-godesberg.de. zu melden.

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