Dramaturgin Nina Steinhilber Loyale Begleiterin und scharfe Kritikerin zugleich

BAD GODESBERG · "Ein-Sichten" gewinnen heißt eine Veranstaltungsreihe der Gesellschaft der Freunde der Kammerspiele. Zu Gast war am Montag Nina Steinhilber, seit Beginn der Spielzeit 2013/2014 als Dramaturgin am Theater Bonn tätig und gegenwärtig an der Vorbereitung des Programms für 2014/2015 beteiligt.

Kurt P. Tudyka von der Gesellschaft der Freunde der Kammerspiele leitete die Gesprächsrunde und setzte Schwerpunkte. Zunächst sollte am beruflichen Werdegang von Steinhilber entwickelt werden, wie sich die Dramaturgie im Laufe der Zeit verändert hat. Steinhilber studierte Germanistik, Anglistik und Geschichte in Frankfurt und entdeckte über eine Dramaturgiehospitanz bei Dimiter Gotscheff am Schauspiel Frankfurt ihre Begeisterung für die Arbeit am Theater. Nach weiteren Anstellungen in Dresden, Heidelberg und Karlsruhe kam sie im September 2013 ans Theater Bonn.

Angesprochen auf die aktuelle Situation in Bonn und ihre persönliche Einschätzung des Publikums stellte Steinhilber fest, dass es besonders wichtig sei, sich in Publikumsgesprächen in einen Austausch zu begeben. Durch die öffentliche Proben für das Publikum werde versucht, möglichst frühzeitig Rückmeldungen zu den Stücken zu bekommen. Steinhilber: "Bonn hat drei tolle Spielstätten, für die wir individuell ein Programm zusammenstellen." Da Bonn nun mal ein geschichtsträchtiger Ort sei, würden geschichtliche Aspekte eine zentrale Rolle in der Programmplanung spielen.

Zur Arbeit der Dramaturgen gehören neben der Lektüre und Auswahl von geeigneten Werken für den Spielplan auch die Suche nach Regisseuren und Bühnenbildnern sowie die Bearbeitung und Übersetzung von Texten. Die Erschließung von Hintergrundwissen für das Regieteam und die Darsteller sowie die Organisation von Publikumsgesprächen und Einführungsveranstaltungen gehört ebenfalls zu ihren Tätigkeiten. "Die Dramaturgie ist ein sehr abwechslungsreiches Arbeitsfeld. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Regisseuren ist man einerseits der loyalste Begleiter, andererseits aber auch der schärfste Kritiker des Regisseurs", sagte Steinhilber.

Gemeinsam mit Alice Buddeberg erarbeitete Steinhilber die Theaterfassung von "Karl und Rosa" nach einem Roman von Alfred Döblin. Aufgabe der Dramaturgen ist es, aus dem Roman die wesentlichen Figurenstränge zu entnehmen und Material auszuwählen, um den Inhalt des Buches auf die Bühne zu übertragen.

Außerdem gab Steinhilber einen Ausblick auf die neue Spielzeit. Im Mittelpunkt der Planungen wird die Frage stehen, wie es mit dem Planeten Erde in Zukunft weitergehen wird. Der Umstand, dass in Bonn viele Nichtregierungsorganisationen und Institutionen vertreten sind, soll für eine Zusammenarbeit von Theater und Wissenschaft genutzt werden. "Als Auftakt dazu wird es einen theatralen Kongress geben, auf dem Künstler und Wissenschaftler Möglichkeiten zur Überwindung der globalen Bedrohungen ausarbeiten."

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