Heiko Fenn Leiter des Bonner Shanty-Chores wird 95 Jahre alt

BAD GODESBERG · Die Musik hat Heiko Fenn sein Leben lang begleitet und gibt auch am Samstag, an seinem 95. Geburtstag, den Takt an. Der Dirigent aus Duisdorf leitet seit 21 Jahren den Bonner Shanty-Chor in Bad Godesberg.

 Dirigent Heiko Fenn schreibt für seinen Shanty-Chor die passenden Arrangements.

Dirigent Heiko Fenn schreibt für seinen Shanty-Chor die passenden Arrangements.

Foto: Ronald Friese

1918 in Kiel geboren, erlebte Heiko Fenn seine Kindheit im Schatten des Ersten Weltkriegs. Schon früh interessierte er sich für die Musik, lernte als Vierjähriger Mundharmonika spielen und landete später beim Akkordeon, das auch heute noch ein wichtiger Bestandteil seines musikalischen Schaffens ist.

Mit acht Jahren begann Fenn außerdem, Geige zu spielen, und arbeitete sich bis zum ersten Pult des Orchesters hoch. Doch das klassische Repertoire reichte mit Jugendlichen nicht: Mit seiner Schulband konnte er auch amerikanische Schlager proben und nahm hier zum ersten Mal die Rolle des Leiters einer Musikgruppe ein.

"Um zur Marine zu gehen, brauchte man damals Abitur", berichtete Fenn. Nach seinem Abschluss trat er im Jahr 1937 als Seeoffizieranwärter in die Marine ein. Als der Zweite Krieg ausbrach, war Fenn U-Boot-Kommandant. Von 1941 bis 1944 war er in britischer Kriegsgefangenschaft. Das sei Glück im Unglück gewesen, erzählte der Musiker, denn die Engländer hätten sich gegenüber ihren Kriegsgefangenen besonders korrekt verhalten.

Während der Gefangenschaft gründete Heiko Fenn ein zur Gefangenenbetreuung eingesetztes Tanzorchester mit ehemaligen jungen Marinemusikern. Zeitgleich studierte er bis 1947 Musik.

Nach dem Ende der zuletzt nur noch formell bestehenden Gefangenschaft blieb das Orchester bestehen. Das Problem der 20 Mann starken Big-Band: "Nach der Währungsreform im Jahr 1948 waren die Konzerthäuser finanziell nicht mehr dazu in der Lage, eine so große Combo zu bezahlen", erklärte Fenn. Dass Ensemble löste sich auf, da die Musik nicht auf eine kleinere Gruppe übertragbar schien.

Im Jahr 1956 tratt Fenn wieder in die Marine ein, "aber nur unter der Bedingung, dass sie ein Schiff für mich haben", berichtete er augenzwinkernd. Ihn trieb der Wunsch, einmal im Frieden zur See zu fahren. Im gleichen Jahr erschien ein von ihm zusammengestelltes Liederbuch, das heute noch als Grundlage für die Shanty-Chöre dient.

Durch die Herausgabe der Seemannslieder entstand ein verstärkter Kontakt zu Chören. Fenn verschob seinen eigene Schwerpunkt von der Instrumental- auf die Chormusik. Die Marine und der Tod seiner Frau 1974 brachten es mit sich, dass die Musik zwischenzeitlich in den Hintergrund trat.

Als 1978 die Dienstzeit als Flottillenadmiral endet, begann Fenn damit, Stücke für die Big Band der Bundeswehr zu arrangieren. Zwei Jahre später übernahm er außerdem die fachliche Betreuung der Shanty-Chöre des Deutschen Marinebundes. Im selben Jahr trat Fenn dem international bekannten "Passat-Chor" in Travemünde als Arrangeur und Begleitmusiker bei.

Dies gab ihm auch die Möglichkeit, das Leiten eines Chores in der Praxis zu studieren. Als Heiko Fenn im Jahr 1992 die Leitung des im Aufbau befindlichen Shanty-Chors in Bad Godesberg angeboten bekam, gab er seine Tätigkeit im Passat-Chor auf. "Ich hatte die Möglichkeit, einen Chor nach meinen Vorstellungen zu gestalten", sagt Fenn über seine Entscheidung, nach Bonn zu ziehen.

Heute schreibt er die Arrangements den 40 Sängern und acht Begleitmusikern des Bonner Shanty-Chors "auf den Korpus". Durch das eigene Komponieren und Texten entwickelte sich die ehrenamtliche Tätigkeit zu einer zeitaufwendigen Aufgabe, die er heute noch mit Leidenschaft ausübt. "Ich freue mich schon darauf, Sie zu meinem 100. Geburtstag wieder begrüßen zu dürfen", so Heiko Fenn augenzwinkernd.

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