HICOG-Siedlung Muffendorf Leerstand und Neubaupläne

BAD GODESBERG · Das aktuelle Bild der HICOG-Siedlung Muffendorf/ Pennenfeld ist voller Gegensätze: Hier gepflegte Mehrfamilienhäuser, da bröckelnde Fassaden, hier parkähnliche Freiflächen, da dunkle Terrassen, deren Nutzer sich hinter Hecken und Jägerzäunen verschanzt haben.

Am Haus Röntgenstraße 20 verraten Briefkästen und Klingelschilder, dass etwa die Hälfte der 30 Wohnungen offenbar unbewohnt sind. Auch die Balkone des Hochhauses gegenüber machen einen leicht vernachlässigten Eindruck. Der Bad Godesberger HICOG-Siedlung geht es wie ihrer architektonischen Schwester in Tannenbusch: Auch hier gibt es Leerstand und die Bewohner kritisierten, dass die Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles nur schleppend voran geht (der GA berichtete). Der Bürger Bund Bonn (BBB) fordert in einem Antrag, der auf der Tagesordnung der nächsten Bezirksvertretung Bad Godesberg steht, einen Bebauungsplan und eine Erhaltungssatzung für die Pennenfelder HICOG-Siedlung zu erstellen. Es sei zu befürchten, dass die typischen Freiflächen bebaut werden und damit der Charakter der Siedlung zerstört werde.

Seit Februar wurde der Antrag mehrfach vertagt. Ursprünglich hatte die Stadt Bonn in ihrer Stellungnahme geantwortet, dass "aktuell keine Bebauungsabsichten vorliegen, so dass aus Sicht der Verwaltung zurzeit kein Bedarf für die Aufstellung eines Bebauungsplanes gesehen wird".

Für die bevorstehende Mai-Sitzung hat die Verwaltung jetzt eine ergänzende Stellungnahme vorgelegt. Demnach ist seit 2010 bekannt ist, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Eigentümerin einen Teil der HICOG-Siedlung verkaufen will und es dabei auch um Umbauten, Aufstockungen und Dachausbauten von Bestandsgebäuden sowie um "ergänzende Bebauungen" geht. Für bundeseigene denkmalgeschützte Siedlungen ist die Bezirksregierung Köln zuständig, die Untere Denkmalbehörde der Stadt hat nur beratende Funktion. Im Oktober 2010 haben BImA, Stadtverwaltung und Bezirksregierung über Veränderungsmöglichkeiten in der Siedlung gesprochen. Die BImA sollte ein Konzept entwickeln, das behutsam mit der bestehen Struktur umgeht.

Im September 2013 hat BImA dann Planungen für eine Nachverdichtung die noch nicht mit der Bezirksregierung abgestimmt waren. "Die vorgelegte Planungsstudie wurde von der Verwaltung aufgrund des unsensiblen Umgangs mit der vorhandenen städtebaulichen Situation abgelehnt", heißt es im der Vorlage für die Bezirksvertretung. Die Verwaltung habe angeregt, zunächst ein Grobkonzept festzulegen und dann einen architektonischen und städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen. Im Februar 2014 legte die BImA ein weiteres Bebauungskonzept vor, ebenfalls ohne Votum der Bezirksregierung, das am 18. März im Bonner Städtebau- und Gestaltungsbeirat diskutiert wurde. Im Protokoll heißt es: "Der Beirat hält eine weitere bauliche Entwicklung in diesem Bereich für sinnvoll." Es müsse aber "eine angemessene Nutzungsstruktur mit moderater Verdichtung" her. Der Beirat empfiehlt, in sensiblen Fällen von unter Denkmalschutz stehenden Quartieren grundsätzlich ein städtebauliches Qualifizierungsverfahren (vorzugsweise einen Wettbewerb) durchzuführen.

  • Das Thema steht am Mittwoch, 7. Mai, auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung Bad Godesberg, die ab 17 Uhr im Rheinhotel Dressen, Rheinstraße 45-49, tagt.

Die HICOG-Siedlungen

Die drei Bonn HICOG-Siedlungen verdanken ihren Namen dem US-amerikanischen "High Commissioner of Germany". Die Hohe Kommission war die Vertretung der westlichen Alliierten in Deutschland. 1951/52 wurde die Abteilung der Amerikaner von Frankfurt am Main nach Bonn verlegt. Am neuen Regierungssitz mussten Wohnungen für die Mitarbeiter her. Die bekannteste Siedlungen aus dieser Zeit ist die "Amerikanische Siedlung" in der Plittersdorfer Rheinaue. Hier wohnten zuerst die amerikanischen Mitarbeiter der Hochkommission, dann Botschaftsmitarbeiter. Heute ist sie bei UN-Mitarbeitern beliebt. Für die deutschen Mitarbeiter der Hochkommission entstanden, ebenfalls unter Regie der Architekten Sep Ruf und Otto Apel, die HICOG-Siedlungen in Tannenbusch und in Muffendorf/Pennenfeld. koe

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