Projekt der Bürgerstiftung Kinder sollen sich Bücher selbst "erobern"

Bad Godesberg · Zum achten Mal begrüßt die Parkbuchhandlung kleine Leseratten und ihre Paten vor den großen Sommerferien. Bei einer Märchenlesung wurde so manchem kleinen Zuhörer erklärt, dass Wölfe nur bei den Gebrüdern Grimm Kinder fressen.

 Die Kinder hören Barbara Ter-Nedden (rechts) zu.

Die Kinder hören Barbara Ter-Nedden (rechts) zu.

Foto: Barbara Frommann

Aufgeregt wartete die kleine Jolnar Anquiri am Mittwochnachmittag in der Parkbuchhandlung. Neben ihr stand ihre Lesepatin Petra Linden. "Heute bekommen wir vorgelesen", erklärte die Burgschülerin. Sonst ist die Achtjährige es, die Linden bei ihren Treffen zweimal die Woche in der Schule vorliest, um Fortschritte im Sprach- und Leseverständnis zu machen. "Wir bekommen hier heute Geschichten über den Wolf zu hören," ergänzte Linden, die sich ehrenamtlich als Patin engagiert.

Jolnars Augen weiteten sich vor Spannung. Da bat Barbara Ter-Nedden, Inhaberin der Buchhandlung, die 40 Kinder und Erwachsenen auch schon in den Leseraum, wo sie die auch international bunt gemischte Schar begrüßte. "Großartig, dass ihr euer Lesen so fleißig verbessert", lobte Ter-Nedden die Kinder der Donatus-, Beethoven-, Burg- und Servatius-Grundschulen. Es sei schon für Kinder sehr wichtig, sich selbst ihre Bücher zu erobern.

"Schon zum achten Mal dürfen wir bei Ihnen vor den Schulsommerferien zu Gast sein", dankte Verena Kraft-Tigges, Ehrenamtskoordinatorin der veranstaltenden Bürgerstiftung Rheinviertel, der Buchhändlerin. Die Bereitschaft, das Projekt so liebevoll zu unterstützen, sei nicht selbstverständlich. "Na, Sie wissen ja noch gar nicht, ob alles heute gut ausgeht", antwortete Ter-Nedden schlagfertig, als ihr Blumen überreicht wurden. Denn diesmal stelle sie auch einen echt bösen Wolf vor. Und schon zog sie die Kinder mitten hinein ins Brüder-Grimm-Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein.

Mitten im Märchen: Süßholz raspeln und Wolfklopfen

Auf einem Trömmelchen durften die Kleinen das Klopfen des Wolfes hörbar machen. Fröhlich ließen sie das Märchentier heulen, mit verstellter Stimme Süßholz raspeln und mit voll gefressenem Bauch schnarchen, während sie mit Ter-Nedden das Märchen bis zum guten Ende entwickelten. Auch die Lesepaten hatten Freude.

Dass der Wolf in der Realität eigentlich nicht angreife und auch keine Kinder fresse, wie es ein Schüler angstvoll eingebracht hatte, erläuterte Ter-Nedden dann geduldig. Und war mit ihren Gästen auch schon beim Märchen vom Rotkäppchen und bei modernen Erzählungen mit sympathischeren Wölfen gelandet.

"Wir erleben hier immer schöne Termine, die die Kinder weiter fördern", resümierte Verena Kraft-Tigges, als die Schüler sich schon von der Bürgerstiftung gespendete Erzählbücher aussuchten. Aktuell seien 62 Paten am Start, die sich jeweils um ein oder zwei Kinder kümmerten. Jolnar lese inzwischen schon viel besser, seit sie beide gemeinsam die Köpfe in Bücher steckten, berichtete Lesepatin Linden schließlich. "Und es macht uns beiden viel Spaß."

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