Abriss trotz Denkmalschutz Keine Zukunft für Kita in US-Siedlung in Plittersdorf

Plittersdorf · Was wird aus dem alten und denkmalgeschützen Kindergartengebäude in der ehemaligen amerikanischen Siedlung? Allmählich kommen Lösungen auf den Tisch: Die Vebowag will das Haus abreißen und neu bauen.

Vier Pläne für einen neuen Kindergarten stellten Vebowag-Chef Michael Kleine-Hartlage und der technische Leiter, Marc Dittmann, am Mittwochabend in der Sitzung der Bezirksvertretung Bad Godesberg vor. Das Problem des leer stehenden Gebäudes: Nach den heutigen Anforderungen würde es keine Betriebserlaubnis mehr für einen Kindergarten bekommen. „Das Raumkonzept ist für eine Kita ungeeignet“, sagte Sabine Lukas vom Jugendamt. Es könnten maximal zwei Gruppen untergebracht werden, was sich für einen Träger aber nicht lohnen würde. Die Mehrheit der Politiker will aber den Kindergarten in der Siedlung haben. Ausnahmen sind der Bürger Bund Bonn (BBB) und die Linke, die sich eine andere Nutzung des Altbaus vorstellen können.

Dittmann zeigte mit Fotos, dass sich das Haus über die Jahrzehnte schon verändert habe: bei Sonnenschutz, Fassadensprüngen und Fenstern. Eine offene Verbindung sei heute geschlossen. Zwei seiner vier vorgestellten Modelle sind bereits so gut wie aussortiert worden: der Entwurf mit einem eineinhalbgeschossigen Bau passe gestalterisch nicht an die Stelle, ein anderer habe eine Raumaufteilung, für die es ebenfalls keine Betriebserlaubnis gebe – wegen langer Flure, bei der eine Betreuung der Mädchen und Jungen nicht effektiv wäre.

Modernster Bau wäre der sogenannte „Flying Carpet“ (Fliegender Teppich) mit seinem gewölbten Dach, der fünf Gruppen beherbergen könnte. Nur vier passen in den anderen Entwurf, in dem es nur ein Geschoss geben wird. Die Nutzfläche beträgt rund 920 Quadratmeter, sodass das Haus im Baufenster des Altbestands bleibt. Die Grundfläche des „Flying Carpet“ wäre allerdings etwas kleiner, so Dittmann.

Vorwürfe gegenüber der Vebowag

Marcel Schmitt (BBB) machte der Vebowag den Vorwurf, sie habe den Bau herunterkommen lassen, um ihn am Ende abreißen zu können – für ihn „eine Unverschämtheit“, da mutwillig gegen Denkmalschutzgesetze verstoßen werde. Dem widersprach Bonns Stadtkonservatorin Katrin Bisping. Sie erklärte den Politikern, wann ein Gebäude unter Denkmalschutz überhaupt entfernt werden könne. Nach ausführlicher Kartierung der Substanz sei nicht bewiesen, dass ein Abbruch nötig wäre. „Doch man muss die Belange des Denkmalschutzes und die der Gesellschaft abwägen.“ Kitaplätze würden gebraucht. In dem jetzigen Leichtbau samt Schadstoffen müsse im Prinzip alles ausgetauscht werden. So könne dem Abriss zugestimmt werden. Wobei für Bisping persönlich der „Flying Carpet“ nicht zur übrigen Wohnbebauung passt.

"Denkmalschutz ernstnehmen"

Rolf Fischer, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Rettet die Amerikanische Siedlung Plittersdorf“, will, dass der Denkmalschutz im gesamten Viertel sehr ernst genommen wird. Wie berichtet, hatte er einen Bürgerantrag dazu gestellt. So könne er mit dem Abriss leben, will aber keine weitere Verdichtung der Wohnbebauung. Die werde es nicht geben, versprach Kleine-Hartlage in der Sitzung. „Uns geht es nur um diesen Kindergarten, weil er für die Siedlung so wichtig ist.“ Das sei ein internationaler Familienstandort. So werde der Kindergarten auch bilingual werden.

„Wir würden gerne morgen anfangen“, sagte Dittmann, doch es werde noch Abstimmungen mit den Anwohnern und der Unteren Denkmalbehörde geben. Geplant sei, 2018 neu zu bauen. Die Politiker einigten sich mit großer Mehrheit darauf, die Planungen fortzusetzen, ohne sich dabei auf eine Variante festzulegen. Am Ende wird ohnehin alles noch einmal den politischen Gremien vorgelegt.

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