Integration in Bad Godesberg Jugendliche fit machen gegen Extremismus

Mehlem · Der Mehlemer Verein Haus der Generationen leistet seit zehn Jahren in Kooperation mit der Stadt Präventionsarbeit bei jungen Muslimen. Beteiligt ist auch die Otto-Benecke-Stiftung mit dem pädagogischen Jugendprojekt "Ma'an - Miteinander".

Sanaa Elaidi steht mit Julia Menzhausen vor bunten Godesberg-Bildern. Auf einem Bonn-Stadtplan steht „Unsere Heimat“ geschrieben. „Das alles haben unsere Jugendgruppen gemalt“, erläutert Elaidi im Mehlemer Haus der Generationen als Vorsitzende des gleichnamigen Vereins. Menzhausen, die für die Otto-Benecke-Stiftung mit Elias Malek Yahyaoui das pädagogische Jugendprojekt leitet, zeigt auf ein weiteres Bild. Kinder unterschiedlicher Hautfarbe stehen unter dem Motto „Together“, also „gemeinsam“, Hand in Hand. „Viele Leute unterschätzen immer noch, was für eine wertvolle Arbeit wir leisten“, sagt Elaidi. Sie ist der Motor des muslimischen Non-Profit-Vereins, der seit 2009 in Kooperation mit der Stabsstelle Integration der Stadt und der Fachstelle für interkulturelle Bildung und Beratung (FIBB) Bildungs- und Präventionsarbeit anbietet.

2013 zog der Verein nach einem „lockeren leichten Start in Pennenfeld“, wie sich Elaidi erinnert, in die Meckenheimer Straße 16. Religiöse Aufklärung, Bildungsangebote für die ganze Familie, besonders auch Präventionsarbeit für Jugendliche blieben die Ziele. Hier im Herzen Alt-Mehlems sei ihnen jedoch anfangs Misstrauen entgegengebracht worden. Was schon verständlich gewesen sei, denn zuvor habe in der Nachbarschaft eine Gruppe mit offenbar extremer Auslegung des Korans ihren Sitz gehabt.

Gegen extremistische Tendenzen

Noch heute sage man aber dem Haus der Generationen nach, es beherberge eine Al-rahma-Moschee mit radikalen Predigern. „Das stimmt nicht. Eine solche Moschee war noch nie hier“, betont Elaidi. Man bilde mittels Jugendarbeit Multiplikatoren für eine freiheitlich demokratische Gesellschaftsordnung aus. „Unser heutiger Sozialarbeiter Elias Malek Yahyaoui ist selbst in unserer Jugendarbeit geprägt worden“, ist Elaidi stolz. In die Gruppen mit Kurssprache Deutsch gingen jeweils bis zu 20 muslimische Jugendliche, berichtet Menzhausen dann. „Es sind 16- bis 19-Jährige, die also gerade in einer wichtigen Phase ihres Lebens stehen.“ Gerne öffne man die Gruppen auch für nicht-muslimische Jugendliche.

Sie als Pädagogen machten die jungen Leute also argumentativ fit, sich gegen extremistische Tendenzen in den Peer Groups, also im Freundeskreis, zu wehren. „Sie sollen sich ganz bewusst als Teil dieser Gesellschaft und nicht als Opfer sehen und sich engagieren lernen“, betont die Pädagogin. Jedes Jahr reisten Jungen und Mädchen gemeinsam nach Berlin zum Bundestag oder Bundesrat.

Ohne jede Spur von Antisemitismus

In den Ferien gehe es aber auch ganz in der Nachbarschaft ins Altenheim am Domhof. „Da ist dann leichte Überraschung bei den Senioren zu beobachten, wenn also Mädchen zum Teil mit Kopftüchern zum Gespräch oder Spazierengehen kommen“, sagt Menzhausen mit einem Schmunzeln. Selbst zu ein paar erst distanzierten älteren Herren hätten die Jugendlichen Zugang gefunden.

Elaidi spricht ebenfalls von vielen Früchten der Arbeit. Auch eine Müttergruppe und Vorträge seien installiert. Der Verein sei im interreligiösen Dialog in Bad Godesberg fest verankert. Kürzlich hätten die Jugendlichen in einer Podiumsdiskussion eine Nahostkonferenz simuliert – ohne jede Spur von Antisemitismus, betont Menzhausen. Man sei halt auf gutem Wege, meint Elaidi.

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