Bad Godesberg Ist das Kurfürstenbad noch zu retten?

Bad Godesberg · Ist das Kurfürstenbad wirklich so marode, dass es nicht mehr geöffnet werden kann? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, konnte die Bürgerinitiative zum Erhalt des Bades auf Einladung der Stadt am Mittwoch einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Schwimmhalle, Technikräume, Sauna und Co. konnten genau unter die Lupe genommen werden. Von dem Angebot machten Bürger und Fachleute aus der Runde um Initiator Axel Bergfeld regen Gebrauch. Mit dabei waren auch Beigeordneter Martin Schumacher, Marion Duisberg und Wolfgang Ziegert vom Städtischen Gebäudemanagement (SGB) sowie einige städtische Techniker.

Weggerostete Lüftungskanäle, undichte Entwässerungsrohre, eine Heizungsanlage, die nicht mehr per Hand bedient werden kann, stark oxidierte Leitungen und eine komplett defekte Gebäudetechnik waren einige Aspekte, die Ziegert aufzählte. Doch nicht nur im Inneren, auch außen liege einiges im Argen. Nicht nur, dass der Brandschutz an einigen Stellen mangelhaft und eine Evakuierungsanlage gar nicht erst vorhanden sei – jüngst löste sich ein Element aus der Holzfassade, so Ziegert. Die Stadt ließ dies begutachten. Und es stellte sich heraus, „dass die Unterkonstruktion marode ist“. Soll heißen, dass circa 450 Quadratmeter Fassade erneuert werden müssten.

Wie ein altes Auto ohne Sicherheitsgurt

Die Wassertechnik funktioniere, sei aber auch in die Jahre gekommen. Aber: „Bei dem Rundgang wollten wir uns auf sicherheitsrelevante Aspekte konzentrieren“, sagte Ziegert, und erntete zustimmendes Kopfnicken. Das Kurfürstenbad, das in den 60er Jahren erbaut wurde, ähnele einem VW Käfer von 1964, verglich Schumacher. „Er ist okay, er fährt noch, aber er keinen Sicherheitsgurt und keinen Airbag.“

„Es ist dem Engagement der Badmitarbeiter zu verdanken, dass das Bad so lange betrieben werden konnte“, fasste Duisberg zusammen. „Aber die Anlagen entsprechen nicht mehr dem gültigen Stand der Technik und den Vorstellungen eines geregelten Betriebes.“ Sie verschwieg auch nicht, dass das Bad – sollte investiert werden – weiter betrieben werden könnte. Es gebe zwei Möglichkeiten, ergänzte Schumacher: Für 1,5 bis zwei Millionen Euro könnte das Bad repariert werden, sodass es betrieben werden könnte. Das aber würde mindestens zwei Jahre dauern. „In dieser Zeit würden wahrscheinlich weitere Schäden eintreten, weil das Bad nicht in Betrieb ist.“ Wollte man das Kurfürstenbad „vernünftig herrichten“, würde das laut Ziegert mit rund 6,2 Millionen Euro allein für die Schwimmhalle zu Buche schlagen. Dann aber sähe das Bad aus wie heute – ein Lehrschwimmbecken wäre nicht enthalten. Eine Komplettsanierung inklusive Verbesserung würde wohl rund 12,5 Millionen Euro kosten.

Wie geht die Initiative nun mit den Ergebnissen der Begehung um? Man wolle sich erst beraten, er könne noch keine Wertung abgeben, sagte Architekt Andreas Kühn. Wenn die Expertenmeinung vorliege, wolle man auf deren Basis Vorschläge für den Erhalt vorlegen, so Bergfeld. Noch könne er nicht sagen, ob eine Reparatur, eine Sanierung oder gar ein Abriss samt Neubau an gleicher Stelle sinnvoll wäre. Fest stehe eins: „Unser Ziel ist es, dass das Kurfürstenbad bleibt“, so Bergfeld, der die Errichtung der Traglufthalle im Friesi ablehnt. Mit dieser Meinung steht er nicht allein. Bislang hat die Initiative nach eigenen Angaben 11.500 Unterschriften gesammelt. Wenn 14.000 zusammengekommen sind, sollen die Listen übergeben werden.

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