Interview mit Komiker Hans-Joachim Heist aus der "heute-Show" kommt nach Bonn

Bad Godesberg · Er ist bekannt aus der „heute-Show“, aber Hans-Joachim Heist kann mehr als cholerisch seinen Senf zu poltischen oder gesellschaftlichen Missständen zu geben. Der Heinz-Erhardt-Fan widmet dem verschmitzten Komiker einen Abend. Der GA verlost Karten.

 Hans-Joachim Heist als Heinz Erhardt

Hans-Joachim Heist als Heinz Erhardt

Foto: privat

Wie haben Sie Heinz Erhardts Humor kennengelernt?

Hans-Joachim Heist: Ich habe als Kind gerne im großen Heinz-Erhardt-Buch meiner Eltern gestöbert und kleine Vierzeiler auswendig gelernt. Die habe ich dann in der Schule mit Erfolg zum Besten gegeben. Mit meinen Eltern habe ich dann natürlich sämtliche Erhardt-Filme gesehen.

Hatte das Folgen für Ihre Bühnenlaufbahn?

Heist: Ja. Später in meinen Moderationen habe ich gerne und immer mehr Heinz-Erhardt-Zitate eingebaut. Bis das irgendwann zu einem kompletten Abendprogramm gereift ist. Immer dabei ist die herrliche „Made“, die so beginnt: „Hinter eines Baumes Rinde/ wohnt die Made mit dem Kinde./ Sie ist Witwe, denn der Gatte,/ den sie hatte,/ fiel vom Blatte.“

Erhardt ist schon seit 1979 tot. Warum ist er auch heute noch Kult?

Heist: Das sagen Sie richtig: Er ist weiterhin Kult. Er hat mit der deutschen Sprache gespielt. Er war einfach ein Meister der Wortverdrehung. Dazu hat er gesungen. Seine Lieder hatte er fast alle selbst komponiert. Seine Moderationen waren unheimlich witzig. Und das gefällt auch heute allen Generationen.

Sie haben also auch junges Publikum im Programm?

Heist: Genau, es gibt ja heute sogar 20- bis 25-Jährige, die Heinz-Erhardt-Fanclubs gründen. Die finden seine schrägen Sprüche, wie sie es selbst ausdrücken, richtig geil. Zum Beispiel diesen hier: „Ich such' jetzt mal das Weite. Hoffentlich find' ich’s.“

Eigentlich erstaunlich, dass Erhardts verzögerter Witz heute noch ankommt, oder?

Heist: Vielleicht gerade weil viele aktuelle Programme mit den dauernden schnellen Gags austauschbar geworden sind. Die heutigen Comedians werden meiner Meinung nach nie Kult werden. Auch weil sie fast immer unter die Gürtellinie gehen, was Heinz Erhardt nie gemacht hätte. Sein Markenzeichen war Humor mit Niveau.

Was braucht man für die Rolle an Accessoires?

Heist: Ich komme natürlich immer im Anzug mit Krawatte auf die Bühne. Mein Outfit erinnert an die 1960er Jahre. Dann begrüße ich das Publikum und erzähle eine kleine Geschichte über Heinz Erhardt. Und dann drehe ich mich um, ziehe die typische Hornbrille auf und nehme dann mit Blick aufs Publikum die Haltung und die Stimme Erhardts an. Dann bin ich Heinz Erhardt und sage: „Ich heiße nicht nur Heinz Erhardt, sondern auch Sie willkommen!“

Wie kriegen Sie die typische Sprachmelodie hin?

Heist: Die Diktion muss man üben. Ich habe übrigens nie den Anspruch erhoben, da jetzt auf der Bühne zwei Stunden lang Erhardt zu parodieren. Ich spiele ihn. Ich lasse ihn wieder aufleben. Ich möchte ihn auf keinen Fall verhunzen. Dafür verehre ich ihn viel zu sehr.

Ihr Gernot Hassknecht aus der ZDF-„heute-Show“ wird aber auch weiterhin poltern?

Heist: Ja, auf jeden Fall. Mit dem bin ich parallel auf Bühnentour. Meine Auftritte als Hassknecht und Erhardt halten sich momentan fast die Waage.

Werden Sie auf der Straße auch als Hassknecht angesprochen?

Heist: Ja, die Leute trennen nur sehr selten zwischen der Rolle und mir. Die Rolle hat mich bundesweit prominent gemacht. Ich habe dafür viele Preise bekommen. Dafür bin ich dankbar.

Sie haben auch schon den Butler James in „Dinner for One“ gespielt?

Heist: Mit meiner Frau als Miss Sophie, ja. Aber seit einigen Jahren kommen wir zeitlich gar nicht mehr dazu. Wir haben das aber immer noch im Repertoire.

Stimmt es eigentlich, dass Sie mal Kommunalpolitiker waren?

Heist: Richtig. Und zwar in meiner Heimatstadt Pfungstadt bei Darmstadt. Da war ich fünf Jahre Stadtverordneter im „Hesseland“.

Und sind Sie da ab und zu à la Hassknecht cholerisch geworden?

Heist: Das hätte man manchmal werden können (lacht). Ich selbst bin ja kein Choleriker. Ich kann aber, wenn mir etwas gegen den Strich geht, durchaus mal laut meinen Standpunkt vertreten.

Letzte Frage: Ihr liebster Heinz-Erhardt-Spruch lautet?

Heist: Ach, da gibt es so viele, die ich liebe. Typisch für seinen Humor ist für mich der Vierzeiler: „Wenngleich die Nas', ob spitz, ob platt, zwei Flügel (Nasenflügel) hat, so hält sie doch nicht viel vom Fliegen, das Laufen scheint ihr mehr zu liegen.“

„Der große Heinz Erhardt-Abend“ beginnt am 4. Dezember um 20 Uhr in der Stadthalle, Koblenzer Straße 80. Karten ab 32,52 Euro gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen. Leser, die an der Verlosung teilnehmen möchten, rufen bitte unsere Hotline an: 01379/88 68 11*. Oder schicken Sie eine SMS mit dem Kennwort GAB3 an die Kurzwahl 1111*. Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Adresse an. Die Hotline ist bis Donnerstag, 22. November, 24 Uhr, freigeschaltet. Die Gewinner werden benachrichtigt. *0,50 €/Anruf a.d.dt. Festnetz; Mobilfunk abweichend

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