Giganten der Natur In Bad Godesberg wachsen viele Mammutbäume

BAD GODESBERG · Neben den majestätischen Baumriesen fühlt man sich plötzlich ganz klein. Die dicke und faserige Rinde deutet auf ihr hohes Alter hin. Um den Stamm mit einem Durchmesser von sechs bis acht Metern zu umfassen, benötigt man mehrere Personen. Der Name sagt es: Es sind Mammutbäume. In Bad Godesberg sieht man zahlreiche dieser Art. Laut Baumkataster existieren hier 44 Exemplare.

Hinzu kommen noch Bäume, die auf nicht-städtischen Flächen wachsen, wie zum Beispiel in privaten Gärten. Auch ein Großteil der Bonner Rheinaue ist noch nicht erfasst. Doch wie kamen die heutigen Baumriesen ins Rheinland? Bei den meisten der Bäume handelt es sich um den Riesenmammutbaum (lateinisch Sequiadendron giganteum), der bis zu 110 Meter hoch werden kann.

Genauso wie der Küstenmammutbaum (lateinisch Seuoia sempervirens) stammt der Riesenmammutbaum aus den Küstengebieten im Südwesten der USA, vornehmlich aus dem sonnigen Kalifornien. Dort brauchen die Bäume ihre dicke Rinde zum Schutz vor häufig auftretenden Waldbränden. Der Küstenmammutbaum kann sogar eine Höhe von 120 Metern erreichen.

Als die ersten Europäer die wild wachsenden Bäume in ihrer Heimat im Südwesten der USA erblickten, waren sie von ihrer Größe und ihrem Ausmaß fasziniert. Das Saatgut gelangte in der Mitte des 19. Jahrhunderts schnell nach England und von da aus auch nach ganz Mitteleuropa und Deutschland.

Die Höhe des Baumes machte ihn in ganz Europa zu einer Sensation. Im Jahre 1864 wurde der erste Mammutbaum in Deutschland gepflanzt. Von den natürlichen Riesen erhoffte man sich damals eine forstwirtschaftliche Nutzung und experimentierte mit den Hölzern. Die Idee wurde jedoch schnell wieder verworfen, da der Baum nicht schnell genug wachsen wollte. Seitdem findet man die exotischen Baumgiganten hauptsächlich in Gärten und Parkanlagen.

Im Botanischen Garten der Universität Bonn stehen jeweils ein Exemplar des Küsten- und des Riesenmammutbaumes. Im Januar 2014 war dem Küstenmammutbaum "Pflanze des Monats". Das Exemplar des Riesenmammutbaums wurde im Jahre 1895 gepflanzt. "Um die Jahrhundertwende um 1900 müssen auch die Bäume in Bad Godesberg gepflanzt worden sein", schätzt Wolfram Lobin, Kustos der Botanischen Gärten der Universität Bonn.

Die Bäume in Bad Godesberg hätten demnach viel zu erzählen: zwei Weltkriege, Bonn als Hauptstadt und die Jahrtausendwende haben sie miterlebt. Über das mögliche Alter, dass diese Riesen erreichen können, lässt sich dennoch streiten. Manche Quellen geben ein potenzielles Alter von 3200 bis 3900 Jahren an. Lobin hält ein Leben von 1300 Jahren für realistisch.

Egal ob nun 1000, 2000 oder 3000 Jahre - die Naturgiganten werden die Godesberger noch lange mit ihrem Anblick in Staunen versetzen. Der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck hat sie daher treffend als "Botschafter einer anderen Zeit" charakterisiert.

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