Ausstellung in Schweinheim Im Katharinenhof rollt die Kunst an

SCHWEINHEIM · Am Sonntag beginnt die Ausstellung „Rhine Art“ von Anne und Konrad Beikircher. Noch laufen die Vorbereitungen, und so manche Plastik erfordert den Einsatz von schwerem Gerät

 Bei der Arbeit: Konrad Beikircher (von links), Zenno Beikircher und Guido van der Linden.

Bei der Arbeit: Konrad Beikircher (von links), Zenno Beikircher und Guido van der Linden.

Foto: Ronald Friese

Eckehard Lowisch aus Wuppertal ist sogar mit einem Begleitfahrzeug angereist: In dem antiken Volvo 940-Kombi hat der Bildhauer extra einen Kran mit nach Bonn gebracht, um seine 400 Kilo schwere Marmorplastik von der Ladefläche seines Pickups zu hieven. „Danke fürs Mähen“, begrüßte er am Dienstag seine Gastgeber Anne und Konrad Beikircher, in deren Domizil Lowischs Exponat sowie die zum Teil großformatigen Skulpturen von 47 weiteren Künstlern in den kommenden vier Monaten zu sehen sein werden. Am Sonntag öffnet die Ausstellung „The Rhine Art“ mit der Verleihung des mit 8000 Euro dotierten „Rhine Prize“ auf dem parkähnlichen Gelände von Beikirchers Anwesen Katharinenhof ihre Tore für die Öffentlichkeit.

Der Kabarettist und Publizist hat zusammen mit seiner Frau, der Bildhauerin Anne Beikircher, vor drei Jahren das Skulpturenprojekt ins Leben gerufen und der Aufbau für die aktuelle Ausstellung läuft seit Anfang der Woche auf Hochtouren: Auf dem zwei Hektar umfassenden Areal rund um den malerischen ehemaligen Forsthof in Schweinheim, den das Ehepaar vor sechs Jahren erworben hat und der ihm seither auch ein Zuhause ist, wetteifern bereits die ersten Kunstwerke um die Aufmerksamkeit der Besucher. Die sind zwar im Augenblick noch vor allem selber Künstler, nehmen sich aber während des Aufbaus durchaus auch Zeit, die Arbeiten der Kollegen zu begutachten.

Lowisch hat inzwischen seine Plastik auf einen Rollwagen gehievt und zu ihrem Standort auf der frisch gemähten Wiese hinter dem Anwesen gerollt: „Die Plastik habe ich mir selber geborgt“, erzählt er leicht verschwitzt: Noch bis vor kurzem hatte das kissenförmige Objekt auf dem Vorplatz des Vohwinkler Bahnhofs in Wuppertal gestanden. Sein „5Nischenprojekt“ habe sich dort zum Treffpunkt für Jugendliche gemausert, die auf den Sockeln der Skulpturen Freunde träfen oder ihre Pizza äßen, aber dennoch meist sehr respektvoll mit den Werken umgingen. Für das kissenförmige Objekt habe er Marmorblöcke „zerschlagen, gefügt und zu einer Form zusammengefasst“, so Lowisch, der in seiner Heimatstadt auch an dem international bekannten Skulpturenpark von Tony Cragg mitgewirkt hat. Das Besondere an Skulpturenparks ist das Zusammenspiel von Kunst und Landschaft: Viele Werke bewirken beim Betrachter durch den veränderten Standort auch eine veränderte Wahrnehmung.

Die wichtige Wahl des Standorts

Das gilt nicht nur für Lowischs Marmorkissen, sondern für eigentlich alle Exponate – ganz besonders aber gilt es für die „Gardinenstangen“ von Marten van Roy. „Die Wahl des Standorts ist die Hälfte meiner Arbeit“, erläutert der Künstler, während er die hölzerne Transportkiste aufschraubt. Zum Vorschein kommt eine surreal wirkende, ein wenig an die Arbeiten des Alien-Schöpfers HR Giger erinnernde, Bronzeskulptur.

Der in Köln lebende und arbeitende gebürtige Belgier hat handelsübliche Gardinenstangen aus dem Baumarkt samt ihrer Verpackung aus Plastikfolie abgießen lassen und sucht jetzt den passenden Aufstellungsort. Der soll nach Meinung des Künstlers möglichst beiläufig wirken: „Irgendwo zwischen ausgestellt und abgestellt soll das Ergebnis wirken“, hofft er.

Die Schau auf dem Katharinenhof ist vom 11. Juni bis zum 13. Oktober in der Venner Straße 51 zu sehen und ist jeweils freitags von 13 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintritt kostet vier Euro und alle Arbeiten können auch gekauft werden.

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