Schwimmbäder in Bad Godesberg Hoffnung auf tragfähige Lösung

Bad godesberg · In Worms und Gladbeck gibt es Traglufthallen für Freibäder. Sie könnten ein Vorbild fürs Friesdorfer Freibad sein, um eine Alternative zum geschlossenen Kurfürstenbad zu finden

Sie heißen Luftikus oder Pelle und sind bei Schwimmern im Winter heiß begehrt. Die Rede ist von Traglufthallen, die Freibäder umhüllen und so den Ganzjahresbetrieb möglich machen. Keine ganz neue Idee, die es für Tennis- und andere Sportplätze – auch in Bonn – schon seit Jahrzehnten gibt. Die Schwimmgemeinschaft Wachtberg Godesberg (SG Wago) sieht darin nun, wie berichtet, die Möglichkeit, den Wegfall des Kurfürstenbads auszugleichen: Das Friesdorfer Freibad soll verhüllt werden.

„Man muss sich damit auseinandersetzen, was die Anschaffung und der Betrieb kosten“, sagt Wago-Vizevorsitzender Andreas Neußer zu nötigen Verhandlungen mit der Stadt. Ihm liegt ein Angebot einer Traglufthalle für 500 000 Euro vor. Dazu kämen Nebenkosten für die Verbindung zu den Umkleiden, Planung und die Baugenehmigung. Beim Friesi ginge es dann um den Vereins-, Schulsport und Badebetrieb für jedermann. Vor allem Letzteren wollen die Freibad-Freunde, wie es die stellvertretende Vorsitzende Bärbel Richter sagt. Und auch wenn es im Sommer nach wie vor ein Freibad ist, das öffentlich zugänglich ist, „dann sind wir gesprächsbereit“. Der Vorstand will darüber nächste Woche beraten.

Eine Halle für das Panoramabad Rüngsdorf sieht Neußer nicht, obwohl es dort eine 50-Meter-Bahn gibt. Er hat einfach Angst vor Hochwasser, das den Winterbetrieb wochenlang lahmlegen würde. Doch auch das Kurfürstenbad hat er noch nicht ganz aufgegeben: „Ich hätte da noch eine wilde Idee.“ Er könne sich vorstellen, dass die defekte Lüftung durch eine von außen ersetzt werde – wie beim Traglufthallensystem, das einer Hüpfburg ähnlich ist. Sie wird aufgeblasen, ein Ventilator bläst dann ständig Luft nach, damit der Innendruck konstant bleibt.

Beispiel Gladbeck: „Es ist jetzt unsere dritte Traglufthalle“, sagt Stadtsprecher Tim Deffte. Die erste kam 1977 und hielt 18 Jahre. Das jetzige Modell mit dreilagiger Spezialkunststofffolie wurde 2011 für 250 000 Euro angeschafft und ist um 30 Prozent energiesparender als sein Vorgänger – macht 20 000 Euro im Jahr. Die Pelle, wie alle sagen, überspannt die 50-Meter-Bahnen, ist etwa 20 Meter breit und zehn Meter hoch. Das Wasser hat eine Temperatur von 26 Grad warm, die Luft von 28,5. „In 60 Minuten werden 26 000 Kubikmeter Luft in die Pelle geblasen“, sagt Deffte. Sie wiegt acht Tonnen. Die Schwimmvereine SV 13 und VfL Gladbeck freuen sich über das große Becken im Winter, denn im Hallenbad nebenan befindet sich nur ein 25 Meter-Becken .

Beispiel Worms: Im Heinrich-Völker-Bad heißt die dreilagige Hülle von 2007 Luftikus und hat „bessere Energiewerte als das Hallenbad“, sagt Dieter Haag, Geschäftsführer der Freizeitbetriebe GmbH, eine Stadttochter. Wie in Bad Godesberg wurde sie angeschafft, weil ein marodes Hallenbad schließen musste und sich eine Bürgerinitiative für die Schwimmer einsetzte. Doch Erholungssuchende seien in der Halle fehl am Platz, weil es durch das Gebläse laut ist. Der Aufbau dauert übrigens nur zwei bis drei Tage.

Beispiel Wuppertal: Der SV Neuenhof hat seine Traglufthalle schon vor 15 Jahren aufgegeben. Trotzdem betreibt der Verein sein Freibad auch im Winter und nutzt dabei die Abwärme des benachbarten Müllkraftwerkes: „ein Abfallprodukt“, so Badaufsicht Wolfgang Schmiedel. Das Becken wird auf 28 Grad aufgeheizt. Die Duschen sind natürlich warm, die Umkleiden auch. Sport- und Frühschwimmer freut’s.

Der Stadtsportbund Bonn ist nicht überrascht, dass die Stadt das Kurfürstenbad nun endgültig schließen will, das habe sich in den vergangenen Wochen angedeutet. „Es verfestigt sich der Eindruck bei uns, dass die Verwaltung angesichts des zweifellos vorhandenen Sanierungsstaus und der prekären Situation des städtischen Haushalts dieses Bad ganz bewusst hat verkommen lassen“, sagt SSB-Vorsitzender Michael Scharf.

Der Bürger Bund Bonn (BBB) sieht das ähnlich. „Es war absehbar, dass mit dem Läuten der Totenglocke Ende Mai das Ende des Bades heraufbeschworen werden sollte“, sagt Marcel Schmitt zum von Oberbürgermeister Ashok Sridharan verkündeten Aus in der Bezirksvertretung Bad Godesberg. Er zweifelt am irreparablen Zustand des Bades und wirft der Stadt Versagen vor. Der OB habe zudem sein Wahlversprechen gebrochen, wonach das Bad erst geschlossen werden soll, wenn sich eine Alternative abzeichne.

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