Bad Godesberg Hochwassergefahr am Mehlemer Bach

BAD GODESBERG · Politiker sehen weiterhin ein hohes Überschwemmungsrisiko am Mehlemer Bach und fordern deswegen mehr Rückhaltebecken.

Die Gemeinde Wachtberg hat sie bereits veröffentlicht, nun zieht auch die Stadt Bonn nach: Sie stellt die so genannten Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten für den Mehlemer Bach in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Bad Godesberg am 29. August vor. Die Karten, die von der Bezirksregierung Köln erstellt wurden, beleuchten zehn- und hundertjährige sowie Extremhochwasser. Betroffene können sich darüber informieren, wie die Ausmaße der Überflutung, die Wassertiefe und die Fließgeschwindigkeit der Gewässer sind, außerdem wie viele Einwohner und welche Gebiete von einem Hochwasser betroffen wären.

Die Abflüsse des Mehlemer Bachs, der sich bei dem verheerenden Unwetter am 3. Juli 2010 in einen reißenden Fluss verwandelte und Teile von Mehlem und Niederbachem überflutete, wurden von der Bezirksregierung "infolge des Starkregenereignisses vom 3. Juli 2010 als Extremhochwasser eingestuft", heißt es in der Mitteilung der Verwaltung. In Bonn seien an diesem Tag 51,4 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgeflossen. Solch ein Ereignis wiederhole sich statistisch alle 1000 Jahre. Ferner kommt die Stadt zu dem Ergebnis, dass die Karten zeigten, "dass hinsichtlich des kommunalen Hochwasserschutzes keine grundsätzlichen Defizite bestehen".

Diese Einschätzungen stoßen auf die Kritik der Grünen-Bezirksfraktion um ihren Sprecher Gerhard Lemm. Historische Dokumente wiesen vergleichbare Überflutungen für die Jahre 1931 und 1966 aus. Hinzu komme der Klimawandel, so dass von einem Hochwasser "mit einer Wiederholungszeitspanne von zehn bis 50 Jahren" auszugehen sei. "Nach Ansicht der Godesberger Grünen bestehen damit erhebliche und grundsätzliche Defizite im kommunalen Hochwasserschutz am Mehlemer Bach - und das insgesamt im interkommunalen Raum", so Lemm. Diese Mängel müssten behoben werden.

In einem Antrag fordern die Grünen, dass sich die Verwaltung mit den zuständigen Stellen der Bezirksregierung, des Rhein-Sieg-Kreises und der Gemeinde Wachtberg in Verbindung setzt, um folgende Ziele und Maßnahmen umzusetzen:

  • An den Oberläufen des Mehlemer Bachs sollen naturnahe Überflutungs- und Hochwasser-Rückhaltebereiche geschaffen oder erhalten werden. Diese müssten so groß sein, dass bei einem Starkregenereignis wie am 3. Juli 2010 an den Verrohrungen in der Domhofstraße und Mainzer Straße ein staufreier Abfluss gewährleistet ist. Möglich sei dies zum Beispiel oberhalb der "Grube Laura" und oberhalb von Kürrighoven.
  • Am Bach sollten keine neuen Baugebiete ausgewiesen werden, "die eine negative Auswirkung auf die Hochwassersituation haben könnten".
  • Werden Bauvorhaben in der Nähe des Bachs genehmigt, sollte (vor allem in Wachtberg) unnötige Versiegelung vermieden werden, um weniger Niederschlagswasser einzuleiten.
  • In den neu festgelegten Schutz- und Überflutungsbereichen des Züllighovener, Berkumer und Mehlemer Bachs dürfte nach Wunsch der Grünen kein neues Bauland ausgewiesen werden.
  • Die vorhandenen Bachläufe sollten nach Möglichkeit naturnah ausgebaut werden.

Der Plan, bis 2015 Hochwassermanagementpläne zu erstellen, in denen festgehalten wird, welche Schutzmaßnahmen von wem ergriffen werden können und müssen, geht den Grünen nicht weit genug. Die Umsetzung der Vorsorge-Maßnahmen müsse zeitnaher erfolgen. "Bedauerlicherweise haben die interkommunalen Verwaltungen - bis auf die kostenintensiven Reparaturmaßnahmen am Einlauf in den Rhein - auch nach zwei Jahren keinen Umsetzungsplan zum Hochwasserschutz am Mehlemer Bach mit konkreten Maßnahmen vorgelegt", so Lemm.

Die Darstellung der Überflutungsgebiete in den Karten reiche nicht aus: Aufgrund der Defizite - unter anderem die Annahme der Politiker, dass am Oberlauf nur eine bestimmte Menge Wasser in den Bach abfließen darf, weil sonst der verrohrte Unterlauf in Mehlem zu klein für die Wassermassen ist - "müssen aufgrund der genannten Defizite die baulichen Konsequenzen am Bachoberlauf gezogen werden".

Auch die CDU hat sich mit dem Thema beschäftigt und bleibt laut Ratsherr Jan Claudius Lechner "an dem Thema dran". Sie wünscht sich, dass die Stadt in Kooperation mit dem Rhein-Sieg-Kreis weiterhin die Option prüft, im Oberlauf "Retentionsvolumen durch die Anlegung eines oder mehrerer kleinräumiger naturnaher Rückhaltebecken oder durch geeignete Renaturierungsmaßnahmen zu schaffen". Sollte dies nicht realisierbar sein, sollten andere Maßnahmen geprüft werden, um das Hochwasserrisiko zu senken.

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