Die Lauflust begann vor 18 Jahren Helmut Koll lief seinen 100. Marathon in Jamaika

FRIESDORF · Der schnauzbärtige Barbier Helmut Koll aus Friesdorf ging einst eine Wette ein, nämlich dass er den sechs Monate später stattfindenden Köln-Marathon niemals schaffen würde. Es kam anders: Er schaffte es - und entdeckte eine neue Leidenschaft.

 Bei seinem 100. Marathon auf Jamaika erhielt Helmut Koll die Startnummer 100 und eine Urkunde als Mitglied im "100 Marathon Club Deutschland".

Bei seinem 100. Marathon auf Jamaika erhielt Helmut Koll die Startnummer 100 und eine Urkunde als Mitglied im "100 Marathon Club Deutschland".

Foto: privat

Die Einrichtung des Eckladens am Klufterplatz ist so außergewöhnlich wie sein Besitzer selbst. Der schnauzbärtige Barbier Helmut Koll, der mit seinem Salon seit mehr als 40 Jahren in Friesdorf ansässig ist, präsentiert an den Wänden des kleinen Herrensalons nicht nur 800 seiner mehr als 2000 Exemplare zählenden Kölschgläsersammlung, sondern auch eine Vielzahl nationaler und internationaler Medaillen, die er sich in 18 Jahren „erlaufen“ hat. Die letzte erhielt er im vergangenen Dezember beim legendären Reggae-Marathon in Jamaika – seinem 100. Lauf, bei dem der 63-Jährige zufälligerweise auch noch die gleichlautende Startnummer erhielt. Und natürlich eine Urkunde vom „100 Marathon Club Deutschland“.

Seinen ersten Marathon im Jahr 2000 verdankt der Friseur einer Wette. Zugegebenermaßen „nach ein paar Bierchen“ behauptete der damals 90-Kilo-Mann, der nie zuvor Sport getrieben hatte, dass er den sechs Monate später stattfindenden Köln-Marathon schaffen werde. „Ich bin auch angekommen“, sagt er schmunzelnd und verlor beim Training „im Vorbeilaufen“ ganze 20 Kilogramm Körpergewicht. „Darum laufe ich bis heute“, erklärt Koll, verrät aber, dass er seitdem wieder zehn Kilo mehr auf der Waage hat. Aus dem sportlichen „Spätstarter“ wurde ein „Frühaufsteher“. Trainingsläufe absolviert Koll morgens um vier Uhr. In den Sommermonaten im Kottenforst, im dunklen Winter läuft der Marathon-Mann lieber zum Rhein runter, wo ihn seine Strecke dann über Kennedy- und Südbrücke führt. Seine Ernährung stellt er vor anstehenden Marathons nicht um. „Spitzenläufer werde ich eh nicht mehr“, meint er.

Zwischendurch mal ein Bierchen

In den ersten Jahren hatte der gebürtige Friesdorfer noch einen Laufpartner, der dann jedoch aus gesundheitlichen Gründen ausschied. Ge-meinsam liefen sie unter dem Vereinsnamen „Friesdorfer Rennschnecken“; natürlich mit passendem Logo auf dem Trikot. „Wir haben das nicht ganz so ernst genommen“, berichtet er und läuft nach eigenen Angaben keine Strecke am Stück. „Bevor ich am nächsten Tag nicht arbeiten kann, gehe ich lieber zwischendurch.“ Beim 100. Lauf in Negril an der Westküste Jamaikas kam Koll nach 5 Stunden und 17 Minuten ans Ziel. „Mit Pausen dazwischen“, gesteht er. Denn schließlich habe ihn die Laufstrecke gleich viermal an seiner Unterkunft vorbeigeführt, wo seine Lebensgefährtin ihm stets ein Bier gereicht habe. Übrigens kein Kölsch. „Das gibt's da leider nicht.“

Die Pulsuhr ist Kolls ständiger Begleiter. Sie zeigt an, dass er im vergangenen Jahr knapp 300 Stunden und insgesamt 2663 Kilometer gelaufen ist. Sein Verbrauch an Laufschuhen ist hoch. „Nach 1000 Kilometern ist die Dämpfung nicht mehr so gut“, weiß der Hobbysportler, den seine Lauflust unter anderem schon nach Miami, Mexiko, Havanna und Ibiza geführt hat. Danach richtet sich auch seine Urlaubsplanung. Am 7. April steht der größte Marathon der Niederlande in Rotterdam auf dem Programm. „Dann verbringe ich dort mit meiner Lebensgefährtin ein verlängertes Wochenende“, so Koll.

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