Die Grenzen der Altenhilfe Godesberger fordert Gesetzesänderung für Altenhilfe

Bad Godesberg · Die „Klassische Altenhilfe“ stößt bei Kranken mit Schluckstörung an ihre Grenzen. Altenpfleger dürfen nur im Mund Schleim absaugen, nicht an der Luftröhre. Ein Godesberger fordert deshalb eine Gesetzesänderung.

 Eine alte Frau, die auf Pflege angewiesen ist. Hat die Pflegeperson eine Schluckstörung, dürfen die Altenpfleger nur im Mund Schleim absaugen, nicht an der Luftröhre.

Eine alte Frau, die auf Pflege angewiesen ist. Hat die Pflegeperson eine Schluckstörung, dürfen die Altenpfleger nur im Mund Schleim absaugen, nicht an der Luftröhre.

Foto: picture alliance / Britta Peders

Der ältere Herr aus Bad Godesberg kommt gerade aus einem Krankenhaus. Seine an einer Dysphagie, also einer starken Schluckstörung, leidende Frau wird dort gerade wegen einer daraus entstandenen Lungenentzündung behandelt. Das Problem sei, dass er im gesamten Stadtgebiet für seine bettlägrige und demente Frau keine Pflegeleistung organisieren könne, die sie vor einer erneuten Verschleimung der Luftröhre bewahre, sagt der Mann.

Er möchte zum Schutz seiner Frau seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Er wisse sie in dem Altenheim, in das sie zurückkehre, in guten Händen. Aber bei Verschleimungen, die bei Dysphagie-Patienten vom Mundraum in die Bronchien wandern könnten, seien den Pflegekräften in allen Altenheimen auch im Bonner Raum bislang die Hände gebunden, hat er erfahren. Der ältere Herr seufzt. Sogar bei der Palliativpflege erhielt er eine Absage.

„Pflegekräfte dürfen nur im Mundraum Schleim absaugen. Diese rechtliche Grauzone ist doch für sicher noch mehr Betroffene untragbar“, sagt der Mann, der selbst Jurist ist. Da müsse eine Gesetzesänderung her. Der Leiter des Altenheims seiner Frau bestätigt auf Anfrage, dass die für sie im Ernstfall nötige Intensivpflegeleistung in seinem Altenheim gesetzlich nicht erbracht werden dürfe.

Das gebe der mit jedem Patienten geschlossene Versorgungsvertrag nicht her. Eine externe ambulante Pflege dürfe man zudem nicht im Haus arbeiten lassen. Leider gebe es bundesweit auch nicht genügend Auszubildende in der Intensivpflege, fügt der Heimleiter noch hinzu. Falls die Patientin erneut eine schwere Verschleimung bekomme, müsse man sie in die Klinik bringen.

Nur Absaugen des Mund- und Rachenraumes ist erlaubt

Das Sozialamt wiederum bestätigt, dass die für die betroffene Patientin nötige Behandlungsmethode eine so spezielle sei, „die nicht in den klassischen Bereich der Altenpflege fällt:“ eben das endotracheale, also über die Luftröhre erfolgende Absaugen. Nur das Absaugen des Mund- und Rachenraumes, um Sekret oder Essensreste zu entfernen, könne jedes Pflegeheim leisten, erläutert Stefanie Zießnitz vom Presseamt. „Das Sozialamt rät dem Mann, mit dem Sozialdienst des Krankenhauses Kontakt aufzunehmen, dessen Aufgabe es ist, hier Hilfestellung für die weitere Versorgung zu geben“, so Zießnitz.

Darüber hinaus stünden auch in der ambulanten Versorgung Intensiv-Pflegedienste zur Verfügung, die solche speziellen Pflegeleistungen übernehmen könnten. Das Presseamt nennt hier das Pflegeteam Wentland. Dessen Intensivpflegedienst sitze jedoch in Rheinbach, klagt der ältere Herr, der dorthin schon Kontakt aufgenommen hatte. Er befürchte, dass die Fachkräfte im Ernstfall gerade nachts, wenn seine Frau unter starken Schluckbeschwerden leide, eine zu lange Anfahrt hätten.

Seiner Ansicht nach müsse es im Großraum Bonn einfach mehr Dienste dieser Art geben. Und es sollten endlich auch die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden, dass auch in deutschen Pflegeheimen im Notfall Luftröhren abgesaugt werden dürften. „Betroffene wie wir können doch nicht immer den Notarzt rufen.“ Der Mann hat nun die derzeit behandelnde Bonner Klinik um Hilfe gebeten. „Und ein sehr netter Chefarzt hat das Problem, das ja nicht nur uns betrifft, sofort erkannt und bringt mir jetzt alles bei, damit ich selbst meiner Frau im Ernstfall helfen kann.“ Der Mann wird also in Kürze beruhigter sein können: Weil er weiß, dass er sich, wenn es hart auf hart für seine Frau kommt, auf sich selbst verlassen kann.

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