Das Image einer Stadt "Godesberg ist viel besser als sein Ruf"

Bad Godesberg · Rose-Marie Schrottka, Inhaberin des gleichnamigen Juweliergeschäfts in der Alten Bahnhofstraße, ist verärgert. Zu oft hat sie in letzter Zeit von dem schlechten Image ihres Stadtteils hören und lesen müssen. "Ich kann das nicht mehr haben, dass man so schlecht darüber spricht", erklärt die ältere Dame bestimmt.

Anfang Mai hatten Godesberger Bürger an einer Diskussionsrunde des General-Anzeigers im Rheinhotel Dreesen teilgenommen. Der Tenor war zwiespältig: Die einen sagten, dass sich die Situation in Bad Godesberg stetig verschlechtere und das Einzelhandelsangebot immer unattraktiver werde. Dem widersprachen andere Anwesende: Godesberg sei ein lebens- und liebenswerter Stadtbezirk, der alles biete und durchaus attraktiv sei, allerdings von den Bürgern selbst schlecht geredet werde.

"Wir haben ein funktionierendes Vereinsleben, Brauchtum wird hier gelebt, die Leute sind offen. Der Ortsteil wird von vielen negativ beurteilt, aber so negativ ist Bad Godesberg nicht", betont Schrottka. Dies sieht Brigitte Grüll, Vorsitzende des Vereins Stadtmarketing Bad Godesberg, ebenso: "Das lebendige Vereinsleben in den Ortsteilen sowie diverse Freizeitangebote runden das Bild eines sympathischen Bezirks ab." Schrottka ergänzt: "Wenn man immer wieder etwas schlecht macht, dann ist man irgendwann überzeugt". Grüll pflichtet bei: "Wir sollten uns als zuallererst der noch bestehenden positiven Dinge bewusst werden und dies vor allem auch äußern."

Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann stimmt beiden Frauen zu: "Leider reden die Einheimischen Bad Godesberg zu sehr herunter, statt die Stärken hervorzuheben." Bad Godesberg sei eine grüne Stadt mit hoher Wohnqualität, so Schwolen-Flümann weiter. Sie freue sich über die liebevoll renovierten Häuser im Villenviertel. Gleiches gelte für die Grünanlagen, die "typisch Bad Godesberg" seien. Natürlich gebe es Schattenseiten. "Mich ärgern vernachlässigte Geschäfte. Es kann nicht sein, dass Ladenlokale nur deshalb leerstehen, weil überhöhte Mieten gefordert werden und der Eigentümer diesen Leerstand akzeptiert", so die Bezirksbürgermeisterin.

Zu überhöhte Mieten beklagt auch Grüll: "Die hohen Pachtvorstellungen oder unzeitgemäße Architektur lassen teilweise seit Jahren positive Veränderungen einfach nicht zu." Schrottka schlägt dazu vor: "Was den Leerstand betrifft, sollten die Inhaber ihre Geschäfte renoviert übergeben. Sonst kann man nicht erwarten, dass ein Laden schnell wieder vermietet wird." Die Händlerin eines Buchladens befürchtet hingegen in den kommenden Jahren einen Abwärtstrend, was die Neuvermietungen von Geschäften betrifft. "Wir haben insbesondere in der Alten Bahnhofstraße zu viele Fachgeschäfte eines Geschäftszweiges. Ältere Leute kaufen in Bad Godesberg noch gern ein. Aber junge Leute zieht es oftmals dazu direkt in die Bonner Innenstadt. In unserem Buchladen muss ich Literatur manchmal bestellen, die jungen Leute möchten nicht darauf wie Ältere warten. Ich befürchte daher, dass die Kaufkraft weiter sinken wird", so die Händlerin.

Eine Passantin stört die vielen Bäckereien und Imbissläden im Ort. "Zu Essen haben wir wahrlich genug, aber mir fehlen mehr Fachgeschäfte", sagt sie lachend. Ein junger Mann hingegen kauft gern im Stadtteil ein. "Es geht hier ruhiger zu, in Bonn ist es immer hektisch. Ich bekomme hier alles, und ein Gespräch mit dem Händler ist auch immer möglich. Das schätze ich sehr." Die Bezirksbürgermeisterin stimmt zu: "Daran können alle mitwirken, ganz einfach dadurch, dass sie in Bad Godesberg einkaufen und nicht ihr gutes Geld anderswohin tragen."

Beim äußeren Gesamteindruck besteht allerdings Handlungsbedarf. "Es sind Kleinigkeiten vielleicht, wie Fahrradständer, Abfallbehälter aber auch Blumenkübel und Plakatständer, die aufgrund ihres Zustands den Gesamteindruck stören", so die Vorsitzende von Stadtmarketing. "Da fehlt an manchem Haus der viel zitierte Eimer Farbe", so Schwolen-Flümann. Sie hoffe sehr, dass im Zuge des Umbaues der Koblenzer Straße die Fassaden seitens ihrer Eigentümer einen Neuanstrich erhielten. "Die Sanierung der Koblenzer Straße ist mit Sicherheit ein großer Schritt in die richtige Richtung. Mit mehr Zusammenhalt und gemeinschaftlichem Handeln erhoffe ich mir eine erfolgreiche und stabile Zukunft meiner Heimatstadt", so Grüll.

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