Godesberger Heimat- und Geschichtsverein Gewohntes mit neuen Augen sehen

BAD GODESBERG · Den Schaumburger Hof kennt in Plittersdorf wahrscheinlich jeder, genauso wie das Rheinhotel Dreesen jedem Rüngsdorfer ein Begriff ist. Die lange Historie der Gebäude hingegen ist oft weit weniger bekannt. Um die Geschichte der prominenten Gebäude öffentlich sichtbar zu machen, hat der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg 15 neue Infotafeln an historischen Stätten in Plittersdorf und Rüngsdorf angebracht.

Im Rahmen des historischen Spaziergangs besichtigen die Teilnehmer den großen Sitzungssaal im Schloss Deichmanns Aue.

Im Rahmen des historischen Spaziergangs besichtigen die Teilnehmer den großen Sitzungssaal im Schloss Deichmanns Aue.

Foto: Ronald Friese

Acht davon befinden sich unmittelbar an der Rheinpromenade. "Seitdem die angebracht sind, fahren die Fahrradfahrer etwas langsamer", sagt der Vereinsvorsitzende Martin Ammermüller mit einem Augenzwinkern. Mittlerweile hängen knapp 40 Tafeln in Godesberg und Umgebung. Die ersten wurden vor einem Jahr eingeweiht; bis zum Ende des Projekts sollen es insgesamt rund 100 Schilder werden. Finanziert werden sie zum Teil aus den Mitgliedsbeiträgen des Vereins, größtenteils aber durch Spenden.

Die neuen Tafeln zieren den Schaumburger Hof, das Haus Carstanjen, das Steinhaus, die Villa Cahn und die Christuskirche in Plittersdorf sowie die Marienkapelle, den Alten Kirchturm St. Andreas, die Villa Deichmann, die Deichmannsche Remise, das Schloss Deichmanns Aue, die Villa Cappell, das St. Vinzenzhaus, das Alte Fachwerkensemble, das Rheinhotel Dreesen und die Bastei in Rüngsdorf.

Alle Tafeln sind mit QR-Codes ausgestattet, die im Internet auf die "Mobil unterwegs"-Seiten des Vereins führen. Dort können Texte und Standorte aller Schilder abgerufen werden. Wer seinen Spaziergang vorher planen möchte, kann auch auf die Infobroschüren des Vereins zurückgreifen. Diese enthalten neben detaillierten Informationen zur Geschichte vieler Gebäude auch eine Route für Spaziergänger, um die Gebäude möglichst effizient abzulaufen. Broschüren von zwölf verschiedenen Stadtteilen können für je 2,50 Euro an der Fahrkartenverkaufsstelle der SWB in der Alten Bahnhofstraße erworben werden.

Eingeweiht wurden die neuen Tafeln mit einem Spaziergang entlang des Rheins, zu dem sich über 60 Interessierte einfanden. Startpunkt der Tour war das Schloss Deichmanns Aue, das heute als Sitz des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung der Öffentlichkeit normalerweise nicht ohne weiteres zugänglich ist. Während der Besichtigung der dank Stuck, Spiegelwänden, Kristalllüstern und Kaminen prunkvollen Sitzungssäle, erfuhren die Teilnehmer allerhand über das Schloss.

1955 zum Beispiel wurde Deutschland in den Räumlichkeiten der ehemaligen Sommerresidenz der Kölner Bankiersfamilie Deichmann durch die Aufhebung des Besatzungsstatuts ein souveräner Staat. Tour-Guide Winfried Rometsch glänzte auch mit Wissen zu zahlreichen historischen Stätten, die bisher kein Schild erhalten haben, darunter die Villa Güls, das Haus des Ruderbootvereins des Pädagogiums Godesberg und das Rüngsdorfer Schwimmbad.

Infos zu längst verschwundenen Gebilden konnte Rometsch durch historisches Bildmaterial veranschaulichen. Die Böschung vor der Villa Cahn zum Beispiel hat keinen natürlichen Ursprung. Amerikanische Soldaten frästen hier gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ein Stück aus der Erde, um eine provisorische Brücke über den Rhein zu schlagen.

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