Interview mit Markus Zettelmeyer Feuerwehrchef will beim Aufbau eines Unwetter-Frühwarnsystems helfen

Mehlem/Wachtberg · Nach dem erneuten Unwetter am 20. Juni will die Mehlemer Feuerwehr eine Fachgruppe Bachhochwasser gründen. Die bietet nicht nur Hochwasserschulungen für die Bürger an, die ihr Haus schützen wollen, zudem will man auch ein Frühwarnsystem mit der Gemeinde Wachtberg aufbauen. Was Wachtbergs Feuerwehrchef Markus Zettelmeyer davon hält, sagt er im Interview.

 Wachtbergs Feuerwerhrchef Markus Zettelmeyer.

Wachtbergs Feuerwerhrchef Markus Zettelmeyer.

Foto: Axel Vogel

Ist die Initiative der Kollegen in Mehlem in ihrem Sinne?
Zettelmeyer: Grundsätzlich begrüße ich das Engagement, denn es dient der Information und Aufklärung der Bevölkerung.

Die Mehlemer Feuerwehr will vor allem ein gemeinsames Frühwarnsystem mit der Wachtberger Nachbarkommune aufbauen. Wie könnte das aussehen?
Zettelmeyer: Unsere Funkzentrale in Berkum, die bei größeren Schadenslagen in Betrieb geht, könnte künftig bei Unwettern neben der Bonner Rettungsleitstelle auch Mitglieder der Löschgruppe Mehlem informieren. Etwa per SMS. Beispielsweise könnten wir eine Information senden, dass die Wachtberger Feuerwehr viele Keller in Werthhoven leer pumpen muss. Das lässt darauf schließen, dass größere Wassermengen bald auch in Richtung Rheintal und Mehlem abfließen werden.

Was könnte es noch geben?
Zettelmeyer: Wir sind mit dem Wachtberger Abwasserbeseitigungsbetrieb im Gespräch, Messungen von Regenmengen zukünftig auch zeitnah abrufen zu können, um diese in ein Frühwarnsystem einzuarbeiten. Das wäre nicht nur für die Feuerwehrkollegen aus Mehlem, sondern auch für die Bürger interessant.

Lassen sich die Bürger auch konkret mit Sirenen warnen, wie ihre Mehlemer Kollegen vorgeschlagen haben?
Zettelmeyer: Die sind aus meiner Sicht das einzige Mittel, mit der sich ein möglichst großer Teil der Bevölkerung erreichen lässt. Zumal wir bei größeren Schadenslagen oft erlebt haben, dass die Telefonnetze zusammenbrechen. Daher habe ich es nach dem Wegfall einer militärischen Bedrohung immer für sinnvoll gehalten, die Sirenen in Wachtberg zu behalten. Auch angesichts der Tatsache, dass die Feuerwehr im Notfall kaum noch über Sirenen, sondern über Funkmelder alarmiert wird. Um die Bevölkerung zu warnen, gibt es bislang keine schlüssige Alternative zur Sirene, was die Reichweite angeht. Allerdings müsste man an Sirenenwarnungen bei Unwettern Voraussetzungen knüpfen.

Welche?
Zettelmeyer: Die Sirenen dürften nur zentral von der Leitstelle ausgelöst werden und nur in Verbindung mit einer Radiodurchsage etwa bei Radio Bonn/Rhein-Sieg. Nur so wissen die Bürger, was die Sirenen bedeuten.

Was könnte das für ein Reaktionszeit ermöglichen?
Zettelmeyer: Bis zu einer Stunde dürfte schon realistisch sein. Die Zeit könnten gefährdete Hauseigentümer dann nutzen, um etwa eine Sandsackbarriere er errichten.

Gibt es in Wachtberg überhaupt ausreichend Sirenen?
Zettelmeyer: Auf dem Gemeindegebiet stehen sieben Sirenen: in Niederbachem, Berkum, Arzdorf, Adendorf, Fritzdorf, Pech und Villip.

Da liegen aber noch Orte wie Gimmersdorf, Oberbachem und Ließem dazwischen.
Zettelmeyer: Daher werden wir auch über die Anschaffung zusätzlicher moderner Sirenen reden müssen, die einen deutlich höheren Wirkungsgrad haben.

Zur Person:

Markus Zettelmeyer (46) ist gebürtiger Wachtberger. Der gelernte Landmaschinenmechanikermeister lebt mit seiner Frau und einer Tochter in Niederbachem. Seit 2002 leitet er die Wachtberger Feuerwehr und ist stellvertretender Kreisbrandmeister.

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