Familienkrippe mit langer Tradition

FRIESDORF · Familie Roth stellt ihre Krippe seit 86 Jahren auf. Großvater Joseph Roth begann mit dem Bau der einzigartigen Anlage:

 Zur Familienkrippe gehört auch eine Höhle, die sich unter dem Stall befindet.

Zur Familienkrippe gehört auch eine Höhle, die sich unter dem Stall befindet.

Foto: Martina Sondermann

Sie ist das Prunkstück im Haus von Familie Roth und fällt sofort ins Auge, wenn man den weihnachtlich dekorierten Raum betritt. Die imposante Familienkrippe wird seit 1932 mit viel Liebe zum Detail in jeder Vorweihnachtszeit aufgebaut.

Auch in diesem Jahr benötigte Josef Roth wieder mehrere Tage, um die Krippe im Esszimmer seiner Mutter zu installieren. "Der Grundaufbau geht schnell", so Roth, "aber das Dekorieren dauert länger."

Mit dem Bau der imposanten Krippe hat sein Großvater Joseph Roth (1896-1945), der bekannte Friesdorfer Politiker und Märtyrer der katholischen Kirche, im März 1932 nach der Geburt des Sohnes Wilhelm (1932-1995) begonnen.

"Das war sehr symbolträchtig", meint Enkel Josef Roth mit Hinweis darauf, dass acht Jahre nach der Hochzeit endlich Familiennachwuchs da war.

Den Krippenstall hatte Joseph Roth damals aus alten Apfelkisten gebaut und dem heute noch existierenden Geburtshaus seines Vaters Wilhelm Roth (1870-1948), dem Kirchen- und Dekorationsmaler, in Neuhonrath bei Hennef nachempfunden - wie man an dem Ölbild erkennen kann, das neben der Krippe über der Anrichte hängt.

Der stolze Großvater und Künstler ließ es sich seinerzeit nicht nehmen, das Hintergrundbild der Familienkrippe 1941 selbst zu gestalten: Eine originalgetreue Nachtansicht der Stadt Bethlehem im Halbrund mit 3-D-Effekt. "Als wäre er da gewesen", sagt Josef Roth.

Die Krippenfiguren sind aus massivem Gips und stammen vom ehemaligen Kölner Krippenhersteller S.H. Schmidt & Heckner. "Mein Großvater hat die Rohlinge selbst bemalt", erklärt Roth. "In der Wallfahrtskapelle in Rheinbach stehen übrigens die gleichen Figuren in kleinerem Maßstab."

Die Roth'sche Familienkrippe besteht aus drei Etagen: Weihnachtsbaum, Stall und Höhle. "Jedes Jahr ändert sich bloß der Unterbau der Krippe", erklärt Josef Roth. "Diesmal habe ich Rinde und Moose verwendet und das Ganze V-förmig nach vorne erweitert." In der Höhle unterhalb des Stalls stehen Hirten und Schafe, die im Laufe der Zeit Zuwachs bekommen haben.

"Auf einem Flohmarkt habe ich mal einen kleinen Bauern gefunden", erklärt Roth, der auch ein paar Schafe ergänzt hat. Zur Höhlengruppe gehören außerdem zwei der Heiligen Drei Könige, wobei der dritte nicht etwa verlorengegangen, sondern traditionsgemäß schon immer bereits "oben" angekommen ist und neben dem Haus im Heuschober kniet. "Früher stand die Krippe auf einem Nähmaschinentisch", erinnert sich Roth.

"Da war die Höhle kastenförmig." Heute steht das Familienerbstück auf Holzböcken, so dass die Höhle dank der drapierten Tücher runder und damit realistischer wirkt. Die alten Batik-Tücher, die auch auf einem Schwarz-Weiß-Foto der Krippe aus den 30er Jahren zu sehen sind, gibt es noch. "Sie wurden bis zum Tod meines Vaters 1995 verwendet", berichtet Roth, der die alten Tücher mittlerweile aufgrund der größeren Krippenfläche durch neue ersetzt hat.

Hoch oben über der Familienkrippe thront seit jeher ein kleiner Weihnachtsbaum. "Der war früher immer echt", erklärt Roth, "ist heute aber künstlich." Und das aus gutem Grund, denn in den 40er Jahren geriet einmal ein Baum in Brand und zerstörte einen Teil des Dachleinens. Die Spuren sind heute noch zu sehen. "Als mahnendes Beispiel", so Roth. "Von dem Tag an gab es nur noch künstliche Tannenbäume."

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