Karneval in Bad Godesberg Familie schneidert im Hochsommer Kostüme für die Session

BAD GODESBERG · Die Bad Godesberger Familie Böke schneidert bei den Jecken Goten mehr als 30 Kostüme für die kommende Session. Tochter Gabriele ist designierte Godesia und packt ebenfalls mit an.

 Jeden Dienstag kommen zahlreiche Nähhelferinnen bei den Jecken Goten zusammen.

Jeden Dienstag kommen zahlreiche Nähhelferinnen bei den Jecken Goten zusammen.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Während viele Menschen aktuell an Sommer, Sonne, Ferien und Strand denken, scheint es derzeit dienstags im Clubhaus der „Jecken Goten“ um etwas ganz anderes zu gehen: um Karneval und Kostüme. An der Godesberger Straße ist das Ehepaar Julius und Gertrud Böke mit drei seiner sechs Töchter und zahlreichen Helfern aktiv. Die Bad Godesberger Familie führt eine Nähgruppe an, die Karnevalskostüme für die nächste Session schneidert. Und das mitten im Hochsommer. „Es ist zwar noch knapp vier Monate Zeit, bis die Karnevalsfreunde nach dem Sessionsauftakt zu ersten Veranstaltungen aufbrechen, aber die Zeit geht schnell herum“, sagt Böke-Tochter Manuela Gärthe, die die Nähgruppe leitet.

Manuela Gärthe leitet die Nähgruppe

Auch die Töchter Gabriele – ihres Zeichens designierte Godesia – und Sabine fühlen sich inmitten klappernder Scheren und surrender Nähmaschinen sichtlich wohl. Den Stoff für die Kostüme hat übrigens die künftige Karnevalsprinzessin gestiftet, und zwar gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Andreas Langoss. Der wird sie auch in der Session unterstützen – als Adjutant im Hofstaat. Auch Schwester Manuela begleitet ihre Tollität, sie wurde als Hoffriseurin gewonnen, ist für Haare und Make-up der Godesia zuständig. Außerdem, und das ist für die Truppe im Vereinsheim der Jecken Goten wesentlich, ist sie seit Jahren begeisterte Hobbynäherin. Sie sei der Motor der Nähaktivitäten, bescheinigt ihr denn auch Jecke-Goten-Vorsitzender Reinhard Haselow. „Manuela hat in den Osterferien das erste Musterkostüm gefertigt und leitet die Gruppe seit Mitte Juni an.“

Mindestens 23 Kostüme müssen für Familienmitglieder genäht werden, weitere acht stehen für Freunde aus Bayern und der Schweiz auf dem Nähprogramm. Bestimmt sind sie für die Prinzenproklamation und die Jubiläumsveranstaltungen der Jecken Goten, die in dieser Session ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Nur wie die Kostüme genau aussehen werden, bleibt (noch) ein Geheimnis. Eins aber ist klar: „Wir werden umwerfend aussehen“, sagt eine Helferin und lächelt.

Insgesamt werden 120 Meter Stoff verarbeitet. Ob das ausreicht? Das weiß keiner so genau. Zur Not aber wird nachgekauft. Der harte Kern der Nähgruppe besteht aus 25 Mitgliedern. Die einen nehmen Maß, die anderen beschäftigen sich mit den Papierschnitten, die es in verschiedenen Größen gibt. „Nicht egal ist, wie der Stoff zum Zuschneiden liegt und auch an die Nahtzugabe muss gedacht werden“, erklärt eine Helferin. Alles keine leichten Aufgaben, aber bei den Frauen geht die Arbeit Hand in Hand.

Der charakteristische Stoff wiederholt sich in jedem Kostüm

Wenn alles fertig ist, wird die Gruppe auf jeden Fall als solche erkennbar sein. Denn der charakteristische Stoff wird sich in jedem Kostüm wiederholen. Für die Männer entstehen Westen, Latzhosen und Schiffchen als Kopfbedeckung, für die Damen gibt es Hüte, Westen und Röcke. Auch Vereinschef Reinhard Haselow und Ex–Prinz Markus Knieps kommen nicht zu kurz, für die beiden werden spezielle Jubiläumskostüme genäht. Knieps, eigentlich ein Lannesdorfer Jeck, wird nämlich in der kommenden Session die Veranstaltungen der Jecken Goten mitmoderieren.

Hunderte Stunden ehrenamtlicher Arbeit werden investiert, sagt Julius Böke. „Aber es macht Spaß und schweißt die Gemeinschaft zusammen.“ Dass alles leicht von der Hand geht, liegt wohl auch daran, dass sämtliche Bökes mit dem Karnevalsvirus infiziert sind, ergänzt Tochter Gabriele. Und verrät dann doch eine kleine Kostümeinzelheit: Auf jedem Rücken wird „Wir sind Godesia“ stehen. Damit der größte jecke Erfolg in der Familiengeschichte auch passend überall kundgetan wird.

Ihre Tollität wird dann auch von den drei Schwestern unterstützt, die aktuell nicht beim Nähen dabei sind, unter anderem, weil sie zu weit von Bad Godesberg entfernt wohnen. Sie kommen aber ganz bestimmt, wenn es heißt „Einmal im Jahr ist Karneval“ – auch wenn die nähende Familie Böke (und damit auch die Jecken Goten) wohl das ganze Jahr über feiern.

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