Manipulation im Internet Falsches Foto und Video von Niklas P. im Umlauf

Bonn · Es kursiert nach der Tat Bildmaterial, das vermeintlich Niklas P. verletzt im Krankenhaus zeigt. Ein Verein gegen Internetbetrug deckte die Fälschung auf.

Nach der lebensgefährlichen Attacke auf Niklas P. in Bad Godesberg tauchte ein angebliches Foto des Jugendlichen im Krankenbett sowie eine Woche später das Video einer Überwachungskamera auf, das den brutalen Angriff zeigen soll – diese Aufnahmen stehen jedoch weder im Zusammenhang mit Niklas P. noch mit dem Übergriff.

Das Foto zeigt einen jungen Mann mit dunklen Blutergüssen und Schürfwunden auf dem angeschwollenen Gesicht. Eingebettet ist das Bild in einen Facebook-Eintrag mit dem Link zu einem Artikel des Express über die Attacke auf den 17-jährigen Niklas P. in Bad Godesberg. Auf den ersten Blick erscheint dies als offizieller Beitrag des Medienhauses. Aber bei dem Verletzten auf dem Foto handelt es sich nicht um den Bad Breisiger Schüler. Auch der Express hatte dieses Foto nicht veröffentlicht. Internetnutzer hatten den Facebook-Post manipuliert. „Wir sehen das mit Sorge und behalten uns rechtliche Schritte vor“, sagt Thomas Kemmerer, General Manager Digital Express.

Der Aufdeckung derartiger Fälschungen im Internet und den sozialen Netzwerken haben sich der österreichische Verein „Mimikama“ und die Initiative „Zuerst denken – dann klicken“ (ZDDK) verschrieben. Sie deckten ebenfalls das fälschlich verlinkte Foto im Fall Niklas P. auf. Dabei beziehen sie sich auf den Facebook-Eintrag einer Gruppe, die einen vermeintlichen Link zu einem Express-Artikel mit dem Foto geteilt hatte. Auf Anfragen und Hinweise von Facebook-Nutzern hatte der Verein den Post überprüft und dargelegt, dass das Bild gar nicht zum Original-Artikel gehörte.

Laut Mimikama zeige das Bild einen 26-Jährigen, der im Januar 2014 brutal zusammengeschlagen worden war. Dessen Vater habe damals die Aufnahme zur Suche nach den Zeugen ins Netz gestellt. Auch die Bild-Zeitung hatte zu der Zeit über den Fall berichtet und das Krankenfoto veröffentlicht. Das Foto ist dem Eintrag, also der Vorschau auf den Artikel, vermutlich manuell hinzugefügt worden.

Genau diese Funktion erlaubt Facebook den Betreibern von Seiten oder Gemeinschaften in dem sozialen Netzwerk. Während Nutzer von privaten Profilen einen Link zu einem Zeitungsartikel nur teilen dürfen ohne die Ansicht zu beeinflussen, können Administratoren hingegen sowohl Überschriften als auch Vorschaubilder ändern und austauschen – und auf diese Weise verfälschen oder sogar instrumentalisieren.

„Die Manipulation von Bildern hat es immer schon gegeben. Jedoch hat diese mit der Flüchtlingskrise stark zugenommen. Es muss sich nicht um eine Bildfälschung in diesem Sinne handeln. Meist werden echte Bilder genommen, aber mit einem aus dem Kontext gerissenen Text wiedergegeben“, erklärt Tom Wannenmacher, Gründer von Mimikama.

Neben dem Foto kursierte ebenfalls ein angebliches Video des brutalen Angriffs im Netz. Die Überwachungskamera filmte zwar einen echten Überfall mehrerer Männer auf einen jungen Mann, jedoch nicht in Bad Godesberg, sondern in London. „Im Fall von Niklas haben wir uns das angebliche ‚Überwachungsvideo‘ angesehen und haben danach via der Google-Rückwärtssuche das eigentliche Video auf einer amerikanischen Webseite gefunden“, erklärt Wannenmacher die Vorgehensweise.

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