Integration von Flüchtlingen Fachkräfte sollen Erzieher in Kindergärten entlasten

BAD GODESBERG · Wie können Flüchtlinge in die bestehenden Strukturen integriert werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich zurzeit viele Institutionen, so auch die Katholische Kirche in Bad Godesberg. Um besonders dem Nachwuchs eine Hilfestellung zu geben, Erzieher in den Kindergärten zu entlasten und Anregungen zu bieten, hat das Team um Dechant Wolfgang Picken das Aufgabenfeld des Beratungs- und Förderdienstes erweitert.

 Spielerisch nehmen die Kinder Kontakt mir ihren deutschen Altersgenossen auf.

Spielerisch nehmen die Kinder Kontakt mir ihren deutschen Altersgenossen auf.

Foto: Privat

Denn: „Wenn man ehrlich ist, fordert und überfordert die gegenwärtige Situation sowohl Kindergärten als auch Schulen“, sagt Picken. Deswegen sind Heidi Wichmann, Hildegard Heppner und Danuta Gall einmal pro Woche in den Kindergärten aktiv und arbeiten mit den Flüchtlingskindern.

Ein Novum, denn laut Picken gibt es so etwas bei anderen Trägern bisher noch nicht. Unterstützung kommt vom Rotary Club Bonn. Die Mitglieder spendeten 10.000 Euro, sodass die Finanzierung ein Jahr lang gesichert ist.

Zurzeit werden zehn Flüchtlingskinder in sechs katholischen Kitas betreut. Es sei sehr gut, dass sie dort einen normalen Alltag erleben, sagt Picken. „Aber die erlittenen Traumata und das Sprachdefizit kann man ehrlicherweise nicht einfach so auffangen.“

Auffällige Verhaltensweisen bei Flüchtlingskindern

Denn es gibt sie, die auffälligen Verhaltensweisen, beschreibt Gertrud Lindlar, Leiterin des Beratungs- und Förderdienstes. „Ein Kind hat ein Problem damit, wenn sich zu viele Menschen in einem Raum versammeln und zum Beispiel feiern. Das war zu viel, es hat nur geschrien.“ Dann sei es hilfreich, wenn Fachkräfte vor Ort sind.

Denn im Kindergartenalltag hätten die Erzieher sehr viel zu tun und könnten ein solches Verhalten als „bockig“ klassifizieren – obwohl vielleicht mehr dahinter steckt. Doch es gehe auch darum, „Überbeobachtung zu relativieren“, sagt Picken. „Wir haben ein Mädchen, das sich einfach hinlegt und schläft, wenn es müde ist.“ Da stelle sich die Frage, ob es total erschöpft oder einfach kulturell so geprägt ist.

Generell nehmen die Erzieher Überforderung, Erschöpfung oder Traumata wahr, ergänzt Picken. „Aber es stellt sich die Frage, wie man damit umgeht.“ Da sei es naheliegend gewesen, den (qualifizierten) Förderdienst mit ins Boot zu holen. Bislang werde ein solches Angebot von der Stadt nicht refinanziert. „Mittlerweile werden Traumata zwar als Förderungsgrund anerkannt.“ Aber bis die Prüfung abgeschlossen sei, seien kostbare Monate vergangenen. Er hoffe, dass sich das demnächst ändert. Denn: „Schnelle Hilfe spielt eine wichtige Rolle, damit Traumata sich nicht festsetzen.“

Die Kinder nähmen das Angebot gerne an, berichtet Wichmann. „Sie freuen sich, dass jemand Zeit für sie hat und sich eine Stunde lang nur um sie kümmert.“ Hinzu komme, dass man gute Fortschritte erziele. Und über die Kinder Kontakt zu den Eltern bekomme.

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