Buchvorstellung in der Godesberger Pauluskirche Evangelischer Pfarrer fragt, katholischer Bruder antwortet

BAD GODESBERG · Pfarrer Siegfried Eckert stellte sein neues, mit dem Prior der Bruderschaft in Taizé verfasstes Buch „Mehr Ökumene wagen“ vor. Dabei rät Eckert unter anderem, auf dem Weg, endlich das gemeinsame Abendmahl zu feiern, nicht auf die Offiziellen zu warten.

 Pfarrer Siegfried Eckert stellt sein neues Buch "Mehr Ökumene wagen" vor.

Pfarrer Siegfried Eckert stellt sein neues Buch "Mehr Ökumene wagen" vor.

Foto: Benjamin Westhoff

Nein, 95 Thesen wie Martin Luther hat Pfarrer Siegfried Eckert jetzt nicht an seine evangelische Pauluskirche gehämmert. „95 Thesen sollten es nicht sein, denn die sind längst geschrieben“, antwortet der „evangelische Dorfpfarrer“, wie er sich selbst keck bezeichnet. 95 Thesen rüttelten Europa vor fast 500 Jahren in Wittenberg auf.

Nächstes Jahr feiert die evangelische Kirche ihr Reformationsjubiläum. Eckert stellt in seinem neuen Buch „Mehr Ökumene wagen“ aber 95 Fragen. Und zwar über die Reformation, ihre Folgen und gegenwärtigen Herausforderungen. Beantwortet werden sie von Frère Alois, dem Prior der ökumenischen Bruderschaft im berühmten Taizé. Jetzt stellte Eckert die Neuerscheinung in der Pauluskirche vor.

Mitautor Frère Alois ist pikanterweise ein deutscher Katholik. Und so trifft hier also ein in seinen Antworten sanft wirkender, durch und durch ökumenisch denkender römischer Katholik mit einem evangelischen Gemeindepfarrer zusammen, der, wie er selbst mit spitzer Feder schreibt, „mittlerweile in der Realität des real existierenden Protestantismus“ angekommen ist.

Mächtig die Leviten gelesen

Und der seiner Kirche im Buchvorgänger „2017. Reformation statt Reförmchen“ schon mächtig die Leviten gelesen hatte: Sie ließe sich von Sparprozessen das Handeln diktieren und könne sich nur noch zu ein paar „Reförmchen“ aufraffen. Im neuen Buch wirkt nun selbst Eckert, der so gerne wider den Stachel löckt, milder. Der intensive Gedankenaustausch mit dem Prior der 75 Jahre alten Gemeinschaft von Taizé, die Eckert selbst seit Jahrzehnten fasziniert, lässt die Wellen also weniger hochschlagen.

Eckert fragt, bringt drängende innerkirchliche, aber durchaus auch soziale und politische Probleme auf den Punkt, Frère Alois antwortet pointiert. Sicher dürfte das Kapitel „Mehr Ökumene wagen“, das dem Buch den Titel gab, die wichtigsten Gedanken formulieren.

Beiden Gesprächspartnern geht es hier um die für sie erstrebenswerte Einheit im Christentum. Frère Alois fordert dazu auf, anzuerkennen, dass Christen aller drei Konfessionen durch die Taufe längst eins seien. Sie müssten die ungeteilte Kirche nur endlich sichtbar machen. Und das bedeute eine gerade aktuell wichtige „Botschaft des Friedens für die Welt“.

"Können Sie die Ungeduld verstehen?"

Woraufhin Eckert keck rät, auf dem Weg, endlich das gemeinsame Abendmahl zu feiern, nicht auf die Offiziellen zu warten, die doch nur hinterherhinkten und es nicht erlaubten. „Können Sie die Ungeduld verstehen? Warum kann es nicht auch außerhalb von Taizé heißen: Feiert zusammen, auch wenn die offiziellen Papiere noch nicht fertig sind.“

500 Jahre Reformation sorgten leider nicht überall für Feststimmung, kann sich Eckert dann doch nicht verkneifen, hinzuzufügen. Immerhin gebe 2017 Anlass zu denken. „Deshalb spricht der katholische Nachbar von Reformationsgedenken.

Im Handel erhältlich: Frère Alois, Siegfried Eckert, Mehr Ökumene wagen, Edition Chrismon, 17 Euro.

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