Streuobstwiesen in Wachtberg Erntezeit für Sternrenette und königlichen Kurzstiel

Wachtberg · Michael Behrendt setzt sich als Vorsitzender des Wachtberger Streuobstwiesenvereins für den Erhalt alter Obstsorten ein. Zurzeit ist Hauptsaison.

 Reiche Ernte: Michael Behrendt ist Vorsitzender des Streuobstwiesenvereins.

Reiche Ernte: Michael Behrendt ist Vorsitzender des Streuobstwiesenvereins.

Foto: Gisela Boness-Klein

Das Thema Wasser spielt in Ihrem Leben eine besondere Rolle. Haupt- und nebenberuflich.

Michael Behrendt: Ja, das ist so. Bereits als Präsident der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz hatte ich das seltene Glück, Arbeit und Hobby miteinander verbinden zu können. Schließlich dreht sich unser ganzes Leben rund um das Thema Wasser. Die Aufgaben dort waren spannend und stets mit Leben und Umweltschutz der Flussgebiete verbunden. Die Erfahrungen auf dem Gebiet der Ökologie, aber auch des Umgangs mit Niederschlägen und Abflüssen sind auch für einen so engagierten Verein von Nutzen. Unsere Obstwiesen wirken sich nicht nur auf den Naturhaushalt, sondern auch auf den Wasserhaushalt der Gemeinde aus.

Die Nachhaltigkeit Ihres Tuns steht für Sie sicher außer Frage?

Behrendt: Ich denke, die Spuren, die wir hier im Ländchen hinterlassen, werden unsere Kinder und Kindeskinder erst richtig schätzen lernen. Schließlich retten wir alte heimische Sorten, die ansonsten unauffällig nach und nach verschwinden – und mit ihnen genetische Schätze, deren Wert exponentiell steigt. So schön der alte knorrige Geselle auf dem Felde vor dem Mond auch aussehen mag, er ist irgendwann nicht mehr da. Herbstzeit ist die beste Pflanzzeit. Die Bäume können sich im Winter um ihre Wurzeln kümmern und benötigen so mit etwas Glück keine Gießkanne.

Es ist die Zeit des Erntedanks. Was bedeutet das im Moment für die Aktivitäten des Vereins?

Behrendt: Die Erntezeit ist die schönste Zeit für uns. Sie werden sich erinnern, es vergeht kein Gottesdienst ohne Äpfel und Birnen. Natürlich sind wir dankbar und stolz, das Wachstum und den Ertrag der Bäume erleben zu dürfen und in der Gemeinde mit vielen Aktiven arbeiten und feiern zu können. Im Moment konzentriert sich alles auf den Weg der Früchte vom Baum ins Lager. Dabei helfen neben den Mitgliedern Schulklassen, Konfirmanden, Menschen mit Energie und Freude an der Arbeit in der Natur. Die Flaschen werden in Birresdorf gefüllt und sind geschmacklich je nach Sorte, Ernteort und Zeit interessanter als manche dagegen immer gleich schmeckende Weine. Es gibt übrigens in Kürze eine Sonderpreisaktion für die Säfte aus dem letzten Jahr, schließlich brauchen wir Platz im Lager.

Der Verein verfügt über insgesamt 25 Wiesen. Wo befinden sich diese schwerpunktmäßig?

Behrendt: Die meisten Wiesen befinden sich rund um Ließem, aber an Größe ist auch Villip hervorzuheben. Sicher sind im nächsten Jahr einige Bäume groß genug, dass wir sie zur Ernte freigeben können. In Villip gibt es die Besonderheit der Jubiläumswiese, mit der viele schöne Geschichten verbunden sind. Jeder Baum steht dort für ein besonderes Ereignis, wie eine Hochzeit oder Geburt und wurde von sehr engagierten Bürgerinnen und Bürgern liebevoll gepflanzt und betreut.

Am 29. Oktober erwarten Sie sicher viele Mitglieder und freiwillige Helfer, die bei der Ernte mit anpacken. Was ist konkret zu tun und wie läuft so ein Tag ab?

Behrendt: Diesmal treffen wir uns um 10 Uhr an der Wasserburg Adendorf und kümmern uns um den königlichen Kurzstiel, die rote Sternrenette und viele andere leckere Sorten. Wir schütteln mit Fahrradhelm bewaffnet und haben immer Kuchenspenden und unsere Säfte an Bord. Ganz streng ist der Ablauf nicht, schließlich treffen sich interessierte und interessante Menschen, die auch neben der Arbeit etwas sehen und erfahren wollen.

Der Winter steht vor der Tür. Wie sehen die Aktivitäten während des Winters aus?

Behrendt: Im Winter nutzen wir die Ruhephase der Bäume für den Baumschnitt. Der Apfelbaum ist ein Kulturbaum und benötigt Erziehung und Pflege. Ansonsten wird das tragende Gerüst zu schwach für das schwere Obst und die Bäume leben nicht so lange, wie sie könnten. Das können beim Apfel über 100 Jahre werden, bei der Birne aber auch 200 Jahre. Im Februar/März bieten wir regelmäßig allen Interessierten Schnittkurse an. Den Abschluss im Frühling bildet unsere inzwischen überregional angenommene Obstblütentour zu Fuß oder mit dem Rad durch Wachtbergs schönste Flecken. Und noch ein kleiner Tipp für Weihnachten? Apfel- und Birnenbrände aus dem Ländchen!

Weitere Informationen über den Verein gibt es im Internet unter www.streuobst-wachtberg.de

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