Eines der letzten Traditionsgeschäfte Zoohandel Hergarten in Godesberg feierte 90. Geburtstag

Bad Godesberg · Mit dem Verkauf von Planzensamen an Kleingärtner begann die Geschichte eines der ältesten Fachgeschäfte in der Godesberger Innenstadt: dem Zoohandel Hergarten in der Schultheißgasse. Nun feierte das Familienunternehmen seinen 90. Geburtstag.

 Der Laden in den frühen 50er Jahren, davor steht der firmeneigene Lieferwagen: Ein Dreirad der Marke Tempo.

Der Laden in den frühen 50er Jahren, davor steht der firmeneigene Lieferwagen: Ein Dreirad der Marke Tempo.

Foto: privat

Seit der Gründung des Fachgeschäfts in den Goldenen Zwanzigern in Bonn und dem Umzug ins Godesberger Zentrum kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, hat sich der Laden und seine Umgebung stark verändert, sagt Käti Hergarten. Die 62-Jährige führt das Geschäft in der dritten Generation.

„Meine Großeltern eröffneten 1927 auf dem Belderberg in der Bonner Altstadt einen Laden, in dem sie zunächst nur Pflanzensamen verkauften“, so Hergarten. „Im Angebot anfangs zum Beispiel Petersilie und andere Pflanzen, die in den Schrebergärten der Bonner angebaut wurden.“ Erst nach und nach wurden Tiere und Pflegebedarf ins Programm aufgenommen. Das Bonner Geschäft lief schließlich so gut, das bald Filialen in Siegburg und Bad Godesberg aufgemacht wurden. Doch der Zweite Weltkrieg unterbrach die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens.

Das Ladenlokal in der Bonner Altstadt wurde durch Bomben zerstört, erzählt Hergarten, der Großvater starb im Krieg. Kurz nach Kriegsende eröffnete Käti Hergartens Großmutter zusammen mit ihrem Vater Willi Hergarten das Godesberger Geschäft wieder, in dem Haus, in dem heute das Fotostudio Bruder untergebracht ist. „Vor 70 Jahren, also 1947, kauften wir dann das Haus daneben und zogen in das Ladenlokal, in dem wir bis heute zu finden sind“, sagt Hergarten. Schon als kleines Mädchen hätte sie im Betrieb mitgeholfen. „Meine Mutter sagte immer, dass ich ihr zur Hand gegangen bin, seit ich über die Theke gucken konnte.“

Wenn sie an die alten Zeiten denkt, fallen ihr schnell die kleinen Käfige ein, in denen die Tiere früher gehalten wurden. „Es wird heute mehr auf die Bedürfnisse der Tiere geachtet“, erklärt sie. „Damals war es ja beispielsweise auch weit verbreitet, Fische im berühmten runden Goldfischglas zu halten.“ Auch im Bereich der Nagetiere habe sich eine ganze Menge geändert. So sei der Markt an großen Käfigen und luxuriös gestalteten Versteckmöglichkeiten für Hase, Hamster und Co. rasant gewachsen. Was die Tiere selbst angeht, gebe es zudem einiges, was aufgrund des sich stetig verändernden Zeitgeistes buchstäblich aus dem Angebot geflogen ist. „Früher wurden exotische Vögel noch viel aus fernen Ländern importiert“, erklärt Hergarten, die auch zahlreiche Piepmätze in Pflege nimmt, wenn ihre Besitzer in den Ferien verreisen. „Auch heimische Waldvögel waren mal im Trend, zum Beispiel Zeisige. Wir verkaufen sie aber schon lange nicht mehr – auch aus Überzeugung. Diese Tiere gehören in den Wald.“

Mit Blick auf die Veränderungen in der Bad Godesberger Innenstadt meint die Zoohändlerin: „Die Fachgeschäfte sterben aus.“ Als Zoofachgeschäft stünden sie allein auf weiter Flur, der letzte Laden dieser Art sei vor rund zehn Jahren aus der Innenstadt nach Berkum gezogen, sagt sie. „Ich will aber noch die hundert Jahre schaffen“, kündigt Hergarten an. Ihre Nachfolge hat sie bereits geklärt: Ihre Angestellte Mona Pörschke, die zurzeit die große Stammkundschaft des alteingesessenen Zooladens bedient, soll das Geschäft irgendwann einmal übernehmen. „Bis dahin ist es aber noch lange hin“, so Hergarten.

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