Wohnungsmarkt in Bad Godesberg Eine Herberge für Medizintouristen

BAD GODESBERG · An der Hochkreuzallee entsteht ein „Boarding House“. Es ist als Baustein gedacht, gegen Mietwucher vorzugehen und den Wohnungsmarkt in Bad Godesberg zu entspannen.

 Blick aus der Bahnunterführung Richtung B 9: An der Hochkreuzallee entsteht ein „Boarding House“.

Blick aus der Bahnunterführung Richtung B 9: An der Hochkreuzallee entsteht ein „Boarding House“.

Foto: Ronald Friese

An der Hochkreuzallee 8 wird zurzeit eifrig gebaut. Auf dem Grundstück unweit der B 9 entsteht ein viergeschossiges Mietshaus – das erste sogenannte Boarding House in Bad Godesberg, in dem Zimmer oder Apartments mit hotelähnlichen Leistungen vermietet werden. Ab 2017 sollen dort unter anderem Medizintouristen unterkommen, sagte Dieter Oberheuser, Geschäftsführer der Assella GmbH, der das Gebäude für den Investor vermarktet.

Auf 1000 Quadratmetern entstehen 18 möblierte Wohnungen, die jeweils zwischen 50 und 70 Quadratmeter groß sind. Sie haben eine Terrasse oder einen Balkon und sind barrierefrei, außerdem soll es eine Art Gemeinschaftsraum geben. Die Wohnungen in dem Boarding House werden zu Festpreisen vermietet, Untervermietung gebe es nicht, stellte Oberheuser klar. Zur genauen Höhe der Investitionssumme machte er keine Angaben, nur soviel: „Es sind mehrere Millionen Euro.“

„Gesundheitstourismus ist eine große Chance“, sagte Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke. Er sei ein starker Motor für Hotels, Gastronomie und Einzelhandel. Doch es gebe auch die Schattenseiten: „Teilweise werden Privatunterkünfte zu Wucherpreisen vermietet.“ Diesen Graumarkt könne man mit Gegenangeboten wie Boarding Houses bekämpfen.

Weitere Häuser sind geplant

Wie berichtet, ist die Zweckentfremdung von Wohnraum durch Zeitvermietung ein Problem, dies gilt besonders für den Medizintourismus. Dem sollte die Zweckentfremdungssatzung entgegenwirken, die seit Oktober 2014 gültig ist. Doch das ist nicht das einzige Problem: Anwohner berichteten in der Vergangenheit von überfüllten Mülltonnen, verschmutzten Treppenhäusern oder nächtlichem Lärm, der über das erträgliche Maß hinausgehe. Als besonders betroffen gelten Wohnanlagen an Burg-, Winter- und Quellenstraße.

Es sei schwierig, wenn eine Person eine Wohnung an- und parzelliert untervermiete, sagte Stein-Lücke. „Die Stadt hat zu wenig Struktur und Erfindungsreichtum, um dem entgegenzuwirken.“ Die Installation von weiteren "Boarding Houses" sei eine Möglichkeit, um dieses Ziel zu erreichen, so die Bezirksbürgermeisterin, die nach eigenen Angaben zurzeit Gespräche mit weiteren Investoren führt.

Der Bedarf ist da. 2015 seien 1200 Medizintouristen nach Bonn gekommen, sagte Stein-Lücke. Der größte Teil stamme aus Katar, Kuwait und Saudi-Arabien, aber auch Europäer seien darunter. Der Anteil der Russen sei leicht zurückgegangen. Die Hauptsaison für den Gesundheitstourismus liege zwischen April und Oktober. Dann nämlich, wenn auf der arabischen Halbinsel Ferienzeit ist.

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